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Auch Deutsche dürfen jetzt polnische Grundstücke kaufen

Für den Erwerb geltenaber zum Teil noch Einschränkungen.

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Von SZ-KorrespondentKnut Krohn, Warschau

Der Hinweis ist nicht zu übersehen: „Ab 1. Mai 2009 frei käuflich für alle EU-Bürger!“ Im Internet häufen sich die Angebote für Grundstücke oder Häuser in Polen mit diesem Zusatz. Der Grund: Ab 1. Mai entfällt eine Übergangsregelung, die den polnischen Immobilienmarkt schützen sollte. Künftig dürfen EU-Ausländer ohne Einschränkungen Immobilien erwerben. Angesprochen sind vor allem deutsche Interessenten. Deshalb fehlen den Beschreibungen nie die Angaben, wie weit das Objekt von Dresden oder Berlin entfernt liegt.

Kein Dauerwohnsitz

Im Kleingedruckten der Angebote sind dann noch einige Einschränkungen aufgelistet. Das Haus in Polen darf vom Käufer nur als Feriendomizil, also nicht als Dauerwohnsitz benutzt werden. Zudem dürfen noch immer keine größeren landwirtschaftlichen Nutzflächen erworben werden. Für diese gilt weiter eine 18-jährige Übergangsfrist.

Die Immobilen-Frage war einer der großen Streitpunkte vor dem Beitritt Polens zur EU. Warschau befürchtete einen Ausverkauf des Landes. Auf der anderen Seite stemmten sich die alten Länder der EU gegen die schnelle Öffnung ihrer Märkte für polnische Arbeitnehmer, obwohl die Freizügigkeit zu den Grundprinzipien der EU gehört. In harten Verhandlungen einigte man sich schließlich in beiden Fällen auf Übergangsfristen.

In Polen wird vom Auslaufen der vereinbarten Regelung, die ein Gesetz vom 24. März 1942 ablöst, wenig Notiz genommen. Allein der national-konservative EU-Abgeordnete Wojciech Roszkowski schlug Alarm. Die Aufhebung der bisher geltenden Restriktionen werde zum „massenhaften Preisanstieg und dem Ausverkauf der attraktivsten Gebiete“ führen, warnte er in der Zeitung „Dziennik“. Das werde den Immobilienmarkt vor allem in Pommern und Masuren in Bewegung bringen und „emotionale Reaktionen“ hervorrufen.

In der Regel ist die emotionale Reaktion der Menschen jedoch der Ausdruck der Freude. Während der rasante Aufschwung nach dem EU-Beitritt Polens vor allem in Warschau und anderen größeren Städten zu einem Anstieg des Wohlstandes – und damit zu einer Explosion der Immobilienpreise – geführt hat, ist diese Entwicklung an den ländlichen Gebieten oft vorbeigegangen. Vor allem in Masuren erhoffen sich viele einen Aufschwung für den Tourismus.

Skurrile Situationen

Doch es gibt die Furcht vor den Deutschen. Gemeint sind damit jene Spätaussiedler, die in den 70er Jahren aus Polen nach Deutschland gegangen sind und die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben. Manche von ihnen verlangen nun die Häuser zurück, in denen sie früher gelebt haben.

Aus diesem Grund wird potenziellen Käufern von Grundstücken oder Häusern in Polen dringend empfohlen, die Eigentumsverhältnisse genau zu überprüfen. Nicht immer sind die Grundbücher auf dem aktuellen Stand. Es könnten skurrile Situationen entstehen: Dass es etwa zwischen einem deutschen Spätaussiedler und einem deutschen Immobilienkäufer zu einer Erbstreitigkeit um ein polnisches Grundstück kommt.