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Anstoß für die Hain-Jugend

Sachsens Sozialministerin hat jetzt in Oybin einen Bolzplatz eingeweiht. Dabei befindet sich der eigentlich in Tschechien.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Sefrin

Der Pfiff ertönt. Elegant schiebt Barbara Klepsch den Ball zu Tibor Thimjahn. Der zögert nicht und spielt den Ball weiter zu den deutschen und tschechischen Kindern, die ungeduldig auf dem Bolzplatz in Oybin-Hain warten – und Sekunden später nur noch daran interessiert sind, Tore zu schießen. Das Fußballspiel und das darauffolgende gesellige Beisammensein sind der lockere Ausklang eines feierlichen Aktes gewesen. Denn Barbara Klepsch (CDU) hat in ihrer Funktion als sächsische Sozialministerin am vergangenen Sonnabend einen neuen Bolzplatz im Oybiner Ortsteil Hain eingeweiht. Das Besondere daran: Der Bolzplatz liegt im Ausland, auf einer zur tschechischen Johannissteinbaude gehörenden Wiese. Dass es dazu kam und dass es Geld aus Sachsen gab, um Tore für den Bolzplatz zu kaufen, ist jungen Leuten vom Hain zu verdanken. Und der Abgeschiedenheit des Oybiner Ortsteils: „Für Jugendliche gab es auf dem Hain bislang nichts. Keinen Ort, wo wir uns treffen konnten“, sagt Tibor Thimjahn. Sich immer zu Hause zu treffen, sei auf Dauer ebenso wenig eine Alternative gewesen, wie in andere Orte zu fahren. „Das ist zu teuer“, so Tibor Thimjahn.

Unterstützt von einigen Eltern und von der in Oybin sehr aktiven Mitgestalter-Arbeitsgruppe gelangten die Sorgen der jungen Hainer, aber auch junger Lückendorfer bis in den Gemeinderat. Besonders bei Gemeinderat Bernd Herfort (Lückendorfer Förder-Verein) stießen die jungen Leute mit ihrem Anliegen auf offene Ohren. Mit Herforts Engagement und dem Engagement der Jugendlichen ist es im vergangenen Jahr gelungen, Oybin zu einem Standort des Programms „Jugend bewegt Kommune“ in Sachsen zu machen. Der Freistaat und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung unterstützen mit dem Programm Kommunen im ländlichen Raum dabei, kinder- und jugendfreundlicher zu werden. Dank dieser Unterstützung konnten in Oybin, in Lückendorf und auf dem Hain einige Wünsche junger Leute erfüllt werden. So bekamen das Haus des Gastes in Oybin eine Lego-Ecke, die Gemeinde eine mobile Kino-Anlage und der Hain den neuen Bolzplatz. Auch die Möglichkeit, sich zu treffen, haben Kinder und Jugendliche in der Gebirgsgemeinde künftig. In Lückendorf passiert das im Dorfgemeinschaftshaus, auf dem Hain im neuen Jugendtreff Eropaeck, einem leer stehenden Raum im Bushäuschen am Kreisverkehr. Die Gemeinde hatte 2015 und 2016 insgesamt 5 000 Euro für die Umsetzung der Vorhaben bekommen.

Zumindest das Projekt Bolzplatz habe zwischenzeitlich etwas auf der Kippe gestanden, erzählt Tibor Thimjahn. „Wir wollten zuerst auf dem kleinen Fußballplatz auf dem Hain mitmachen, sind aber mit den Fußballspielern dort nicht überein gekommen.“ Zum Glück gebe es aber Jiri Kudrna, den Besitzer der tschechischen Johannissteinbaude: „Als wir ihn gefragt haben, hat er uns sofort unterstützt und die Wiese für den Bolzplatz angeboten. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.“ Zwar gibt es zwischen Jugendlichen vom Hain und aus dem tschechischen Nachbarort Krompach bereits Kontakte, doch Tibor Thimjahn hofft, dass sich diese Verbindungen nun intensivieren. Auch mithilfe des Bolzplatzes.

Sozialministerin Klepsch war von so viel Engagement sehr beeindruckt. „Ich war selbst 14 Jahre Bürgermeisterin in Annaberg-Buchholz und weiß darum, was es bedeutet, Jugendliche in ländlichen Regionen zu halten. Ich bin fasziniert von dem, was ich hier sehe.“ Nun komme es darauf an, den jungen Leuten Verantwortung zu übertragen. Auf dem Hain muss ihr dahingehend jedenfalls nicht bange sein: Tibor Thimjahn und seine Freunde wollen nun einen Verein gründen, um sich noch stärker um ihre Belange kümmern zu können.