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Anwohner gegen neuen Funkmast

Der alte Mast stand seit vielen Jahren. Nun rückte ein neuer näher ans Dorf. Zu nah, sagen die Nachbarn.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Entlang der Straße zwischen dem ehemaligen Stracoland in Colmnitz und den ersten Häusern von Pretzschendorf fallen eine Reihe von Protestplakaten ins Auge. Dort fordern die Anwohner „Funkmast – Standortwahl mit den Bürgern“ oder „Funkturm weiter weg von unseren Häusern“. Dahinter steht eine Bürgerinitiative, die auch auf der jüngsten Gemeinderatssitzung ihr Anliegen vorgetragen hat. Sprecher der Initiative sind Beate Straßberger und Cordula Böhme. Ihre Kritik richtet sich gegen die Versetzung eines Funkmasts der Telekom, den das Unternehmen dieses Jahr auf dem freien Feld östlich vom Dorf bauen ließ. Ein ähnlicher Mast steht schon seit Jahrzehnten unauffällig am Busch, etwa 200 Meter nordöstlich vom nächstgelegenen Haus, dem ehemaligen Stracoland. Der neue Mast ist um etliche Meter näher ans Dorf gerückt und steht jetzt auffällig auf dem freien Feld.

Die Sprecherinnen der Bürgerinitiative machen vor allem zwei Punkte deutlich. Erstens sollte der Mast mindestens 1.000 Meter von der Wohnbebauung entfernt aufgestellt werden, um die Strahlenbelastung für die Anwohner zu senken. „Wir sind ja keine prinzipiellen Gegner von Handys, aber so ist er uns zu nah“, sagt Beate Straßberger. Zweitens kritisieren sie, dass sie als Anwohner nicht vorher in die Planungen miteinbezogen worden sind. Es hätte geeignetere Grundstücke gegeben als den jetzigen Standort, so ihr Argument. Für den neuen Funkmast hat die Telekom beim Landratsamt eine Baugenehmigung beantragt. Dabei wurde auch die Strahlenbelastung geprüft und sie liegt innerhalb der in Deutschland zulässigen Werte. Also hatte das Amt keinen Grund, die Genehmigung zu verweigern.

Das Bauamt des Landkreises hat im vergangenen Jahr auch die Gemeinde Pretzschendorf darüber informiert und sie um eine Stellungnahme gebeten. In Pretzschendorf war es üblich, dass die Verwaltung solche Anfragen schnell beantwortet hat und den Gemeinderat über besonders wichtige Vorhaben informierte. So ist auch eine kurze Information zu dem Funkmast gekommen. Zu der Sitzung waren die Anwohner nicht gekommen. „Davon haben wir ja nichts gewusst“, kritisiert Beate Straßberger dieses Verfahren. „Wir sind erst informiert worden, als die Baugenehmigung schon durch war.“

Sie haben sich dann mit ihrer Kritik an die Gemeinde gewandt, die inzwischen mit Klingenberg fusioniert war. Dort hat Bürgermeister Torsten Schreckenbach (Bürger für Klingenberg) einmal die Betroffenen mit einem Vertreter der Telekom an einen Tisch geholt. Die Telekom hat ihr Vorgehen erläutert und begründet, warum der neue Standort aus ihrer Sicht am besten geeignet ist. Inzwischen steht der Mast und wird wohl kaum versetzt werden.

Die Gemeinde hat allerdings ihre Informationspolitik geändert – das geschah aber unabhängig von der Geschichte mit dem Funkmast. Seit der Gemeindefusion werden alle Bauanträge öffentlich im Gemeinderat vorgestellt und entschieden, nicht mehr in der Amtsstube. An dem Mast hätte auch die Gemeinde nichts ändern können, weil sie keine anderslautenden Planungen für die Stelle hat. Sie hatte ja Einwände geltend gemacht, wegen der Nähe des Flugplatzes. Aber hier sah das zuständige Luftfahrtamt kein Problem, wie Schreckenbach informiert.