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Anwohner sind wütend auf Firma

Bei Erweiterungsarbeiten des Leutersdorfer Unternehmens Raiss wurde eine geschützte Streuobstwiese teilweise zerstört. Die Bürger fordern einen Baustopp.

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© privat

Von Holger Gutte

Leutersdorf. Stinksauer ist René Borostowski über die Bauarbeiten, die nur wenige Meter von seinem Grundstück in Leutersdorf entfernt vor wenigen Tagen begonnen haben. „Die Ausmaße der Zerstörung der Umwelt übertreffen noch die Befürchtungen der Anwohner während der Planungsphase“, schildert er. Und seine Nachbarn denken ähnlich darüber.

Die Firma E. Raiss GmbH + Co. Baustoffhandel KG will ihr Tiefbaulager an der Seifhennersdorfer Straße in Leutersdorf ausdehnen und ein Schüttgutlager einrichten. Als Fläche dafür ist die Wiese vorgesehen, die bisher noch das Firmengelände von den Grundstücken von René Borostowski und dessen Nachbarn trennte. Aber die Wiese gibt es nun nicht mehr. Vor wenigen Tagen ist sie eingeebnet und der Mutterboden weggeschoben worden. Allerdings hat die mit den Arbeiten beauftragte Baufirma dabei auch einen Teil der angrenzenden geschützten Streuobstwiese zerstört. Um Lagerplatz für den Mutterboden zu haben, sind auch zwei Obstbäume geopfert worden. Die Nachbarn haben sofort das Umweltamt des Landratsamtes informiert. Das hat sich auch umgehend vor Ort umgesehen. „Die wollen prüfen, mit welchen Auflagen oder Strafe die Firma belangt werden kann“, erzählt René Borostowski.

„Die Bauarbeiten haben planmäßig nach dem Ende der Einspruchsfrist am 8. März begonnen“, berichtet Bürgermeister Bruno Scholze (CDU). Aber auch er ärgert sich über die Art und Weise des Baubeginns. „Was hier passiert ist, ist nicht in Ordnung und hat so auch nicht stattzufinden“, sagt er. Die Firma wird dafür auch Auflagen erfüllen müssen, fügt er hinzu.

Diese Meinung vertritt auch der Leutersdorfer Raiss-Niederlassungsleiter Thomas Scholze. „Die zwei Bäume wegzureißen war eine Fehlentscheidung. Es lässt sich jetzt aber leider nicht mehr ungeschehen machen“, sagt er. Thomas Scholze geht fest davon aus, dass es dafür Ausgleichspflanzungen geben wird. Und der Bürgermeister bietet zudem an, dass bei der Baumaßnahme über die geplante Begrünung hinaus zusätzlich weitere Sträucher gepflanzt werden.

René Borostowski und dessen Nachbarn sind mit Ausgleichszahlungen für die Schäden an der Streuobstwiese aber nicht zufrieden. Sie wollen einen generellen Baustopp bewirken. Sie befürchten, mit der Erweiterung werden der Lkw-Verkehr und damit die Lärm- und Staubbelästigung zunehmen. Ihr Bürgerbegehren war im vergangenen Jahr unter anderem wegen einer mangelnder Begründung gescheitert. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass sie 407 Unterschriften gegen die geplante Firmenerweiterung gesammlet hatten.

„Wir wollen jetzt klagen“, sagt René Borostowski. Mit „wir“ meint er noch drei andere Eigenheimbesitzer in der Nachbarschaft. Andere würden ebenso denken, es aber wegen der Kosten nicht durchziehen wollen. „Etwa 40 000 Euro werden wir in die Hand nehmen müssen, um unser Recht einzuklagen“, meint er. Weil dass auch für die vier Klagewilligen viel Geld ist, planen sie einen Spendenaufruf im Ort. Von einigen Leuten haben sie sogar schon einige Hundert Euro gespendet bekommen. „Aber selbst kleine Beiträge von zwei Euro helfen uns schon“, sagt er.

Bürgermeister Bruno Scholze hofft dennoch auf eine Einigung. Er bietet den Anwohnern ein klärendes Gespräch im Gemeindeamt an. „Der Betrieb ist für die Gemeinde wichtig. Er schafft Arbeitsplätze und zahlt Steuern“, sagt er.