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Auf dem Lindenhof hat man drei Eisen im Feuer

In Auterwitz gibt es einen Handwerkertag der besonderen Art. Hier kann sich jeder ausprobieren.

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© André Braun

Von Marcus Moeller

Auterwitz. Das Wetter in Auterwitz könnte besser sein an einem Sonnabend wie diesem – doch der April zeigt sich von seiner typischen Seite und wechselt die Lichtstimmung auf dem Lindenhof ein ums andere Mal. Gäste und Freunde des Handwerkertages hält das allerdings nicht von der guten Laune ab. Dazu gibt es auch keinen Grund, denn der Lindenhof ist bestens vorbereitet – Wetter hin oder her: Über offenem Feuer köchelt bereits eine vegane Suppe im Kessel, vegane und vegetarische Aufstriche stehen auf den Tischen neben dem friedlich dahinsummenden Gitarrenmusiker, der trotz weniger Gäste schon reichlich Beifall sammelt. Doch auch für Fleischliebhaber ist gesorgt: Neben Steaks vom Wildschwein sorgt in diesem Jahr ein riesiger Smoker-Grill für das leibliche Wohl der Gäste. „Wir garen dort seit gestern Mittag Fleisch vom Rind und vom Wildschwein konstant auf 80 Grad.“ Pulled pork, beziehungsweise pulled beef nennt sich das Ergebnis dieser in Schottland sehr populären Garmethode.

Doch in seinem vierten Jahr bietet der Handwerkertag nicht nur kulinarische Neuheiten. Neben dem Traumfängerbasteln, der Schmiede und dem Anmalen eines alten Käfers gibt es in diesem Jahr eine Schmuckwerkstatt. Und zusätzlich zum Herstellen von Naturprodukten können die Besucher erstmals selbst mittels einer Wurstmaschine ihre Bratwurst machen. „Mir ist wichtig, dass wir Handwerk zum Mitmachen anbieten“, sagt Claudia Eberlein vom Lindenhof. Auf vielen Handwerkermärkten könne man zwar zusehen, aber nicht selbst mit anpacken.

Dass das Konzept, selbst ausprobieren zu dürfen, auf Interesse stößt, ist nicht zuletzt beim gelernten Kunstschmied Martin Becher zu sehen. Kinder wie Erwachsene können beim Handwerkertag mit seiner Hilfe Messer eigenhändig herstellen. Genutzt wird dafür alter Baustahl. Die Eisen werden mit Hilfe glühender Kohlen erhitzt und dann unter einem Lufthammer aus den 60er Jahren grob in Form gebracht. Später muss das Messer noch gehärtet, geschliffen und feingeschmiedet werden. Für ein Messer benötigt Martin Becher nicht mehr als eine halbe Stunde. „Wenn ich es gemeinsam mit Kindern mache, dauert es etwa eine Stunde, da ich zwischendurch erkläre.“ Die Schnelligkeit komme vor allem aufgrund effizienter Arbeitsweise, sagt Becher. Man habe beispielsweise immer mehrere Eisen im Feuer, um Wartezeiten zu verhindern. Daher komme auch das Sprichwort.

Der achtjährige Justus Paul Feyser schmiedet heute bereits sein zweites Eisen zum Messer – er war nämlich schon letztes Jahr auf dem Lindenhof. Das Schmieden gefalle ihm besonders. Außerdem bietet Martin Becher den Kindern besondere Unikate, indem er in die Messer auf Wunsch Namen oder Initialen einschleift.

Unterstützung bekommt der Schmied dabei von einem angehenden Lehrling. Richard Grosse wird ab September eine Ausbildung zum Kunstschmied nahe Dresden antreten. Becher lernte er bei einem Folklorum kennen und kommt seitdem jedes Jahr zur Aushilfe mit ihm zum Handwerkertag. Und wer weiß, vielleicht wird ja auch der begeisterte Justus eines Tages einen ähnlichen Weg einschlagen.