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Angriff auf Mimi

Gerade mal vier Monate ist das Tier alt, jetzt haben Unbekannte auf die Katze geschossen. Die Besitzer gehen in die Offensive.

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© privat

Von Eric Weser

Glaubitz. Es war der Schock zum Sonntag: Am Abend alarmiert eine Nachbarin Daniel Kranke. Kätzchen Mimi blutete am Kopf. Etwas hatte das gerade mal vier Monate junge Tier zwischen den Augen getroffen. Sofort verständigen die Besitzer den tierärztlichen Notdienst, dann geht es zur Veterinärin. Die entfernt ein Stück Metall aus dem Gesicht der Katze. Allem Anschein nach handelt es sich um ein Geschoss aus einem Luftgewehr. Als sich die Aufregung legt, zeigt sich, dass Mimi großes Glück hatte. Hätte das Geschoss wenige Millimeter weiter links oder rechts eingeschlagen, wäre sie jetzt wohl auf einem Auge blind. In den Schädel drang die Kugel aber nicht ein.

Einen Tag später ist Daniel Kranke noch immer fassungslos. „Es ist mir unbegreiflich, wer so etwas macht“, sagt der 30-Jährige. Katze Mimi gehe es den Umständen entsprechend gut, sie sei noch etwas ängstlich.

Ein Riesaer Veterinär sagt auf SZ-Anfrage, das Schmerzempfinden der Tiere sei unterschiedlich. Mitunter seien solche Schuss- mit Schnittverletzungen vergleichbar. „Es kommt auch darauf an, wo das Geschoss landet.“

„Leute wach machen“

Auf jeden Fall sei das Tierquälerei – und damit nach Tierschutzgesetz strafbar. Eine Geld- oder schlimmstenfalls eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren droht, „wer einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt“, heißt es im Gesetz. Der Tierarzt sagt, er rate den Besitzern „unbedingt“ zu einer Anzeige, auch wenn die Erfolgsaussichten, Täter zu finden, wahrscheinlich gering seien. „Ohne Anzeige wird es aber erst recht nicht verfolgt. Mit Anzeige ist es wenigstens dokumentiert.“ Auch die Polizei rät zur Anzeige. Daniel Kranke ist bewusst, dass die Chancen gering sind, den oder die Täter ausfindig zu machen. Was passiert ist, will er trotzdem nicht einfach hinnehmen: Er und seine Freundin wollen Anzeige erstatten. Außerdem wollen beide jetzt auch im Ort aufmerksam machen – mit einem Informationsblatt im Schaukasten am Rathaus und beim örtlichen Bäcker. „Ich will die Leute wach machen“, so der 30-Jährige.

Entdeckung war Zufall

Der Vorstandschef des Riesaer Tierschutzvereins Uwe Brestel sieht die geplante Aktion mit Skepsis. „Ich weiß nicht, ob das etwas bringt.“ Uwe Bestel zufolge kommt es zwar vor, dass Haustiere angeschossen werden, solche Fälle seien seiner Erfahrung nach allerdings selten. Veterinärin Dr. Ilona Boeltzig, die am Wochenende Kätzchen Mimi versorgt hat, berichtet hingegen aus ihrer Praxis, dass sie öfter angeschossene Tiere entdecke. Manchmal werde bei Röntgenuntersuchungen sogar eher zufällig entdeckt, dass ein Tier verwundet wurde, so die Tierärztin.

Auch die SZ berichtete in den letzten Jahren immer wieder über Angriffe, denen vor allem Hauskatzen zum Opfer fielen. Erst im Mai dieses Jahres hatten es Unbekannte auf Kater Teo in Frauenhain abgesehen, der auch mit einem Luftgewehr angeschossen wurde. Im Zeithainer Ortsteil Jacobsthal schossen Unbekannte vor einem reichlichen Jahr sogar mit einem 20 Zentimeter langen Pfeil, vermutlich aus einer Pistolenarmbrust, auf Kater Stumpi. Auf dem Grödeler Vogelberg wurde 2008 die angeschossene Katze Mia-Lotta aufgefunden. Sie wurde von einem Diabolo-Geschoss ins Bein getroffen. Eine Familie aus Grödel hat sie anschließend wieder aufgepäppelt. Die Täter sind auch in diesem Fall nicht bekannt.

Daniel Kranke möchte, dass Katze Mimi sich in Glaubitz frei bewegen kann. Zwar haben er und seine Freundin seit Sonntag „große Bedenken“, das junge Tier vor die Tür zu lassen. Ein Stubentiger soll Mimi aber nicht werden. „Katzen brauchen Auslauf.“ Und ein Umfeld, das nicht auf sie schießt.