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Anwohner haben Angst vor Lkws

Trotz vieler Beschwerden gibt es für die B 156 in Niedergurig keine Lösung durch die Behörden. Nun wollen Bürger und Gemeinde handeln.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Niedergurig. Es ist beängstigend, wenn Romy Schmidtke mit dem Kinderwagen und ihrer jüngsten Tochter versucht, unbeschadet innerhalb von Niedergurig bis zur Bushaltestelle zu kommen. Davon ganz abgesehen, dass es gar nicht überall möglich ist, auf einem befestigten Randstreifen zu laufen, wird es an der Kurve der Gaststätte „Zur guten Quelle“ ganz gefährlich. Denn wenn sich dort zwei Lkw begegnen, hat sie keine Chance. An diesem verregneten Tag kommen dann ihre anderen Töchter mit dem Bus aus Bautzen. Sie besuchen die Sorbische Oberschule und das Sorbische Gymnasium. Alle drei berichten von Erlebnissen mit den Lkw, die Gänsehaut machen. Und immer wieder hat Romy Schmidtke versucht, Änderungen durchzusetzen, hat gemeinsam mit dem Niederguriger Ortsvorsteher Siegfried Spank an zuständige Ämter und Behörden geschrieben. Das einzige Argument ist: Wenn die Umgehungsstraße kommt, wird alles besser. Bei einer Vor-Ort-Begehung war die SZ dabei und sagt, worum es geht.

Das Vorhaben der Zukunft ist eine Ortsumfahrung von Niedergurig

Seit sehr vielen Jahren ist für die B 156 im Bereich Niedergurig eine Ortsumfahrung geplant, um die Bürger vom Lkw-Verkehr zu entlasten. Doch das Vorhaben ruhte, als es aus dem Bundesverkehrswegeplan genommen wurde. Hintergrund waren Meinungsverschiedenheiten zur Route und fehlendes Geld. Im vergangenen Jahr wurde das Vorhaben wieder als vordringlich in eben diesen Plan aufgenommen. Damit, so Andreas Biesold, Niederlassungsleiter des zuständigen Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, kann es nun weiter mit der Planung gehen. Allerdings mahnt er an, dass es nur mit der jetzt bestätigten Linienführung klappen wird. „Wenn sich die Bürger uneins sind, wird es noch länger dauern“, sagt Biesold.

Die Bürger wollen eine Tempo-30-Zone und eine „30“ auf der Straße

Auf der B 156 in Niedergurig wurde in den vergangenen Jahren in drei Abschnitten gebaut. Vor allem wegen der Wasser- und Abwasserleitungen, die in den Boden mussten, wurde dann auch die Bundesstraße in Ordnung gebracht. Für die Gehwege war die Gemeinde zuständig. Da es immer um die Umgehungsstraße ging, wurde für den Ort aber keine größere Planung vorgenommen. Doch nach der Fertigstellung der Straße ging die Raserei los. Die kurze Strecke im Kurvenbereich von der „Quelle“ bis hinter die alte Schule war schon immer mit einer Tempo-30-Begrenzung beschildert. „Aber es hält sich doch fast keiner dran“, sagt Romy Schmidtke. Da auch das Straßenverkehrsamt des Landratsamtes die Gefahr durch den Lkw-Verkehr sah, wurde eine Erweiterung der Geschwindigkeitsbegrenzung für Lkw auf einer längeren Strecke veranlasst. Sabine Schulze, die zuständige Sachbearbeiterin im Straßenverkehrsamt, erläuterte, dass sie das entgegen der Meinung ihrer übergeordneten Behörde so durchgesetzt hat. Eine Tempo-30-Zone durch den Ort sieht der Gesetzgeber an dieser Stelle nicht vor. Diese Aussage bringt Romy Schmidtke und die anderen Anwohner auf die Palme. „Es geht hier nicht um Gesetze. Es geht um Menschen. Kann man da keine Ausnahmen schaffen“, fragt sie.

Allein der Vorschlag, die Zahl 30 auf die Straße aufzubringen, wird demnächst berücksichtigt. „Ich werde das innerhalb der Kurve, in der für alle Verkehrsteilnehmer die 30 gilt, anordnen“, sagt Sabine Schulze. Und Andreas Biesold bestätigt, dass sein Amt die Markierung dann anbringen wird.

Die Polizei sollte blitzen – kann es aber nicht im Kurvenbereich

Auch die Sachbearbeiterin Verkehr im Polizeirevier Bautzen war vor Ort. Der Bitte, die Geschwindigkeit öfter zu kontrollieren, kann sie jedoch nicht nachkommen. Für die Messgeräte muss am Straßenrand mehr Platz zur Verfügung stehen. Außerdem braucht es eine gewisse Entfernung an der Strecke für eine Messung. Die ist in Niedergurig nicht gegeben. Das Landratsamt hat jedoch gemessen, wertet die Ergebnisse derzeit aus. Bisherige Kontrollen hätten aber auch keine großen Überschreitungen gegeben.

Die Gemeinde will jetzt mit den Bürgern andere Wege gehen

Wenn es also vor dem Bau der Umgehungsstraße keine anderen Lösungen geben sollte, als die bisher genannten, wollen Bürger und Gemeindeverwaltung einen Weg gehen, wie er zum Beispiel schon in Guttau Schule gemacht hat. Dort wurden Spenden gesammelt für Geschwindigkeitsanzeigen an den jeweiligen Ortseingängen. Der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (CDU) will nun gemeinsam mit dem Ortschaftsrat besprechen, ob das auch für Niedergurig eine Lösung sein kann. „Ich weiß, dass es die Bereitschaft, zu spenden, gibt“, sagt er. Und ein Bürger will eine Blitzerattrappe in seinen Garten stellen.