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Apparatebauer können noch größer

Die Firma AEL ist 25 Jahre nach der Privatisierung noch einmal gewachsen – in Grimma. Dort ist nun erst bei 120 Tonnen schweren Anlagen Schluss.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. Vom Boom des Kreuzfahrt-Tourismus profitiert auch eine Leisniger Firma. Die Apparatebauer von AEL stellen Meerwasserentsalzungsanlagen her. Ohne die könnten die riesigen Schiffe nicht so lange auf den Ozeanen dieser Welt unterwegs sein. Das ist aber nur ein Beispiel dafür, wie sich die Produkte des Leisniger Unternehmens gewandelt haben. Zur Weihnachtsfeier blickten die Gesellschafter mit nahezu allen Mitarbeiter auf zwei besondere Daten in der Firmengeschichte zurück: Das sind die Privatisierung der Apparatebau Leisnig GmbH vor 25 Jahren und die Unternehmensübernahme vor 20 Jahren durch Erhard Münch und Lothar Naumann (Management-Buy-out). Anteilseigner sind heute die Familie Münch sowie Mario Richter.

AEL investiert zukünftig weniger in Hallen, dafür in Automatisierung

Knapp 16 Millionen Euro hat der Apparatebauer seit der Unternehmensgründung in den Standort in Leisnig gesteckt. Mit den erzielten Gewinnen wurden neue Maschinen und Anlagen gekauft, neue Hallen gebaut. Die vorletzte Erweiterung in zwei neue Produktionshallen in Leisnig für den Aufbau der Systemtechnik und der Fertigung von Wärmeübertragern liegt jetzt 14 Jahre zurück. Weil die Neubauten schon nicht mehr genügten, haben die Leisniger im Vorjahr Hallen der 2015 insolvent gegangenen MWL Apparatebau GmbH Grimma gemietet, die sie wohl auch noch kaufen werden. „Eine Erweiterung hier wäre nicht mehr möglich gewesen“, so der geschäftsführende Gesellschafter Mario Richter. Für ihn ist die Erweiterung in Grimma eine gute Lösung. Damit erledigen sich Logistische und verkehrstechnische Probleme, die es an der Döbelner Straße an der engen Einfahrt auf Firmengelände und den kleinen Hof immer gegeben hat. Außerdem hat AEL zugegriffen und einen Teil der MWL-Mitarbeiter eingestellt. Fachkräfte zu finden, ist für die Apparatebauer schon länger schwierig.

Mit dem neuen Standort kann AEL seine Palette erweitern. Während in Leisnig bei Apparaten um die 40 Tonnen Schluss ist, können in Grimma größere und schwerere Wärmetauscher bis zu 120 Tonnen – Einsatzgebiet sind beispielsweise Kraftwerke oder Chemieanlagen – produziert werden. Deshalb zieht diese Fertigung nach Grimma. „Alles andere, die Entwicklung, der Einkauf und der Hauptsitz bleiben hier in Leisnig“, versichert Mario Richter.

Er kündigt an. dass AEL in Zukunft weniger Geld in Gebäude, dafür aber in die Digitalisierung und Automatisierung der Fertigung stecken will und muss. Im Bereich Schweißtechnik werden jetzt schon Automaten eingesetzt. Die Automatisierung ist Richter zufolge nötig, weil es mehr Arbeiten geben wird, die keiner mehr erledigen will. Außerdem sieht der Betrieb in der Automatisierung neue Felder und Marktchancen, die er bereit ist, zu nutzen.

Nur mit neuen Produkten den Umsatz vervielfacht

Das zurückliegende Geschäftsjahr will AEL mit einem Umsatz von 30 Millionen Euro abschließen. Begonnen hat die GmbH mit einem Jahresumsatz von 4,7 Millionen Euro. Möglich geworden ist dieses Wachstum nach Meinung von Miteigentümer Mario Richter nur oder vor allem durch den stetigen Wandel der Produktpalette. Bis zur Wende haben die Leisniger an verschiedenen Standorten Bauteile für den Schiff- und Fahrzeugbau in Serie gefertigt. „Mittlerweile macht das ursprüngliche Sortiment nur noch fünf bis zehn Prozent des Umsatzvolumens aus“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter.

Die Wärmeübertrager werden einzeln oder in Kleinstserien gefertigt. Immer mehr geht es um Systemtechnik, die namhafte Kunden häufiger ihren Zulieferern überlassen. „Darauf können wir reagieren“, sagt Richter. Nicht alle entwickelten Produkte wie beispielsweise im Bereich der Biodieselherstellung sind dauerhaft im AEL-Sortiment geblieben. Dafür haben sie Platz gemacht für Ölanlagen für Extrudergetriebe oder eben jene Meerwasserentsalzungsanlagen.

Mehrere Nationen entwickeln und arbeiten inzwischen in Leisnig mit

Entwickelt hat sich mit dem Unternehmen und der Produktpalette auch die Mitarbeiterzahl. Ging die GmbH 1991 mit 115 Beschäftigten an den Start, waren es im Folgejahr nur noch 65 Männer und Frauen, die bei dem Leisniger Apparatebauer angestellt waren. Seitdem ist es bergauf begangen. Heute sind 186 Mitarbeiter, zwölf Auszubildende, eben so viele Leiharbeiter und drei Studenten der Berufsakademie für AEL tätig. Die kommen nicht mehr nur aus der Region, sondern auch aus Dresden, Leipzig und Altenburg. Einige stammen eigentlich aus Jordanien, dem Iran, Kasachstan, Russland, Polen, Rumänien und Bulgarien. Diese internationale Aufstellung empfinde die Geschäftsführung als kulturelle und sprachliche Bereicherung.

In den Kreuzfahrtschiffen reisen Produkte aus Fischendorf um die gesamte Welt. „Wir liefern 80 Prozent unserer Erzeugnisse ins Ausland“, so Mario Richter. Die Märkte in den einzelnen Ländern entwickeln sich unterschiedlich, zuletzt habe das größte Potenzial in Asien, speziell in Saudi Arabien, gelegen.