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Anwohner kritisieren Flutprojekte

Die Landesdirektion macht sich jetzt an die Beantwortung der Einwendungen. Das kann dauern.

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© Archiv/Alexander Schröter

Von Antje Steglich

Nünchritz/Zeithain. Die Landestalsperren-verwaltung Sachsen will die Hochwasserschutzlinie zwischen Nünchritz und Riesa sanieren beziehungsweise erhöhen. Sie will bauen. Die Pläne für drei der geplanten Projekte haben bereits in den vergangenen Monaten zum Beispiel in den Rathäusern ausgelegen, damit sich jedermann darüber informieren und eventuell Einwände erheben kann. Und das haben tatsächlich viele getan.

Für den Abschnitt Nünchritz-Grödel – hier soll die Deichlinie saniert beziehungsweise vervollständigt werden – liegen bei der Landesdirektion 214 Einwendungen vor. Für das Vorhaben Röderau – hier ist quasi ein Ringdeich um den Ort geplant – gibt es 124 Einwendungen. Und für den Abschnitt Moritz-Promnitz – hier geht es konkret um eine neue Hochwasserschutzmauer vor der jetzigen Schlossmauer in Promnitz – sind es sieben Einwendungen. Darüber informierte die stellvertretende Direktionssprecherin Jana Klein auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung. Dabei seien die Einwände von Bürgerinitiativen und Interessengemeinschaften bereits zusammengefasst worden. Über Inhalte und Absender gibt die Landesdirektion jedoch keine Auskunft.

Alte Pläne für Planung verwendet?

„Das ist sehr viel, damit habe ich nicht gerechnet. So viele Grundstücke haben wir in Nünchritz ja nicht mal“, sagt der Vorsitzende der Bürgerinitiative Hochwasser Nünchritz 2013, Udo Schmidt. Er glaubt, dass viele Schreiben gegen die Pläne für Nünchritz aus Riesa stammen würden. „Sie haben Angst, wenn wir hier die Deiche erhöhen, bekommen sie mehr Wasser“, so Schmidt. Trotzdem glaubt er, dass eine Lösung möglich ist. Schließlich müsse die Landestalsperrenverwaltung alle Seiten betrachten und abwägen. Die Bürgerinitiative selbst hat auch Einwände erhoben – insgesamt fünf Punkte.

So stamme das Kartenmaterial, auf denen das Planfeststellungsverfahren beruht, noch aus den Jahren von vor 2000. Das neue Nünchritzer Wohngebiet – Nünchritz-West – sei darin noch nicht eingezeichnet und soll laut Plan als Überströmstrecke herhalten. „Das geht natürlich nicht“, so Udo Schmidt. Für bedenklich halte er allerdings die grundsätzliche Ablehnung von Deichen in einigen Ortsteilen. Das könnte den Planungsprozess eventuell empfindlich stören.

Landestalsperrenverwaltung prüft Kritik

In den kommenden Monaten sollen die vorgebrachten Kritikpunkte nun durch die Landestalsperrenverwaltung und die Landesdirektion ausgewertet werden. Gleiches gelte für die Stellungnahmen der Fachbehörden, der Naturschutzvereinigungen und Träger öffentlicher Belange – also zum Beispiel Gemeindeverwaltungen. Eine konkrete Zeitschiene wollte Jana Klein zwar nicht nennen. Wahrscheinlich ist aber nach SZ-Informationen, dass dieser Prozess im Frühjahr 2016 abgeschlossen ist.

Grundsätzlich könnte es dabei auch zu einem sogenannten Erörterungstermin kommen, bei dem Planer und Kritiker an einem Tisch sitzen, um einzelne Punkte abzuwägen. Die Landesdirektion geht jedoch davon aus, dass in keinem der drei Verfahren noch in diesem Jahr ein Erörterungstermin durchgeführt werden könnte.

Für die Bürgerinitiative heißt es bis zum Abschluss der Auswertung auf jeden Fall: Warten. In das behördliche Verfahren kann sie nicht eingreifen. Einzige Möglichkeit für eine Beschleunigung des Prozederes wäre, durch Gespräche vor Ort die Akzeptanz für die Pläne zu erhöhen.