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Auf den Hund gekommen

Bitte nicht füttern! Tierisch geht es im Stadtmuseum zu – mehr als 300 Figuren und Bilder zeigen Tiere in der Bildenden Kunst.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Auf die Frage, was sein Lieblingsstück ist, gibt es bei Steffen Förster kein Zögern. Er eilt auf eine Vitrine zu und zeigt auf einen etwa katzengroßen Hund, der nicht nur seltsam aussieht, sondern auch seltsam bezeichnet ist: „Liegender junger Jagdhund, sich kratzend.“ Geschaffen hat ihn 1732 Johann Joachim Kaendler – der wohl größte Meissen-Modelleur aller Zeiten. „Das ist die älteste europäische Hundeplastik aus Porzellan“, erklärt der Museologe, der die neue Sonderausstellung im Stadtmuseum „Bitte nicht füttern! Tiere in der Bildenden Kunst“ zusammengestellt hat. Seit dem Wochenende ist sie in der alten Franziskanerklosterkirche am Heinrichsplatz, wo das Museum sein Domizil hat, zu sehen. Dass der Hund etwas seltsam aussieht, kann daran liegen, dass er fast 300 Jahre alt ist und einer Rasse angehört, die man heute vielleicht gar nicht mehr kennt. Dass Kaendler das Tier bewusst verfremdet hat, wäre zu unerhört, um wahr zu sein. Jedenfalls hat Kaendler ihn geschaffen, weil August der Starke unzufrieden mit dem war, was an Tieren aus der Meißener Manufaktur kam. Denn er wollte im Japanischen Palais in Dresden einen Porzellanzoo einrichten. Und seit 1728 wurden für diese Menagerie der Tiere Plastiken aus Meissener geformt. Am Ende sollten es gut 200 sein, sagt Steffen Förster.

Er selbst hat mehr als 300 Figuren und Bilder zusammengetragen. Aus dem eigenen Fundus des Museums und aus Leihgaben, so auch von der Manufaktur und von privaten Sammlern. So hat Frank Werner aus Weinböhla Dutzende Hundefiguren für die Schau zur Verfügung gestellt. „Passend zum chinesischen Jahr des Hundes 2018. Mit ihrer Symbolkraft, die Loyalität, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit verkörpert, waren und sind Figuren der Vierbeiner besonders beliebt“, heißt es in einer Mitteilung zur Ausstellung.

Aber nicht nur aus edlem Meissener Porzellan sind Hundefiguren gefertigt worden, die Meißener Ofenindustrie modellierte ebenfalls solche Tierplastiken, etwa die Somag und die Teichert-Werke. Von Letzteren ist auch der sogenannte Teichert-Tiger in der Schau zu sehen. „Das war die populärste und meistgefertigte Plastik, die hatten viele im Schrank stehen“, erklärt Steffen Förster. Auch Briefbeschwerer, Buchstützen oder Aschenbecher wurden mit Tiermotiven geschmückt. Die Hochzeit der Kleinplastik fürs Wohnzimmer lag zwischen 1900 und den 1930er Jahren.

Aber auch davor und danach waren Tierdarstellungen ein wichtiges Thema in der Bildenden Kunst. Das veranschaulicht die Schau mit Bildern von Fischen, Pferden und Vögeln. „Das waren ja alles lebendige Tiere“, so Steffen Förster, „an denen konnte man nicht einfach Maß nehmen, es kam auf genaues Beobachten an, um ihre Gestik zu erfassen“. Ausnehmend gut ist das Erich Hösel, zwischen 1912 und 1929 Leiter der Gestaltung an der Porzellanmanufaktur, in seiner Pinguingruppe mit vier der lustigen Vögel gelungen.

Ihr gefalle besonders die „Blaue Kuh“‘ des Malers Werner Haselhuhn, sagt Museumsleiterin Martina Fischer. „Von einigen Gemälden haben wir Puzzle für Kinder anfertigen lassen, die Blaue Kuh gehört dazu.“ Zudem läuft in der Schau ein Film, der die Ausformung eines Kasuars, so wie er in Meißen im Rathaus zu sehen ist, zeigt.

„Bitte nicht füttern!“, bis 23. September, Stadtmuseum Meißen, Heinrichsplatz 3