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Aschenputtel auf Italienisch

Am Theater Meißen verwandelt sich die Magd in die Prinzessin – ganz ohne Zauberei.

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© Hagen König

Von Udo Lemke

Meißen. Es ist die altbekannte Geschichte vom hässlichen Entlein, das sich in einen schönen Schwan verwandelt: Aschenputtel, oder Cinderella oder eben Cenerentola. Am Sonntag ist sie im Theater Meißen zu erleben.

Was ihr an der Rolle gefällt, lautet die Frage an die Hauptdarstellerin, die Sängerin Patrizia Häusermann. „Dass sie sich so schön entwickelt, vom zurückhaltenden Mädchen zur selbstbewussten, strahlenden Frau.“ Und damit finde mehr als nur die äußere Verwandlung vom Entlein in den Schwan statt, es gehe auch um innere Werte, erklärt die Sängerin. „Dass Cenerentola ein gutes Herz hat, merkt auch der Prinz nicht gleich zu Anfang.“ Für alle sichtbar wird dies in Gioachino Rossinis Bearbeitung des Stoffes, wenn nämlich Cenerentola am Ende ihren Stiefschwestern, die sie erniedrigt haben und ihrem Vater, der sie verleugnet hat, verzeiht. Und so heißt der italienische Titel seiner Oper übersetzt denn auch: „Aschenputtel, oder Der Triumph der Liebe.“ Dass ein Prinz in Aschenputtel die Prinzessin entdecken möge, ist der zeitlose Wunsch, der den inneren Antrieb der Geschichte ausmacht.

„Rossini, der in dem Stoff das Potenzial entdeckte, ein Bild seiner Zeit zeichnen zu können, ließ alle Zauberei des Märchens eliminieren und erzählt die Fabel vom dünkelhaften Bürger Don Magnifico, der sich bei Hofe Aufstiegschancen erhofft, den Prinzen und sein Umfeld jedoch völlig unterschätzt“, teilen die Radebeuler Landesbühnen mit, für die Annette Jahns das Stück inszenierte. „Denn dem Prinzen Ramiro steht ein kluger Politiker namens Alidoro zur Seite, der den Herrscher zu einem gerechten und gütigen Regenten erziehen möchte, indem er für ihn eine tugendhafte Braut findet: Cenerentola!“ Als Don Magnifico das Aschenputtel als Tochter verleugnet, ist es Alidoro, der dafür sorgt, dass Cenerentola – entsprechend ausstaffiert – ihren beiden Stiefschwestern bei Hofe zur Konkurrentin wird. Und eine zweite Verkleidungskomödie belebt das Werk: Prinz Ramiro schickt seinen Diener Dandini vor, sich als Bräutigam von den Stiefschwestern umschwärmen zu lassen. Aschenputtel allein erkennt den wahren Prinzen und wird schließlich seine Gattin. „Die Musik ist sehr sprechend, und die Handlung erklärt sich von selbst“, sagt Patrizia Häusermann.

Rossini hat eine romantische Aufstiegs- und Liebesgeschichte komponiert, heißt es von den Landesbühnen, „eingebettet in eine auch musikalisch turbulente Komödie, die dem ,Barbier von Sevilla‘ in nichts nachsteht. Dabei war die Uraufführung von „Cenerentola“ am 25. Januar 1817 im Teatro Valle in Rom ein Fiasko. Die Sänger zeigten sich überfordert, „der Todesschweiß tropfte von ihren blassen Stirnen“. Nur der Maestro selbst, Rossini, blieb unbeirrt: „Dummköpfe! Bevor der Karneval vorbei ist, wird man sie lieben.“ Und wirklich, er sollte recht behalten, keine zwei Wochen nach der Premiere wurde die Oper in den Zeitungen gerühmt und schnell zu einem weltweiten Erfolg.

„La Cenerentola“, Sonntag, 26. März, 16 Uhr Theater Meißen, es spielt die Elbland Philharmonie Sachsen.

Solange der Vorrat reicht, bekommt man beim Kauf einer Eintrittskarte eine zweite gratis dazu.

Kartentelefon: 03521 41550

E-Mail: [email protected]