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Arm in Arm für ein buntes Dresden

Zum Christopher Street Day soll um das Rathaus eine Menschenkette gebildet werden – ein Zeichen an die Stadt.

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© dpa

Von Sandro Rahrisch

Jetzt wird das Rathaus doch noch bunt: Der Christopher-Street-Day-Verein ruft alle Dresdner auf, am Freitag um 18 Uhr mit Regenbogen-Flaggen und Hand in Hand die Stadtverwaltung zu umschließen. Die Menschenkette ist nicht nur ein deutliches Zeichen für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern – ein noch deutlicheres Signal geht in Richtung Amtszimmer. Denn bis heute weigert sich die Verwaltung, auf den drei Masten vorm Rathaus die Toleranzflagge zu hissen.

Erledigt hat sich das Thema für den Verein nicht, wenn die Menschenkette am Freitagabend wieder auseinanderreißt. Der Verein feiert ab Samstag den gut einwöchigen Christopher Street Day (CSD), der unter dem Motto „100 Prozent Mensch, ohne Wenn und Aber“ steht. „Wir haben allen OB-Kandidaten einen Fragebogen geschickt, wollen unter anderem wissen, wie sie zur Beflaggung stehen, wenn sie die Wahl gewinnen“, sagt Vorstand Ronald Zenker. Wies die Stadt den Wunsch 2011 noch wegen Bauarbeiten am Rathaus zurück, berief sie sich in den vergangenen Jahren auf die sächsische Flaggenordnung. Eine Sonderbeflaggung für örtliche und nicht-politische Veranstaltungen könne demnach nur der Oberbürgermeister anordnen. Ein Weg, den Leipzig und Chemnitz längst gegangen sind.

Dresden suchte stattdessen den Kompromiss und bot zum Beispiel den Platz am Goldenen Reiter an. Dieses Jahr werden die Flaggen vor der Semperoper wehen. Für sein Engagement, auch gegen Pegida, bekommt Intendant Wolfgang Rothe den diesjährigen Toleranzpreis des Vereins verliehen. Die Antworten der Kandidaten sollen im Anschluss an die Demonstrationsparade übernächste Woche verlesen werden, also einen Tag vor der Wahl. Pegida-Rednerin Tatjana Festerling ist als einzige Bewerberin nicht angeschrieben worden. „Ihre Positionen richten sich grundsätzlich gegen unsere“, so Vereinssprecher Marc Dietzschkau.

Endgültig beigelegt ist der Streit um das dreitägige Straßenfest vom 5. bis zum 7. Juni auf dem Altmarkt. Wegen des lauten Geräuschpegels und den gleichzeitig stattfindenden Dresdner Musikfestspielen in der Kreuzkirche wollte die Stadt den CSD zunächst auf die Cockerwiese verlegen. Dabei hatte die zurückgetretene Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) im vergangenen Jahr noch gesagt, der CSD gehöre auf den Altmarkt. „Inzwischen haben wir uns geeinigt, die Bühne wird nicht direkt neben der Kreuzkirche stehen, sondern in der gegenüberliegenden Ecke Wilsdruffer Straße/Seestraße“, so Zenker. Außerdem soll der Bass so reguliert werden, dass er nicht mehr die Kreuzkirche erreicht. Die Stadtverwaltung habe keine besonderen Auflagen erteilt, stellt Ronald Zenker klar, sondern lediglich diese Bitte geäußert.

Auf dem Altmarkt startet am übernächsten Samstag der bunte Demozug mit in diesem Jahr zwölf Wagen und sechs Fußgruppen. Über einen weiteren Lkw denkt das Bündnis „Dresden für alle“ nach, das zusammen mit Nachtklublegende Wolle Förster die Schirmherrschaft übernommen hat. Die Parade führt ab 12 Uhr zunächst zum Terrassenufer, wo die erste Zwischenkundgebung geplant ist und die politischen Forderungen verlesen werden, darunter das gemeinsame Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Anschließend geht es weiter auf die Neustädter Seite zur Louisenstraße, dem zweiten Stopp. Am Nachmittag kehren die Demonstranten zum Altmarkt zurück. Der Verein erwartet wie im vergangenen Jahr rund 9 000 Teilnehmer, am gesamten Wochenende sollen es etwa 20 000 Besucher werden. Am Sonntag ist ein Regenbogenbrunch geplant.

CSD-Programm: www.csd-dd.de