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Arbeiten für den guten Zweck

Viele Schüler in der Region um Kamenz unterstützten am Dienstag das Projekt „Genial sozial“. Selbst auf dem Erdbeerfeld.

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© René Plaul

Von Cora Unger

Erdbeeren über Erdbeeren stapeln sich in den Körben von Hartmut Pech. Der Mitarbeiter der Agrarproduktivgenossenschaft Gelenau wird die Früchtchen zur Weiterverarbeitung zu Saft fahren. Die 250 Kilogramm wurden am Dienstag von ungewöhnlichen Erntehelfern gepflückt. Zwanzig Schüler und ihre Lehrer der ersten Oberschule in Kamenz arbeiteten am Vormittag auf dem Erdbeerfeld in Gelenau im Rahmen des Projektes „Genial sozial“. „Das ist eine ungewohnte Arbeit für alle, aber es macht trotzdem Spaß“, sagt Lehrerin Kerstin Mocker, die die Schüler begleitete.

Die Erdbeerpflücker waren aber nicht die einzigen, die sich an diesem Tag sozial engagierten. Viele Schüler aus den Oberschulen und Gymnasien der Region beteiligten sich an „Genial sozial“. Die Idee hinter diesem Projekt ist, dass mit vielen kleinen Kräften große Dinge bewirkt werden können. Dabei erarbeiten Schüler für einen Tag Lohn, der dann gespendet wird. Die Hälfte des erarbeiteten Geldes fließt in internationale Projekte. Eine Jury aus Schülern wählt sie im Vorfeld aus. Das können zum Beispiel Projekte wie der Bau von Schulen oder Waisenhäusern sein.

So verbessern die teilnehmenden Schüler die Lebens- und Bildungschancen und ermöglichen Perspektiven für Kinder in ärmeren Ländern. Dreißig Prozent des Geldes, das von allen Schülern einer Schule verdient wurde, kann für ein soziales Projekt in der Schule oder im Umfeld eingesetzt werden. Zehn Prozent der Einnahmen werden für Jugendbildungsarbeit mit den Teilnehmenden verwendet und die restlichen zehn Prozent werden für organisatorische Aufwendungen und Vorbereitungsmaßnahmen zur Durchführung von „Genial sozial“ gebraucht. Außerdem arbeiten die Schüler nicht nur für eine gute Sache, sondern erhalten ebenfalls einen Einblick in verschiedene Berufsfelder und sammeln Erfahrungen.

Aktion gibt es seit 2005 in Sachsen

Die Idee von „Genial sozial“ entstand 1964 in Norwegen bei einer Versammlung des norwegischen Gymnasiastenverbandes. Erstmalig fand die Aktion unter dem Titel „1. Sozialer Tag Sachsen“ am 12. Juli 2005 statt, bei der 120 Schulen mit insgesamt 10 000 Schülern einen Betrag von 154 000 Euro erarbeiteten. 2016 nahmen sogar schon 276 Schulen mit etwa 31 200 Schülern, also dreimal so viele wie zu Beginn, teil und erarbeiteten etwa 660 000 Euro. Die Schüler suchen sich ihre Arbeitsstellen in der Regel selbst. Drei Schülerinnen des Lessing-Gymnasiums putzten zum Beispiel die Autos und Motorräder in der Fahrschule Höhn in Elstra. „Das haben sie recht ordentlich gemacht und dafür möchte ich mich bedanken“, sagt Volker Höhn.

Die Jüngsten haben aber oft Schwierigkeiten, einen Genial-sozial-Arbeitsplatz zu finden. Deshalb ging die sechste Klasse der ersten Oberschule Kamenz von sieben bis elf Uhr gemeinsam Erdbeeren pflücken. Hin und wieder wurde natürlich auch eine genascht. Die Idee gerade auf ein Erdbeerfeld zu gehen, kam aber ursprünglich von den Eltern der Schüler. Trotz der Anstrengung durch die Hitze und der ungewohnten Arbeit, machte es den Schülern Spaß. Außerdem gab es in der Pause einen leckeren Erdbeerkuchen, für den es sich lohnte zu schuften, sagten viele. Hartmut Pech fand es gut, dass einige Lehrer dabei waren, um aufzupassen, dass die Schüler auch ihre Arbeit machten, und ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis.