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Jobs für Flüchtlinge bei Varialux?

Christian Kummerfeldt, Chef der Arnsdorfer Firma, hat keine Berührungsängste. Doch ab wann dürfen Flüchtlinge arbeiten?

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© Willem Darrelmann

Nadine Steinmann

Arnsdorf. Bei ihm in der Firma gibt es drei Grundsätze: Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und die Gleichheit von Mann und Frau. Das sind die Eckpfeiler, die für Christian Kummerfeldt, Geschäftsführer des Arnsdorfer Leuchtenherstellers Varialux, eine besondere Rolle spielen. Für deutsche Arbeitnehmer sind diese Grundsätze selbstverständlich, doch für Ausländer mit strengem islamischen Glauben eventuell schwer nachvollziehbar. Doch solange diese Grundsätze gewahrt sind, kann bei ihm auch jeder arbeiten, der das Interesse und natürlich die notwendigen Fachkenntnisse hat. Dabei spiele es für ihn auch keine Rolle, ob er einen Bürger aus der Gemeinde oder einen Asylbewerber einstellt.

Denn schon seit längerer Zeit ist der Firmenchef auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, könnte im besten Fall im Laufe des kommenden Jahres bis zu acht neue Stellen schaffen. Doch bisher waren seine Bemühungen erfolglos. Deshalb möchte er vier dieser Stellen gern auch an interessierte Flüchtlinge vergeben. „Es sind zum Teil körperlich schwere Arbeiten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Deutsche diese nicht mehr machen möchte“, meint Kummerfeldt. Deshalb hat er bei einem Treffen der Arnsdorfer Gewerbetreibenden mit Bürgermeisterin Martina Angermann (SPD) auch gleich eine wichtige Frage an das Gemeinde-Oberhaupt gestellt: Ab wann können die 150 Flüchtlinge, die voraussichtlich im Februar in Arnsdorf erwartet werden, arbeiten?

Mit Zustimmung der Ausländerbehörde

Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Deshalb hat die SZ beim Bautzener Landratsamt nachgefragt: „Asylbewerbern ist es in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts generell nicht erlaubt, zu arbeiten“, erklärte Sprecherin Sabine Rötschke. Anschließend benötigen sie die Zustimmung durch die Ausländerbehörde. Diese prüft gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, ob der ausgewählte Arbeitsplatz nicht in erster Linie an einen deutschen Bürger oder einen EU-Bürger zu vergeben ist.

Dennoch könnten Kommunen oder gemeinnützige Träger die Asylbewerber für 1,05 Euro pro Stunde für gemeinnützige Tätigkeiten beschäftigen. Dafür ist keine Arbeitserlaubnis notwendig. „Die Asylbewerber können auch in den Asylheimen selbst beschäftigt werden, zum Beispiel mit Aufräumarbeiten“, so Rötschke. Somit würden sie ein wenig Geld verdienen und hätten die Zeit des Wartens gut genutzt.

Um die Arbeitsvermittlung von Asylbewerbern zu optimieren, arbeitet das vor gut einem Monat gegründete Ausländeramt mittlerweile eng mit der Bundesagentur für Arbeit zusammen. Diese Kooperation soll künftig noch weiter ausgebaut werden, indem das Ausländeramt beispielsweise die Asylbewerber zielgerichtet an die zuständigen Ansprechpartner bei der Bundesagentur vermittelt. Sei es nun zu Themen wie Berufsberatung, Übersetzung von Zeugnissen oder eben Stellenvermittlung.

Firmenchef wartet gespannt

Christian Kummerfeldt wartet in jedem Fall gespannt auf die eintreffenden Flüchtlinge. Eine Stelle konnte er bereits mit einer Spanierin besetzen. „Natürlich hat das eine gewisse Einarbeitungszeit gekostet. Doch ich bin zufrieden“, so der Geschäftsführer. Er habe keinerlei Berührungsängste und am Ende sei es auch egal „ob Kalle, Pedro oder Achmed“ die einzelnen Teile fertige. Ihm sei es nur wichtig, dass die Asylbewerber das Deutsche Grundgesetz achten. Deshalb schlug er Martina Angermann bei dem gemeinsamen Treffen vor, das Grundgesetz auf Arabisch zu übersetzen. Wie der Zufall es so will, stand diese Überlegung zwei Tage später vom Zentralrat der muslimischen Gemeinde in der Zeitung. SPD-Chef Siegmar Gabriel griff die Idee schließlich ebenfalls auf.

Doch welche Möglichkeiten hat Christian Kummerfeldt nun konkret? Landratsamt-Sprecherin Sabine Rötschke rät ihm ein Stellengesuch bei der Bundesagentur zu platzieren, auch Angebote von Praktikumsplätzen seien möglich. Parallel dazu könne er sich ans Ausländeramt, Sachgebiet Integration wenden. „Die Kollegen dort werden versuchen, ihn nach Ihren Möglichkeiten zu unterstützen“, so Rötschke. Außerdem bestehe für ihn auch die Möglichkeit, wenn wie geplant ab 2016 in Arnsdorf Wohncontainer für Asylbewerber vorhanden sind, den direkten Kontakt mit der Heimleitung zu suchen.

Möglichkeiten zur Hilfe nutzen

Natürlich weiß der junge Unternehmer aber auch, dass er die Welt nicht grundsätzlich verbessern kann. Doch die Möglichkeiten, die er zum Helfen hat, will er nutzen. Genauso wie sein Vater, dem die benachbarte Firma GK Sondermaschinenbau gehört. Auch hier könnten drei bis vier Asylbewerber beschäftigt werden. Bereits vor wenigen Tagen stellte die Firma einen Nordiraker ein. Er spricht unter anderem arabisch, persisch, kurdisch sowie gebrochen Englisch und Deutsch. Christian Kummerfeldt habe bereits mit ihm gesprochen. „Er würde als Übersetzer gern helfen“, erzählt der Geschäftsführer.

Generell glaubt Kummerfeldt nicht, dass die Flüchtlinge für immer in Deutschland bleiben. Ein Teil werde sicherlich in sein Land zurückkehren wollen, um dieses gemeinsam wieder aufzubauen. „Wenn sie dann aus Deutschland noch zusätzliches Wissen mitnehmen können, ist es doch ideal“, erklärt der Varialux-Chef.