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Angst vor gefälschten Medikamenten

Nach einem ARD-Bericht sind auch die Döbelner verunsichert. Doch die Apotheker können beruhigen, zumindest etwas.

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© Symbolbild/dpa

Mittelsachsen. Ein Themenabend bewegt das Land. Die ARD hat sich am Mittwochabend mit Spielfilm und Dokumentation „gefälschten Medikamenten“ gewidmet. Ein Thema, über das auch die Döbelner sprechen, wie Apothekerin Dagmar Schmidt von der Döbelner Löwen-Apotheke sagt. Von gefälschten Medikamenten sei ihr bisher aber noch nichts bekannt geworden.

Das sagt auch Kollegin Andrea Bachmann aus Roßwein. Die Inhaberin der Löwen-Apotheke ist regionale Pressesprecherin der Sächsischen Landesapothekerkammer für den Altkreis. Sie kann die Patienten zumindest dahingehend beruhigen, dass „wenn die Medikamente auf dem deutschen Markt sind, sie auch kontrolliert werden“. Allerdings bleibt unklar, auch für die Apotheke: Was ist im Vorfeld mit dem Medikament passiert? „Auf den Arzneipackungen können wir in der Apotheke nicht ersehen, wo der Hersteller seine Ausgangsstoffe herholt. Hinweise auf den Produkten fehlen“, sagt Bachmann.

Nur noch wenige Hersteller würden ihre Medikamente in Deutschland produzieren, ergänzt Dr. Thomas Birnstiel von der Leisniger Löwen-Apotheke. „Indien, Israel und China sind die Hauptlieferanten“, sagt er. Auch an diesen Standorten gebe es Kontrollen, macht der Apotheker deutlich, der die Medikamente für die Löwen-Apotheke fast ausschließlich von einem pharmazeutischen Großhandel bezieht.

„International treten Fälschungen vor allem bei teuren Medikamenten, wie Mittel zur Behandlung von Aids auf, mit denen sich viel Geld verdienen lässt“, vermutet Andrea Bachmann. Der sicherste Weg sei nach wie vor, seine Medikamente in der Apotheke vor Ort zu holen und nicht über andere Kanäle wie Ausland oder Internet zu beziehen.

Thomas Birnstiel hält Fälschungen in einer ordentlich geführten Apotheke hier in der Region eher für „unwahrscheinlich“. Schließlich gibt es zahlreiche Kontrollen, zu denen die Apotheken verpflichtet sind. Ob diese die Überprüfungen auch wirklich durchführen, wird hausintern und durch Kontrollen von außen überwacht. „Alle drei Jahre gibt es eine Begehung der Apotheke durch Vertreter der Landesdirektion“, erklärt Thomas Birnstiel.

Jeder Apotheker sei einmal am Tag dazu aufgefordert, eine Packung zu kontrollieren. „Dazu nehmen wir der Reihe nach eine aus dem Lager, öffnen sie und schauen unter anderem, ob der Beipackzettel dabei liegt und ob Tabletten zum Beispiel gequetscht wurden, es Verfärbungen gibt“, erklärt Stefan Leutert, Inhaber der Döbelner Rosen-Apotheke. Finden die Mitarbeiter einen Mangel, wird das Produkt aussortiert, der Fehler gekennzeichnet und die Packung zurückgeschickt. Infolge dessen wird das Medikament dann in der Regel aus dem Verkehr gezogen.

Über das Ruhen der Zulassung informiert das zuständige Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte die Apotheken. „In diesem Jahr ist noch kein Medikament dabei gewesen, das wir im Lager hatten, 2016 war ein Medikament betroffen“, sagt Andrea Bachmann. Meist sei nicht davon auszugehen, dass es sich bei den zurückgezogenen Produkten um gefälschte Medikamente handelt. Vielmehr seien es Qualitätsmängel, die zum Ausschluss führen.

Überprüft werden zudem die chemischen Substanzen, die Apotheken verwenden, wenn der Arzt dem Patienten eine Rezeptur ausstellt und das Medikament zusammengemischt wird. Die eingekaufte Substanz wird dabei mit einem Produkt mit identischem Wirkstoff verglichen. „Dabei ist eine Fälschung eigentlich zu 100 Prozent auszuschließen“, so Thomas Birnstiel.

Die beiden Krankenhäuser der Region, das Klinikum Döbeln sowie die Helios-Klinik in Leisnig, bekommen ihre Medikamente von einer Apotheke, die die Ware direkt vom Hersteller bezieht. Ein Großhändler steht nicht dazwischen, wie Verwaltungsleiter Martin Preißer vom Döbelner Klinikum deutlich macht. „Das ist ein relativ hoher Sicherheitsfaktor.“

Bisher sei weder in Leisnig noch in Döbeln ein Fall bekannt geworden, bei dem gefälschte Medikamente zum Einsatz gekommen sind, heißt es aus den Kliniken. „Auffallen würde das, wenn ein Medikament seine Wirkung nicht entfaltet. Dann würde man nachforschen“, sagt Preißer. Werden die Medikamente angeliefert, werden sie geprüft. Ist die Verpackung ganz? Sind die Ampullen intakt? Gibt es Veränderungen? Sollte das der Fall sein, fragt das Klinikum bei der Apotheke nach. „Diese informiere in der Regel aber schon von selbst über neue Packungen“, erklärt der Verwaltungsleiter. „Die Herkunft der Präparate ist dokumentiert. Wenn die Medikamente aus unserer Krankenhausapotheke in die Klinik kommen, sind sie durch die Hände unseres qualifizierten Fachpersonals gegangen“, informiert Sindy Trauer, Regionalleiterin Apotheke Helios Region Ost. Der Transport nach Leisnig erfolge auf direktem Weg in verplombten Kisten über ein Transportunternehmen des Hauses.

Ab Februar 2019 sollen zumindest die verschreibungspflichtigen Medikamente in Deutschland noch sicherer werden. Bis dahin müssen, so sieht es eine EU-Verordnung vor, alle Packungen „ein individuelles Erkennungsmerkmal tragen, das in einem zweidimensionalen Barcode abgebildet ist“, heißt es in der Deutschen Apotheker Zeitung. Bei dem Code handle es sich um eine Seriennummer, die sich unter anderem aus einem Produktcode, einer nationalen Kostenerstattungs- und Identifizierungsnummer, der Chargennummer sowie dem Verfallsdatum zusammensetzt. „Zudem müssen die Arzneimittelpackungen künftig mit einer Vorrichtung gegen Manipulationen versehen sein“, informiert die Deutschen Apotheker Zeitung. „Ab 2019 gibt es dann garantierte Sicherheit“, so Thomas Birnstiel.