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Auf dem Röhrsdorfer Friedhof ist es zu ruhig

Maximal zehn Bestattungen pro Jahr: Das bringt die Kirche in Probleme. Die Stadt verspricht ihr und den Einwohnern etwas.

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© Egbert Kamprath

Von Heike Sabel

Röhrsdorf. Ein Friedhof muss sich rechnen. Das klingt drastisch, und doch ist es Realität, auch für die Kirche. Weil der Friedhof in Röhrsdorf für die evangelische Kirche nicht mehr rentabel ist, hat sie sich an die Stadt Dohna gewandt. Von acht bis zehn Bestattungen pro Jahr kann die Kirchgemeinde die Kosten des Friedhofes nicht mehr tragen. Sie hat deshalb bei der Stadt einen Zuschuss „in angemessener Form bzw. Höhe“ zur Pflege beantragt.

Dohna selbst hat als Stadt keinen eigenen Friedhof. Das nehmen ihr die Kirchen ab, in Dohna ist es die große Gemeinde Heidenau-Dohna-Burkhardswalde, in Röhrsdorf die Schlosskirchgemeinde Lockwitz. Trotzdem bleibt das Betreiben eines Friedhofs laut sächsischem Bestattungsgesetz Pflichtaufgabe der Kommune. Bei einer möglichen Schließung des Röhrsdorfer Friedhofes wäre also die Stadt wieder in der Verantwortung. Deshalb scheint eine finanzielle oder materielle Unterstützung einfacher. Prinzipiell denkbar sei Hilfe bei der Pflege, so die Stadt.

Rasen mähen ist dabei nicht das Problem, doch die Kleinarbeit schaffe der Bauhof nicht, sagt Dohnas Hauptamtsleiter Tilo Werner. Egal, ob die Stadt den Vertrag der Kirche mit dem beauftragten Gartenbaubetrieb übernimmt oder es selbst macht, es kostet Geld. Damit will sich der Stadtrat spätestens im Zusammenhang mit der Finanzplanung für nächstes Jahr befassen. CDU-Fraktionschef Markus Altmann fordert alle Räte auf, sich den Friedhof anzusehen, sich Gedanken zu machen und Vorschläge zu unterbreiten. Alle Gremien von Ältestenrat über die Fraktionen bis zum Sozialausschuss sollen sich mit dem Thema beschäftigen. Der Friedhof liegt idyllisch am südlichen Ortsausgang und wurde 1844 eröffnet. Die erste Nachricht von einem Friedhof an der Röhrsdorfer Kirche stammt von 1534. Eine Schließung des Röhrsdorfer Friedhofes ist derzeit keine Option – wegen der historischen Anlage und möglicherweise geschützter Bäume, und weil er auch nach der letzten Beisetzung bzw. Beerdigung 20 Jahre gepflegt werden muss.

Die evangelische Landeskirche Sachsens hat rund 1 500 Friedhöfe im Blick, analysiert, konzipiert, schlussfolgert. Von einer kleiner werdenden christlichen Gemeinde könne nicht erwartet werden, dass sie die Bestattungen einer größer werdenden säkularen Gemeinschaft subventioniere, sagt Landeskirchen-Sprecher Matthias Oelke. Aus dieser Tatsache zu schlussfolgern, dass die Kirche ihre Friedhöfe an die Kommunen loswerden möchte, sei allerdings falsch, so Oelke. Kooperationen, wie nun in Röhrsdorf angestrebt, könnten eine Lösung sein.

Es ist ein sensibles Thema, weiß auch der Röhrsdorfer Ortsvorsteher und Stadtrat Dietmar Neumann (CDU). Auch die Vorfahren seiner Frau sind alle in Röhrsdorf begraben. „Wir müssen eine Lösung finden, dass der Friedhof erhalten bleibt.“ Nicht wegen seiner Familie, sondern weil es schlecht wäre, wenn sich die Stadt da raushielte.