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Auch eine Arztpraxis im Eckhaus

Das Gebäude an der Hauptstraße Ecke Sidonienstraße ist fast fertig. „Schleckerhaus“ soll es nicht mehr heißen.

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© Christian Juppe

Von Nina Schirmer

Radebeul. Es ist schon jetzt ein Blickfang. Vor ein paar Wochen ist die Gerüstplane am Eckhaus Hauptstraße Nummer 9 verschwunden. Und mit ihr einer der letzten Schandflecke im Sanierungsgebiet Radebeul-Ost. Das Gebäude hat eine Verwandlung vollzogen. Von einer alten, grauen Bude ist es zum freundlichen, modernen Stadthaus in historischer Hülle geworden.

Detail an der Hauswand: Die Rillen im Gestein wurden per Hand eingemeißelt. Der Besitzer ließ die Fassade nach dem Original von 1891 restaurieren.
Detail an der Hauswand: Die Rillen im Gestein wurden per Hand eingemeißelt. Der Besitzer ließ die Fassade nach dem Original von 1891 restaurieren. © Christian Juppe
Drinnen gibt es für die Bauleute noch jede Menge zu tun. Sieben Wohnungen werden hier ausgebaut. Im Juni sollen die Mieter einziehen.
Drinnen gibt es für die Bauleute noch jede Menge zu tun. Sieben Wohnungen werden hier ausgebaut. Im Juni sollen die Mieter einziehen. © Christian Juppe

Errichtet wurde das Wohn- und Geschäftshaus im Jahr 1891 durch den Baumeister F. A. Bernhard Große für den aus Kötzschenbroda stammenden Kaufmann Richard Lindner. Im Verlauf der Jahrzehnte gab es im Erdgeschoss stets ein Ladengeschäft. Zuletzt betrieb die Drogeriekette Schlecker dort eine Filiale. Die Radebeuler sprechen deshalb vom „Schleckerhaus“. Ein Name, den Besitzer Gerhard Rentsch nicht mehr gerne hört. Denn dieser Begriff gehört für ihn in die Vergangenheit. Er hat Neues mit dem Haus vor.

Ins Erdgeschoss soll auf 160 Quadratmetern eine Apotheke einziehen, sagt Rentsch. Sie bekommt zwei Eingänge. Einen vorne an der Ecke und einen barrierefreien Zugang mit Rampe an der Seite zur Sidonienstraße. Außerdem gibt es eine zweite, kleinere Ladeneinheit. Das erste Obergeschoss möchte der Investor als Arztpraxis vermieten. Dafür ist er im Gespräch mit Interessenten. Wahrscheinlich zieht ein Facharzt oder eine zahnmedizinische Praxis ein. Gegenüber auf der anderen Straßenseite gibt es schon ein Ärztezentrum, in dem unter anderem eine Internistin, eine Kinderärztin und zwei Orthopäden praktizieren. Deshalb biete es sich an, so Rentsch, die Gesundheitsversorgung an dieser zentralen Stelle weiter auszubauen.

Noch wird im Haus kräftig gebaut. Auf jeder Etage sind Bauarbeiter am Werk. Staub liegt in der Luft. Immer wieder hallt ein lautes Dröhnen und Wummern durch die Räume. „Das Gebäude wird von innen völlig neu gemacht“, sagt der Besitzer. Nur die Außen- und Stützmauern sind stehengeblieben. „Es ist ein besonderer Reiz in der alten Hülle etwas Neues entstehen zu lassen.“ Ganz modern mit einer Glasfassade wird das Treppenhaus. Es schließt die 4,50 Meter breite Lücke zum Nachbarhaus in der Hauptstraße.

Noch blickt man von ganz oben im Treppenhaus in einen tiefen Schacht. Holzgeländer verhindern, dass die Bauarbeiter hinunter stürzen können. Bald soll an dieser Stelle ein Fahrstuhl eingebaut werden. Von der Sidonienstraße aus können Passanten zukünftig durch die Glasscheiben den Lift beim Auf- und Abfahren beobachten. „Uns war wichtig, das gesamte Haus behindertengerecht zu gestalten“, sagt Rentsch.

Auch die sieben Wohnungen sind barrierefrei. Sie haben eine Größe zwischen 52 und 78 Quadratmetern und sollen ab Juni vermietet werden. Zwei sind schon reserviert, die anderen noch zu haben. Drei der Wohnungen bekommen einen Balkon. Alle sind mit Eichenparkett, Fußbodenheizung und Einbauküche ausgestattet. Die günstigste Kaltmiete beträgt 543 Euro für eine eineinhalb Zimmerwohnung. Jede Wohnung hat einen anderen Grundriss. Die meisten sind für Singles ausgelegt.

Wenn alles fertig ist, wird Gerhard Rentsch rund zwei Millionen Euro in das Haus investiert haben. Teuer machen es die vielen kleinen Details, die erst bei genauem Hinsehen auffallen. Zum Beispiel wurden die Rillen im Sandstein am unteren Teil der Fassade von einem Steinmetz per Hand eingeschlagen. So wie sie im Original einmal waren. Auch die Rosetten, kleine Blüten an der Fassade, wurden restauriert. Rentsch: „Die schöne Altbausubstanz des bürgerlichen Radebeul hat es mir angetan. Es lohnt sich unbedingt, diese zu fördern und zu erhalten.“

Hübsch gemacht wird außerdem der Hof neben dem Haus. Er soll in Zukunft als Parkplatz für die Bewohner dienen. Im Mai soll alles fertig sein. Die Mieter können ab Juni einziehen.