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Auf den Spuren der Steine

Die geologische Vielfalt im Tharandter Wald soll Touristen anlocken. Geplant ist auch ein Besucherzentrum in Dorfhain.

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© PR/Geopark

Von Andrea Schawe

Tharandt. Der Tharandter Wald beherbergt viele Schätze: der Porphyrfächer in Mohorn-Grund, zum Beispiel. Der Steinbruch ist seit 1958 ein Naturdenkmal. Oder der ehemalige Steinbruch in Niederschöna, in dem ein komplettes Profil der Niederschönaer Schichten zu sehen ist und sich Fossilien finden lassen. Oder der sehr seltene Kugelpechstein von Spechtshausen. Oder Grillenburger Sandstein, der als Baugestein für die Goldene Pforte des Freiberger Doms genutzt wurde. „Das ist Geologie zum Anfassen“, sagt Dr. Mareike Eberlein. Fast alle Etappen der sächsischen Erdgeschichte sind auf kleinstem Raum im Tharandter Wald zu sehen – Relikte der Erzgebirgshebung, mehrfacher Vulkanausbrüche, wilder Flüsse und Meeresvorstöße. „Viele wissen das gar nicht“, sagt die Geografin.

Das soll sich ändern. Der Tharandter Wald soll ein Nationaler Geopark werden. 15 gibt es bundesweit, unter anderem die Schwäbische Alb, die Vulkanlandschaft Eiffel, die Eiszeitlandschaft an der Oder und auch der Muskauer Faltenbogen haben das Zertifikat. Der Tharandter Wald könnte der nächste sein. „Das Gesteins- und Mineralvorkommen ist außergewöhnlich vielfältig“, sagt Annett Geppert, die Vorsitzende des im Juli neu gegründeten Vereins Geopark Erlebnis Tharandter Wald.

Ziel des Vereins ist es, im Jahr 2017 das Zertifikat Nationaler Geopark zu bekommen. Acht Gründungsmitglieder arbeiten momentan an dem Projekt, auch der Förderverein Geologie im Tharandter Wald und der Verein Gästeführer Erzgebirge ist dem Geopark-Verein beigetreten. „Wir wollen Tourismusverbände, Gewerbetreibende, Landkreise und Kommunen mit ins Boot holen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Das Vorhaben sei durch die wachsenden Touristenzahlen eine riesige Chance für die regionale Wirtschaft.

Um ein Geopark zu werden, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein, unter anderem brauchen die Initiativen neben der geologischen Ausstattung – die auch gepflegt und erhalten werden muss – einen Trägerverein und ein Netzwerk mit Partnern, unter anderem aus der Wissenschaft. „Dabei sind wir bestrebt, nicht nur die Universität in Dresden und die Bergakademie in Freiberg, sondern auch Interessenvertreter aus Geologie, Umwelt und Kultur mit einzubinden“, sagt Annett Geppert. Für viele Studenten ist der Tharandter Wald wegen seiner geowissenschaftlichen Bedeutung ein Standard-Lehrobjekt.

Lange bekanntes Ausflugsziel

Auch die Grundlagen, um den Wald touristisch zu nutzen und auch zu vermarkten, seien schon vorhanden. „Zu DDR-Zeiten war der Tharandter Wald bereits ein bekanntes Ausflugsziel“, sagt Mareike Eberlein, die das Projekt des Vereins leitet. Nach der Wende sind die Zahlen zurückgegangen. Viele Vereine engagieren sich schon dafür, das wieder zu ändern, die meisten ehrenamtlich. „Wir wollen das bündeln“, sagt sie. Auch kulturelle Sehenswürdigkeiten gibt es im Tharandter Wald, die historischen Postmeilensäulen, die alte Poststraßen säumen, seien nur ein Beispiel.

Außerdem soll auf dem ehemaligen Gelände des Unternehmens Elbaudo an der Dorfhainer Talstraße ein geotouristisches Besucherzentrum entstehen – auch das ist ein Kriterium. „Das wäre der erste Anlaufpunkt für Touristen“, sagt Eberlein. Dort könnte eine Ausstellung die wichtigsten Fakten erklären, bevor es ins Gelände geht. Die Geschichte des Tharandter Waldes stecke in seinem Boden. Die Gesteine des Tharandter Waldes brachten nur unfruchtbaren Boden hervor, der landwirtschaftlich schwer nutzbar ist. „Also hat man sich für eine forstliche Nutzung entschieden. Deswegen ist der Tharandter Wald ein Wald“, erklärt die Geografin. „Das wollen wir wieder bewusst und erlebbar machen.“

Denn das Wissen lässt sich direkt im Gelände vermitteln, die Gesteine kann man sehen und ertasten. Geplant sind geführte Wanderungen, verschiedene Exkursionen, Gruppenausflüge zur Umweltbildung, Thementage seien vorstellbar. Auch eine Geowerkstatt ist geplant. „Dort könnten Besucher die Steine, die sie vorher im Gelände gesammelt haben, bearbeiten und unterm Mikroskop anschauen“, sagt Mareike Eberlein.

Schon im April waren Vertreter der Geounion der Alfred-Wegener-Stiftung, die das Prädikat verleiht, zu Führungen im Tharandter Wald. „Sie waren sehr begeistert“, sagt Annett Geppert.