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Arbeitseinsatz am Asylbewerberheim

In Wehrsdorf helfen viele mit, damit sich Flüchtlinge in dem Oberlanddorf willkommen fühlen können.

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© Carmen Schumann

Carmen Schumann

Mit Schwung schaufelt Filmon die Unkrautbatzen in eine Schubkarre. Dann befördert er das Grünzeug auf einen bereitstehenden Multicar. In nur wenigen Stunden haben am Sonnabend-Vormittag er und weitere Helfer die Ränder der Zufahrtsstraße zum künftigen Asylbewerberheim vom Unkraut befreit. Dieses hatte in der Zeit, in der die ehemalige Schule, in der später eine Lichttechnik-Firma untergebracht war, prächtig gewuchert. Der dunkelhäutige Filmon ist froh. Immer nur rumsitzen, das gefällt ihm nicht. Aber dem Asylbewerber aus Eritrea sind sozusagen die Hände gebunden. Vor drei Monaten kam er im Asylbewerberheim in Löbau an. Nun wartet er auf die Bearbeitung seines Antrags. Viel zu tun hat er nicht. Da ist so ein Arbeitseinsatz eine willkommene Abwechslung. Filmon, der in Eritrea auf dem Bau gearbeitet hatte, würde dies gerne auch hier, in seiner neuen Heimat tun. Doch nun ist er erst mal froh, in Wehrsdorf zusammen mit drei seiner Landsleute etwas geschafft zu haben, das anderen Asylbewerbern nutzt.

Gemeinsam für ein gutes Miteinander

Die ehemalige Schule von Wehrsdorf, ein Plattenbau aus DDR-Zeiten, sollte ursprünglich ab Anfang August ihrem neuen Zweck zugeführt werden. Wie jedoch Franziska Snelinski vom Landratsamt der SZ mitteilte, sei dieser Termin realistischerweise nicht zu halten. Einen neuen Einzugstermin konnte die Sprecherin jedoch noch nicht nennen.

Doch ungeachtet dessen leisteten die Helfer, unter denen sich auch Menschen aus Wehrsdorf und Umgebung befanden, einen Beitrag, um zu zeigen, dass die Einwohner das Asylbewerberheim annehmen. So zum Beispiel Theodor aus Oppach. Auch er schwingt die Schaufel. „Ich kenne die Afrikaner schon eine Weile, weil mein Vater in Löbau beim Christlichen Verein junger Menschen arbeitet“, sagt Theodor, der Mitglied der Jungen Gemeinde ist. Über den CVJM kam der Kontakt nach Wehrsdorf zustande, weil Theodors Vater Christof Adler, mit Norbert Richter aus Wehrdorf befreundet ist. Norbert Richter, der den Arbeitseinsatz koordiniert, sagt, es sei schön, dass man damit zeigen könne, dass Asylbewerber durchaus bereit seien, für andere Asylbewerber etwas zu tun, damit diese gute Bedingungen vorfinden.

Ideen für Deutschunterricht

Die freiwilligen Helfer, die an diesem Sonnabendvormittag zu Hacke und Schaufel greifen, oder den Multicar zur Verfügung stellen, wie Klaus Gutsche aus Sohland, sind größtenteils Mitglieder der Gruppe „Blickkontakt“, die sich für ein gutes Miteinander von Einwohnern und Asylbewerbern engagiert. Rund 15 Leute haben sich in ihr zusammengefunden; sowohl Christen als auch bekennende Atheisten, Kirchvorsteher ebenso wie Gemeinderatsmitglieder, Rentner ebenso wie Beschäftigte verschiedener Berufe.

Christine Herold vom Fremdenverkehrsamt Sohland sowie der frühere Pfarrer von Cunewalde, Heino Groß, der jetzt in Wehrsdorf lebt, sind ebenfalls mit vor Ort. „Wir wissen rund 70 Unterstützer hinter uns“, sagt Christine Herold. Und sie fügt hinzu, dass es viele gute Ideen gibt. So soll unter anderem Deutschunterricht für die Neuankömmlinge organisiert werden. „Die Praxis wird es erweisen“, sagt Christine Herold. „Wir sind frohen Mutes, dass es gehen könnte.“