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Arschwackel-Faktor im Volkshaus

Seit 25 Jahren gibt es die Band SK5. Das ist mit reichlich 400 Fans und einem Konzert gefeiert worden.

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© Dietmar Thomas

Von Markus Tichy

Döbeln. Sie sind wieder da. Mit flotter Bühnenshow, fünfstimmigem Satzgesang und neuen Arrangements haben die Jungs von SK5 am Samstagabend reichlich 400 Fans im Volkshaus bespaßt.

Es ist ein Heimspiel, das gibt Bandchef Gunnar Tichy (46), der gebürtiger Döbelner ist, gern zu. Schließlich kann er sich seiner Fans sicher sein, die allerdings um 25 Jahre mitgealtert oder besser gereift sind. Die Herren von SK5 gehen auf die 50 zu.

Lässig lehnt Tichy am Stehtisch vor dem Volkshaus. Von Lampenfieber keine Spur, er raucht gepflegt noch einen Zigarillo, noch eine Dreiviertelstunde bis zum Auftritt bei der 25 Jahre SK5-Tour. Dann werden die Jungs wieder zu Rampensäuen, in 25 Jahren haben sie rund 50 bis 70 Konzerte gegeben. „Die Auftritte werden aber weniger, nur noch zu ausgewählten Veranstaltungen treten wir auf. Die familiären Verpflichtungen und unsere Berufe verlangen ihren Tribut“, sagt Tichy.

Angefangen hat alles im legendären Studentenklub „KIK“ in Zwickau bei einer Faschingsparty mit A-cappella-Gesang. Die fünf Herren studierten an der damaligen Pädagogischen Hochschule Deutsch, Englisch und Musik auf Lehramt, sangen gemeinsam in einem Chor. Keyboarder Tilo Kittel kam hinzu, der sich als Arrangeur und Komponist betätigte. Nun sind alle gestandene Lehrer, nur Gunnar ist zum Radio Zwickau abgezweigt, wo er jetzt schon seit vielen Jahren als Redaktionsleiter arbeitet.

Jetzt betreten die Jungs die Bühne, in weißen Hemden, die bei einigen den Bauchansatz verbergen. „Relight my fire“ donnern SK5 ihren Fans entgegen. Mit „Verdammt, ich lieb dich“ eröffnen die Musiker das Potpourri deutscher Schlager. Jetzt kommt der Arschwackel-Faktor: Frauen werden aufgerufen, sich mit dem Hintern zur Bühne zu drehen. „Und jetzt wackeln.“ Die Stimmung ist prächtig.

Die Münchner Freiheit, die Prinzen, „Aloha heja he“ von Achim Reichel werden im typisch SK-Five’schen Stil über die Rampe gebracht, Falk (47) röhrt „Wind Nord-Ost Startbahn 03“ ins Mikrofon. Alle haben schwarze Sombreros auf den Köpfen. Und wenn die Instrumente schweigen, erzählt Gunnar aus der 25-jährigen Bandgeschichte. „Unsere ersten bezahlten Auftritte hatten wir in Meerane, obwohl wir zeitgleich im „DaCapo“ in Döbeln waren. Irgendwie kriegen wir das nicht mehr zusammen.“

Seit sechs Jahren ist Schlagzeuger Sasch (47) mit von der Partie, er stammt auch aus Döbeln. Er bekommt sein eigenes Solo, die Leute feiern ihn euphorisch, was ihn anspornt, noch einen oben draufzusetzen: Bäng!

„Irgendwann wollten wir nicht mehr, dass das Schlagzeug vom Keyboard eingespielt wird. Wir wollten eine richtige Rockband sein“, erinnert sich Tichy in einem Beitrag für das Zwickauer Stadtmagazin „Kompass“ Ende Dezember 2016. Und was ins Programm komme, müssen alle Bandmitglieder irgendwie witzig, cool und oder musikalisch absolut genial finden. „Wir spielen nichts, wo wir sagen: Es ödet uns an und wir spielen das nur, weil es jemandem gefallen könnte. Wir sind nicht nur Dienstleister, wir wollen Spaß dabei haben“, so Tichy im „Kompass“.

Zurück zur Bühne. Zu Trulla. Das Lied ist eins von den Eigenkompositionen, für das Tilo Kittel (46) den Satz geschrieben hat. Eigentlich gibt es nur noch ein Zweites, das von den „Schönen Bergen der Barbara“ handelt. Die „Trulla“ ist in die Jahre gekommen, sie wird deshalb bisschen flotter gespielt, aber was sich nicht geändert hat: „Ich weiß, warum Du frei bist, weil Du noch nebenbei frisst.“

Birk (46) singt, nein vielmehr krächzt stimmlos „Highway To Hell“ in das sich rhythmisch bewegende Publikum. Gigantisch, wenn man bedenkt, dass das Hardrock-Medley seit Jahren im Programm ist. Kein Wunder, dass Tichy ans Kürzertreten denkt. Beim Springen auf der Bühne fällt Heiko der Ohrstöpsel raus, egal. Die Jungs wischen sich den Schweiß aus dem Gesicht, sie machen Party und das honoriert das Publikum. Als sich die inzwischen 13-jährige Tochter von Tichy empörte „Eh, spielt doch mal was Modernes“ entstand daraus ein eigenes Medley mit „Get Lucky“ als Auftaktlied.

Teil zwei des Konzerts hat begonnen. Der beginnt mit einem Meisterstück von Tilo Kittel: „Pray for Freedom“ für „total unnormale Fans aus Döbeln.“, wie Tichy zuvor ankündigt. Aus „I Like To Move It“ wird „I Like To Hupa“, das in einem schwindelerregenden Tempo dargeboten wird; nicht minder zügig der Sommerhit aus dem Jahr 2003 „Dragostea din tei“ von O-Zone.

Es ist jetzt kurz vor Mitternacht und SK5 sprühen noch vor Energie. Mit 25 Jahren sind sie im besten jugendlichen Alter, wer will da schon ans Aufhören denken. Der neue Tag beginnt und Nancy hat Geburtstag. Der 35. ist es und die Band singt „Weil heute Dein Geburtstag ist“. Nancy bedankt sich artig und winkt von der Empore.

Nach „Hey Jude“ ist Schluss. Das Publikum fordert lautstark „Einer geht noch, einer geht noch rein“. Gunnar verschwindet kurz hinter der Bühne, dann stellt sich SK5 zur fulminanten Schlusspyramide auf und Gunnar, an unterster Stelle hockend, hat zwei Sprühregen in den Händen. Die Zuhörer rasten aus und fordern noch eine Zugabe. Mit einem mehrstimmig gesungenen „Dankeschön und auf Wiedersehen“ gehen die Musiker, einer nach dem anderen, von Bühne.

Gegen ein Uhr morgens steht Gunnar Tichy draußen vor dem Volkshaus. Er raucht nicht, nimmt stattdessen Umarmungen von der Fanfamilie entgegen.