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Auf dem Auenhof wird es solidarisch

Es entsteht etwas ganz Neues. Daran können sich Interessierte beteiligen und dabei die Artenvielfalt erhalten.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Ostrau/Niederlützschera. Früher wuchsen in einigen Gewächshäusern der Biogärtnerei Auenhof Schlangengurken. Doch der Anbau lohnt sich zurzeit aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Zum einen gab es kein Fachpersonal und zum anderen ist die Schlangengurke ein sehr kapitalintensives Gemüse. Das heißt, es entstehen hohe Kosten für Heizung, den Einsatz von Nützlingen und für die Arbeit. „Deshalb haben wir den Anbau von Schlangengurken erst einmal gelassen“, so Oliver Leipacher, Chef der Biogärtnerei. Dieses Beispiel nennt er, um zu zeigen, dass wegen des wirtschaftlichen Aspekts einige Gemüsesorten nicht mehr angebaut werden, künftig die Artenvielfalt von in der Region erzeugten Produkten fehlt.

Doch das könnte sich ändern. Am 1. September soll die „Solidarische Landwirtschaft Auenhof“ (SoLiWa) gegründet werden. Dabei geht es um eine Gemeinschaft, deren Mitglieder die regional und ökologisch erzeugten Produkte beziehen. Jeder Einzelne geht eine vertragliche Bindung mit der SoLiWa ein und zahlt einen überschaubaren finanziellen Anteil. Mit diesem wird der Betriebsablauf, nicht das Produkt, bezahlt. Als Gegenleistung erhält der Anteilseigner neben einer Vollversorgung mit Gemüse auch viele Informationen und ein Mitbestimmungsrecht. Das heißt zum Beispiel, wenn die Mehrheit der SoLiWa Auenhof Schlangengurken anbauen will und das wirtschaftlich vertretbar ist, dann werden sie angebaut. Allerdings teilen alle Anteilseigner das Risiko und die Verantwortung. Wird viel geerntet, muss die Ware abgenommen werden und fällt der Ertrag gering aus, haben alle weniger.

Doch es gibt noch mehr Gründe Mitglied dieser Solidargemeinschaft zu werden. Dabei handelt es sich nicht um eine Erfindung der Biogärtnerei. SoLiWA gibt es in Japan, Korea und der Schweiz, 180 in Deutschland und fünf in Sachsen. „Die liegen alle in der Nähe von Großstädten. Wir wollen die ländliche Bevölkerung aus den Altkreisen Riesa und Döbeln ansprechen“, sagte Oliver Leipacher. Ziel sei es, etwa 100 Anteilseigner für die SoLaWi Auenhof zu finden. „Als erfolgreiches Familienunternehmen mit Produktion und Vermarktung beliefern wir Läden in ganz Sachsen. Aber nur wenige Verbraucher wissen, wie ökologischer Intensivgemüsebau funktioniert. Das wollen wir zeigen“, so Leipacher. Der Kontakt zwischen der Biogärtnerei und den Konsumenten soll enger werden, die Verbraucher mehr über das Produkt, die Kulturführung oder mögliche Krankheiten wissen.

„Wir legen zur Gründungsveranstaltung sozusagen eine Keimzelle, die sich weiterentwickeln soll und ausbaubar ist“, sagte der Bio-Gärtner. Er denkt dabei sogar an die Haltung von Hühnern, Rindern oder Schweinen. Zunächst werde die SoLiWa nur einen kleinen Anteil der Biogärtnerei ausmachen. Wer Interesse hat, sich über die Solidarische Landwirtschaft Auenhof zu informieren oder eventuell beizutreten, kann am 1. September um 10 Uhr auf dem Auenhof teilnehmen. Um Anmeldung bis zum 20. August wird unter m.hesse@biogemüse-sachsen.de gebeten. Ansprechpartnerin ist Maria Hesse.