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Anwohner protestieren gegen Rodung

Ein Investor will das Areal nördlich des Leutewitzer Parks bebauen. Doch eine Initiative macht sich für mehr Wald stark.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Mit einem ernsten Gesichtsausdruck steht Bernd Möller auf dem Grundstück hinter seinem Haus. Das Areal zwischen Schaumbergerstraße und Leutewitzer Park hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Wald entwickelt. Doch ein Stück davon ist jetzt verschwunden. Denn die Dresdner Baufirma VSC, die das Grundstück 2007 kaufte, hat in diesem Januar die Bagger anrollen lassen. Auf der gerodeten Fläche möchte das Unternehmen zwei Mehrfamilienhäuser errichten. Allerdings nicht, wenn es nach der Initiative „Erweiterung Leutewitzer Park“ geht, zu deren Vorstand Anwohner Möller gehört.

„Wir möchten das Grundstück sichern und als Wald erhalten“, sagt Möller. „Irgendwann kann es dann an den Leutewitzer Park angeschlossen werden.“ Von den Plänen des Investors hält der Leutewitzer nichts. „Der hat doch nur Dollarzeichen in den Augen und möchte sein Geld verdienen“, wirft Möller dem Bauträger vor. „Wir wollen keine weiteren Häuser.“ Erst vor zwei Jahren hatte VSC bereits an der Ockerwitzer Straße zwei Gebäude mit 14 Eigentumswohnungen errichtet. Gegenüber der Initiative kündigte die Firma außerdem an, ab August dieses Jahres auf der benachbarten Fläche zu bauen. Doch passiert ist bisher – bis auf die Rodung des Areals – nichts. Denn die Rechtslage ist in dem Gebiet nicht eindeutig.

So ist unklar, welche Flurstücke dem bebaubaren Innenbereich angehören und welche als grüner Außenbereich erhalten werden müssen. Derzeit wird deshalb an einer Satzung gearbeitet, die diese Frage beantwortet. „Allerdings hat uns der ehemalige Baubürgermeister Jörn Marx bereits mitgeteilt, dass diese zum Ziel hat, Außen- zum Innenbereich umzuwandeln“, so Möller. Im Klartext bedeutet das: Der Investor könnte mit einer einfachen Baugenehmigung Häuser errichten. Um das zu verhindern, hat die Initiative sich nun politische Unterstützung ins Boot geholt. Die rot-grün-roten Stadtratsfraktionen haben einen Antrag erarbeitet.

Darin fordern sie, eine weitere Bebauung zu verhindern. Stattdessen soll das Gebiet nördlich des Leutewitzer Parks an diesen angeschlossen werden. Eine Verlängerung der Schaumbergerstraße ist geplant. Außerdem möchte Rot-Grün-Rot auch, dass der Investor die gefällten Bäume nachpflanzt. Möller ist gespannt, wie sich die Pläne rund um das Areal weiter entwickeln. Hoffnung vermischt sich mit Sorge. Das Umweltamt ist einer Parkerweiterung grundsätzlich nicht abgeneigt. „Allerdings sind hierfür die nötigen bauplanungsrechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für Ankauf, Altlastenbeseitigung, Planung, Umsetzung und künftige Pflege zu schaffen“, teilt Stadt-Sprecherin Anke Hoffmann auf SZ-Anfrage mit. Wie hoch die Kosten hierfür wären, kann indes noch niemand sagen. Die Initiative wäre allerdings bereit, sich daran zu beteiligen, möchte Sponsoren suchen und Geld sammeln.

„Ein Verkauf des Areals ist unsererseits nicht geplant“, sagt hingegen Susanne Häser, Geschäftsführerin von VSC. Sie ist durchaus kompromissbereit, hat auch schon den Kontakt zu der Initiative gesucht. Erst kürzlich hat das Unternehmen seine Pläne in einem Flyer vorgestellt und an die Anwohner verteilt. „Auch wir sind an einer schönen und gepflegten Anlage interessiert“, so Häser. Deswegen sollen auf dem Grundstück auch wieder Bäume gepflanzt werden, wenn die geplanten Häuser stehen. Darauf habe sich die Firma mit der Stadt geeinigt. Zum Kahlschlag kam es, um das Areal auf den Bau vorzubereiten. „Und Rodungen sind ja nur bis Ende Februar erlaubt“, sagt die Geschäftsführerin. Wann es an der Schaumbergerstraße tatsächlich los geht, wie viele Wohnungen entstehen und wie teuer das Projekt ist, dazu möchte Häser sich noch nicht äußern.