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Viele Anwohner gegen neue Linie 5

Nicht alle Johannstädter sind für das Projekt der Verkehrsbetriebe. Sie haben eigene Vorschläge.

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© Damien Jdanoff | virtual-architects.net

Von Christoph Springer

Eine neue Straßenbahn durch die Johannstadt ist überflüssig, die Busse der Linie 62 tun es auch. Solche Kritik bekamen die Planer der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) am Mittwochabend bei der zweiten Vorstellung ihres Stadtbahnprojekts Linie 5 zu hören.

Dazu waren knapp 100 Anwohner in die Johannstadthalle gekommen. Einer davon war Jan Rakelmann. Er wohnt auf der Pfotenhauerstraße und lehnt die Straßenbahnlinie ab, „weil ich das Ding dann im Schlafzimmer habe“. Trotz steigender Fahrgastzahlen in der Linie 62 plädiert er sogar dafür, weniger Busse fahren zu lassen. Nur das passt nach seiner Ansicht zur Pfotenhauerstraße, auf der es jetzt schon eng zugeht. Wer dann nicht mit dem Bus mitkommt, „muss eben warten“, meint der Dresdner, der selbst zu Fuß zur Arbeit geht. Etwa 45 Minuten braucht er für den Weg zwischen seiner Wohnung und der Arbeitsstelle nahe der Annenkirche.

Auch Gabriele Schwank lehnt die Straßenbahn ab. Sie betreibt ein Geschäft nahe der Ecke Pfotenhauerstraße/Neubertstraße. „Ich bin für eine kürzere Taktung und kürzere Busse zur Hauptverkehrszeit“, sagt die Ladeninhaberin. Sie hat beobachtet, dass die überlangen Busse der Verkehrsbetriebe in der Johannstadt aufgehalten werden, weil sie häufig Lieferfahrzeuge umkurven müssen.

Thomas Jahn, der auf der Holbeinstraße wohnt, will auch keine neue Bahnlinie durch den Stadtteil. Er glaubt auch nicht, dass Stadt und Verkehrsbetriebe wirklich interessiert, was die Anwohner wollen.

Die Planer hatten eingeladen, um sich die Erwartungen und die Kritik der Anwohner anzuhören. Johannstädter äußerten die Sorge, dass durch den Straßenbahnbau Parkplätze verloren gehen könnten, dass für die Bahnen sowieso zu wenig Platz ist auf der Pfotenhauerstraße und dass sie jahrelang mit Baustellenlärm und Umleitungen leben müssen. „Ohne Kompromisse wird es nicht gehen“, sagte DVB-Chefplaner Andreas Hoppe, stellte aber engen Kontakt mit den Anwohnern in Aussicht, um möglichst viele Anliegen in die Überlegungen zu der neuen Strecke aufnehmen zu können. Entschieden sei noch nichts, so Hoppe, „das letzte Wort hat der Stadtrat“.

Es gab auch Zuhörer, die sich die Linie 5 so schnell wie möglich vor ihrer Haustür wünschen. Dazu gehört Karlheinz Knippe. Er wohnt auf der Pillnitzer Straße. „Ich finde die neue Bahn gut, sie ist umweltfreundlicher und bequemer als die Busse.“ Den Planern gab er mit auf den Weg, dass beim Trassenbau aber unbedingt die Wiese vor seinem Haus erhalten bleiben sollte.