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Anwohner sauer aufs Ordnungsamt

An der Pirnaer Straße in Radeberg herrschen nach wie vor Lärm und Dreck, heißt es. Und die Stadt solle endlich etwas tun.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Von wegen etwas mehr Ruhe, sagt Elisabeth Weigmann, „die Pirnaer Straße ist nach wie vor der Slum von Radeberg!“ Die Straße sei die Hunde-Gassi-Strecke für die Innenstadt, regelmäßig werden hier auch rechtsextreme Parolen an Wände geschmiert, Dreck und Lärm seien an der Tagesordnung, und einige Nachbarn im Bereich zwischen den Hausnummern 14 und 22 lärmen beinahe jede Nacht. „Und das sind viele Leute, die von staatlicher Hilfe leben, und als Dankeschön sozusagen den Steuerzahler, der das bezahlt, das Leben zur Hölle machen…“ Starker Verbal-Tobak. „Aber wir haben hier echt die Nase voll“, schiebt Elisabeth Weigmann gleich hinterher. Sie wohnt im unteren Bereich der Pirnaer Straße und macht sich seit Langem im Namen zahlreicher Anwohner – vor allem aus den Eigentumswohnungen um die Hausnummer 20 herum – Luft über die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände.

Immer wieder hatte sich Elisabeth Weigmann ans Ordnungsamt gewandt, auch im Stadtrat war sie bereits gewesen und hatte die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände beklagt. „Aber weder Schreiben ans Rathaus noch Appelle während der Einwohnerfragestunden in den Stadtratssitzungen haben bisher wirklich eine Lösung gebracht“, ärgert sich die Radebergerin. Und so bringt sie nun auch die Aussage von Radebergs Ordnungsamtschefin Elke Müller auf die Palme, es gebe im Moment keine Beschwerden von Anwohnern. Das hatte Elke Müller während der jüngsten Stadtratssitzung auf die Frage von CDU-Stadtrat Matthias Hänsel geantwortet, was sich denn in letzter Zeit nach den zahlreichen Kritiken an der Pirnaer Straße getan habe. „Es hat sich etwas getan, es ist zwar noch immer nicht wirklich ruhig, aber es ist zumindest deutlich ruhiger“, so die Ordnungsamtschefin. „Die Familie, die das Treiben dort so ziemlich verrückt gemacht hatte, ist weggezogen“, beschreibt die Ordnungsamtschefin. „Seit diese Familie weg ist, fehlt ein wenig der Motor für diesen Lärm – aber wie gesagt, still sei es dennoch nicht“, gibt Elke Müller noch immer keine komplette Entwarnung.

Beschwerden haben keinen Sinn

Dass es im Moment keine Beschwerden mehr gebe, liege aber nicht daran, dass jetzt mehr Ruhe an der Pirnaer Straße ist, stellt Elisabeth Weigmann klar. „Es beschwert sich einfach nur niemand mehr, weil es ja keinen Sinn macht – es passiert ja nichts…“, sagt sie.

Der Stadt, so macht auch Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) mit Blick auf das Dilemma regelmäßig klar, seien einfach die Hände gebunden. „Wir sind eben nicht der Vermieter der Wohnungen“, so der OB. Und in seiner Rede beim Neujahrsempfang der Stadt im Kaisersaal war er ebenfalls noch einmal auf das Thema eingegangen und hatte sich bei der Polizei für die Unterstützung bedankt. „Die Polizei hat extra in diesem Bereich den Streifendienst verstärkt“, so der Oberbürgermeister.

Ordnugamt sei verantwortlich

Elisabeth Weigmann sieht hingegen weniger die Polizei als viel mehr die Stadt in der Pflicht, sagt sie. „Es gibt eine Polizeiordnung der Stadt und für deren Einhaltung ist das Ordnungsamt zuständig, da kann man schon auch als Anwohner mehr erwarten“, ist sie überzeugt. Und sie fordert, dass auch das Ordnungsamt rund um die Uhr erreichbar sein müsste. „Wenn die Polizeiordnung der Stadt das Thema Lärm regelt, müsste auch das Amt rund um die Uhr ansprechbar sein, das sich um die Einhaltung der Polizeiordnung kümmert – das Ordnungsamt“, findet Elisabeth Weigmann.

Etliche Anwohner hätten allerdings bereits eigene Konsequenzen gezogen, beschreibt sie: „Acht der Eigentumswohnungen stehen bereits leer…“