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Armutsrisiko im Raum Döbeln am größten

Der Landkreis überprüft den sozialen Status seiner Einwohner. Döbeln fällt überall aus dem Rahmen.

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Von Tina Soltysiak

Mittelsachsen. 53 Kommunen bilden auf mehr als 200 Quadratkilometern Fläche den Landkreis Mittelsachsen. Wirtschaftskraft, Arbeitslosenquote, Demografie und dergleichen unterscheiden sich zum Teil erheblich. Der Bedarf an sozialer Infrastruktur, und den damit verbundenen Investitionen seitens des Landratsamtes, ist dementsprechend unterschiedlich. Um einen besseren Überblick über die Bedürfnisse zu bekommen, hat die Verwaltung den Landkreis deshalb in sieben Sozialregionen gegliedert: Freiberg, Südost/Erzgebirge, Süden/Flöha, Südwest/Burgstädt, West/Mittweida, Norden/Döbeln sowie Nordost/Hainichen.

Ziel ist ein Sozialmonitoring für die erstmals auf den Weg gebracht Integrierte Sozialplanung (ISP). Studenten der Hochschule Mittweida haben das Projekt wissenschaftlich begleitet. Der Sozialplan sollte ursprünglich noch in diesem Monat in der Fachhochschule Mittweida vorgestellt werden. „Es ist noch kein genauer Termin bekannt, es wird aber nicht im Oktober“, sagte Kreissprecher André Kaiser am Mittwoch auf DA-Nachfrage.

„Ziel des Sozialmonitorings ist, über einen längeren Zeitraum hinweg auf eine Sozialregion bezogene Beobachtungen vorzunehmen“, erklärte Geschäftsbereichsleiter Jörg Höllmüller vom Landratsamt. Die ISP solle Ursachen und Wirkungen aufzeigen und Daten liefern, die Grundlage für weitere Entscheidungen der Politik und Verwaltung sind. Also zum Beispiel, wer wofür wie viel Geld benötigt und bekommt. Die Sozialberichterstattung solle darüber hinaus verdeutlichen, „wo soziale Problemlagen und Benachteiligungen entstehen können“, erläuterte der zweite Beigeordnete des Landrates. Daraus lasse sich ableiten, wo weiterer Bedarf an sozialer Infrastruktur besteht. Die Ergebnisse fließen in die Fachplanungen der Abteilungen Verwaltung, Finanzen, Jugendhilfe und dergleichen ein.

211 Millionen Euro für Sozialbereich

Erste Ergebnisse sind bereits in die Erstellung des Jugendhilfeberichts eingeflossen. Ingesamt leben im Kreis 312 450 Einwohner, die meisten davon, nämlich 64 136, in der Sozialregion Döbeln. Der Anteil der Arbeitslosen ist kreisweit am höchsten. Das belegen auch die monatlich veröffentlichen Daten der Agentur für Arbeit Freiberg (DA berichtete). Besonders hoch ist Karin Klotzsche zufolge, die sich im Jugendamt um die ISP kümmert, die Jugendarbeitslosigkeit. „Wir müssen feststellen, dass in der Region Döbeln und in Freiberg der Anteil der Einwohner, die existenzsichernde Leistungen beziehen, überdurchschnittlich hoch ist“, sagte sie während des jüngsten Jugendhilfeausschusses. Dementsprechend hoch sei das Armutsrisiko. Auffällig sei außerdem die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss: Von den 220 Jugendlichen insgesamt leben 68 im Altkreis Döbeln – das ist der höchste Anteil. Zum Vergleich: In Freiberg sind es 30 Jugendliche. Die wenigsten gibt es mit acht Schulabbrechern in der Sozialregion Nordost/Hainichen.

Die Ausgaben für den Sozialbereich machen zugleich den größten Posten im Kreishaushalt aus. Für die Zahlung sozialer Leistungen sind im Kreishaushalt etwa 210,8 Millionen Euro eingeplant. Das entspricht rund 55 Prozent des Gesamtvolumens.