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Anwohner sind gegen Sporthalle

Seit mehr als zwei Jahren steht fest, dass eine Sporthalle in Schieritz gebaut werden soll. Jetzt gibt es plötzlich Proteste.

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© Archiv/Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Diera-Zehren. Mehr als vier Jahre ist es her, dass die Sporthalle in Zehren in den Elbfluten versank, das zweite Mal innerhalb weniger Jahre. Weil die Halle im Überflutungsgebiet der Elbe liegt, wurde ein erneuter Wiederaufbau verworfen. Seitdem sind Vereine und Sportgruppen in Zehren und Umgebung ohne Sporthalle.

Doch Ersatz soll her, seit Jahren wird darüber debattiert. Mehrere Standorte waren im Gespräch, so Obermuschütz, Naundorf und das Gelände der früheren Ofenfabrik in Zehren. Doch für die Zehrener war klar, dass es nur einen Standort geben kann: Schieritz. Dafür haben sie auch mehr als 400 Unterschriften gesammelt. Letztlich entschied der Gemeinderat vor zweieinhalb Jahren, dass dem Wunsch der Bürger entsprochen wird. Doch jetzt, nachdem die Planungen überarbeitet und abgeschlossen sind und es nun darum geht, den Bauantrag zu stellen, schießen plötzlich Schieritzer Anwohner quer.

Gleich mehrere waren zur Gemeinderatssitzung am Montagabend gekommen. Tenor der Wortmeldungen der überwiegend älteren Bürger: Wir wollen die Sporthalle nicht. Und brachten eine ganze Reihe von Argumenten vor. Besonders sorgen sie sich um die Entwässerung bei Unwetter. Sie vertrauen nicht darauf, dass ein Graben, der extra angelegt werden soll, um das Abwasser vom Hang in den Ketzerbach zu leiten, ausreicht. „Das Abwasserproblem in Schieritz schiebt die Gemeinde seit Jahren vor sich her. Wenn schon eine Sporthalle für 2,7 Millionen Euro gebaut werden muss, dann sollte dieses Problem gleich mit gelöst werden“, forderte Hans Schwarzer. Bedenken haben die Anwohner auch, was die Verkehrssituation betrifft. Die 26 Pkw-Stellflächen, die entstehen sollen, reichten bei Weitem nicht aus. Schon jetzt seien bei Fußballspielen der Pappelweg und andere Straßen rund um den Sportplatz mit parkenden Fahrzeugen vollgestopft. Teilweise käme man nicht aus seinem Grundstück heraus. Wenn dann parallel noch Veranstaltungen in der Halle stattfinden würden, verschärfe sich die ganze Problematik. Und sie fürchten, dass durch Baufahrzeuge die Straßen und Wege zerkarrt werden, forderten von der Bürgermeisterin eine Zusicherung, dass die Anwohner für das Wiederherstellen der Wege nicht zur Kasse gebeten werden.

Bürgermeisterin Carola Balk (parteilos) verteidigte den Standort. „Es war der Wunsch der Bürgerschaft, der Gemeinderat ist diesem Wunsch gefolgt“, sagte sie, räumte aber zugleich ein, dass auch sie mit Schieritz nicht glücklich ist. Ein Grund sei, dass der Standort nicht völlig hochwassersicher sei. „Ich habe mich damals bei der Abstimmung der Stimme enthalten und werde das auch heute wieder tun“, kündigte sie an. Gemeinderat Maik Jentzsch (Bürger von Diera-Zehren), selbst Schieritzer, kritisierte die Anwohner. „Es sollte ja unbedingt Schieritz als Standort sein. Vor mehr als zwei Jahren ist die Entscheidung für diesen Standort gefallen. Damals habe ich keinen Anwohner bei der Gemeinderatssitzung gesehen.“

Durch die Diskussion geriet die Vorstellung der überarbeiteten Pläne durch den Architekten Andreas Dinger vom Ingenieurbüro Bauconzept Lichtenstein fast ein wenig in den Hintergrund. Entstehen soll neben dem Sportplatz in Schieritz eine 400 Quadratmeter große Einfeldsporthalle mit einer Zwei-Bahnen-Kegelanlage. Diese ist der Ersatz für die Kegelbahn in Niederlommatzsch, die ebenfalls beim Hochwasser unterging. In der Halle selbst können Sportarten wie Handball, Volleyball oder Badminton gespielt werden. Für Handball ist allerdings nur Trainingsbetrieb in der sieben Meter hohen Halle möglich.

Neben Toiletten, Umkleideräumen für 22 Personen und Nasszellen entsteht auch ein Seminarraum. Die aus Polycarbonat bestehende Fassade soll vor Blendungen beim Sportbetrieb schützen. Neben den Pkw-Stellflächen entstehen auch Fahrrad-Stellplätze. Ein Ballfangzaun schützt angrenzende Einfamilienhäuser.

Die Entwässerung von Oberflächenwasser wird über einen Graben und Rohre in den Ketzerbach geführt. Für das in der Halle anfallende Abwasser wird es eine vollbiologische Kläranlage geben. Die Entscheidung des Gemeinderates, einen Bauantrag einzureichen, fiel denkbar knapp aus. Sechs Räte stimmten dafür, fünf dagegen, und es gab eine Enthaltung. Bei einem Patt wäre der Antrag abgelehnt gewesen.

Baubeginn war ursprünglich mal für den Herbst dieses Jahres geplant. Nach Lage der Dinge wird sich dieser aber wohl ins nächste Jahr verschieben.