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Angst vor Ambrosia

Hunderte der gefährlichen Pflanzen stehen nach wie vor am Stadtrand. Sie zu beseitigen, ist nicht ganz einfach.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Gröditz. Die Nachricht vom Fund der stark allergieauslösenden Ambrosia nahe dem Gröditzer Friedhof hat in der Stadt für Aufsehen gesorgt. In der Kita Zwergenhaus zum Beispiel hätten sich besorgte Eltern über die Gefahr für ihre Sprösslinge erkundigt, sagt die stellvertretende Leiterin Ines Passin. „Wir haben das mit den Eltern besprochen.“ Ein akutes Problem für die Kita-Kinder bestehe nicht, so Passin. Die Spazier-Routen der Kita zum Beispiel liegen eher am Eichenhain und damit quasi am anderen Ende der Stadt.

Größere Sorgen machen sich unterdessen zwei Passanten, die am Kanal spazieren gehten. Ein Senioren-Ehepaar hat von den Problem-Pflanzen gehört. Für sich selber befürchten beide keine Gefahr. „Wir haben keine Allergie“, sagen sie. Aber eine Bekannte reagiere stark auf bestimmte Pollen. „Vielleicht auch gegen die hier?“ Das Rentnerpärchen spricht sich fürs schnelle Entfernen der Pflanzen aus.

Um die Belastung der Luft mit den für Allergiker gefährlichen Ambrosia-Pollen gering zu halten, erscheint das durchaus geboten. Noch blühen die Pflanzen nicht. Aber ist es erst mal so weit – und das dürfte in den nächsten Tagen passieren – dann beginnt das gefährliche Pollenschleudern.

Ein Teil der Pflanzen sei inzwischen schon beseitigt worden, heißt es aus der Gröditzer Stadtverwaltung. Dabei handelt es sich aber offenbar um Exemplare auf einem Randstreifen von einem reichlichen Meter Breite entlang des Kanalwegs. Die Fläche gehört der Stadt.

Die weitaus meisten Ambrosien stehen aber noch zu Hunderten in dem direkt angrenzenden Sonnenblumenfeld. Hier kann und will die Stadt nach eigenem Bekunden aber nicht Hand anlegen. Zum einen habe man nicht die nötige Technik, um die Pflanzen in Größenordnung entfernen zu können, erklärt Hauptamtsleiterin Tina Noack. Es fehle aber auch die rechtliche Grundlage, die so ein Einschreiten erlaubt. Im Moment setze die Stadt darauf, dass das Landratsamt im Gespräch mit dem Landwirt erreicht, dass der die Ambrosien noch rechtzeitig entfernt. Man wolle Anfang der Woche noch einmal darauf hinwirken, so Noack.

Entdeckt worden war die Ambrosia in Gröditz schon vor einigen Wochen. Die Pflanzen, die dem gewöhnlichen Beifuß ähnlich sehen, können besonders Pollenallergikern gefährlich werden. Schon eine geringe Konzentration des aggressiven Ambrosia-Blütenstaubs in der Luft kann bei Betroffenen Fließschnupfen oder Bindehautentzündung hervorrufen. Aber auch für gesunde Menschen besteht Gefahr. Kontakt mit der Pflanze kann Asthma auslösen.

Die Pflanze selbst stammt aus Nordamerika und wurde vor etwa 150 Jahren eingeschleppt. Dass sich Ambrosien zuletzt immer weiter ausbreiten, dafür machen Experten den Klimawandel mit verantwortlich. Anders als etwa in der Schweiz besteht hierzulande keine Meldepflicht für Ambrosia-Funde.

Gleichwohl will Sachsens Landesregierung die Ausbreitung des hochallergenen Krauts eindämmen. Über einen dreiseitigen Meldebogen können Funde dem Verbraucherschutzministerium mitgeteilt werden. Weitere Ansprechpartner bei Ambrosia-Funden sind Rathäuser und Landratsämter.