Merken

Angriff auf den Leerstand

Eine Firma aus Österreich besitzt jetzt das Wohnhaus im Mühlenviertel – und geht in die Vermietungsoffensive.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Das markante Backsteingebäude im Mühlenviertel hat einen neuen Besitzer: die Riesaer Elbe Invest GmbH. Aus gutem Grund dürfte die Firma den meisten kein Begriff sein. Das neue Unternehmen steht erst seit Januar im Handelsregister. Dahinter steckt ein Wiener mit einem langen Namen: Johannes Roth Pollack Parnau. Er sei „hin und weg“ gewesen, als er das Gebäude zum ersten Mal sah.

„Ich kann nicht verstehen, dass andere mir davon abgeraten haben, hier zu investieren – nur weil es nicht in einer Großstadt liegt. Es hieß, man könne nicht wissen, wie sich die sächsischen Kleinstädte entwickeln.“ Doch für den Investor hat Riesa Potenzial. Und die Vorteile des Backsteinbaus liegen für ihn auf der Hand: „Es liegt wunderschön direkt an der Elbe. Es gibt genug Parkplätze am Haus. Und der Bahnhof und die Fußgängerzone sind ja auch fußläufig erreichbar.“ Dass sich ein gewisses Milieu im Mühlenviertel herumdrückt, ist auch ihm schon aufgefallen – die Drogenrazzien der vergangenen Jahre dürften ihr übriges zum Image beigetragen haben.

„Ja, man sieht schon mal kaputte Bierflaschen auf der Straße. Aber ich bin guter Dinge, dass unser Haus für sich gesehen einen eigenen Mikrokosmos bildet“, so Johannes Roth Pollack Parnau. Nur eines kann der Wiener nicht verstehen: warum die Stadt das Gelände an der Elbe nicht aufwertet, um das Potenzial des Flusses besser zu nutzen – „etwa mit einem Fahrradweg.“ Nach SZ-Informationen beschäftigt sich die Stadt damit. Doch aus finanziellen Gründen und, weil das stillgelegte Mischfutterwerk-Gelände nicht der Stadt gehört, gestaltet sich das als schwierig.

Gemeinsam mit der Hausverwaltung Mischke und Partner aus Berlin will der Investor jetzt den Leerstand ausmerzen. Jede zehnte der 70 Wohnungen steht derzeit leer. „Uns hat es den Anschein gemacht, dass der Vorbesitzer sich nur noch halbherzig um das Gebäude gekümmert hat“, erklärt Frank Mischke. Wahrscheinlich, weil er es sowieso loswerden wollte, mutmaßt er. Diesen Eindruck hatte auch Hausmeister Denis Lenhardt, der seit dem Flutjahr 2013 in dem alten Industriemühlen-Gebäude arbeitet. Mit dem neuen Besitzer und der neuen Hausverwaltung hat er ein besseres Gefühl als vorher. Derzeit ist Lenhardt damit beschäftigt, Musterwohnungen herzurichten. Die meisten der leerstehenden Einheiten sind Einzimmerwohnungen, aber auch eine Maisonettewohnung über zwei Stockwerke ist dabei. Freie Wohnungen, die es nötig haben, bekommen neue Böden – dafür hat die Hausverwaltung die Mieten aber auch erhöht – von 4,80 bis 5,50 Euro (je nach Lage im Haus) auf 5,50 bis sechs Euro pro Quadratmeter (kalt). Der Preis entspricht dem Riesaer Mietspiegel, der für eine Wohnung der Größe 40 bis 60 Quadratemeter eine Preisspanne von 2,40 bis 7,30 Euro vorgibt. Dazu gibt es auf Wunsch eine Einbauküche.

Die neue Verwaltung will sich nun vor allem auf Senioren spezialisieren. „Barrierefrei sind die meisten Wohnungen ja bereits. Es gibt mehrere Aufzüge in dem Gebäude“, erklärt Frank Mischke von der Hausverwaltung. Künftig strebt er eine Kooperation mit einem Pflegedienst an. „Wir stehen gerade in Verhandlung mit den Elblandschwestern.“ Das Riesaer Pflegeunternehmen war bis vor Kurzem sogar noch in dem Gebäude eingemietet.

Zu den Gründen des Auszugs wollte Geschäftsführerin Kerstin Brunner-Haak jedoch nichts sagen. Hausmeister Denis Lenhardt schätzt, dass sich die Elblandschwestern inzwischen voll und ganz auf Gröba/Merzdorf konzentrieren. Schade, findet das eine Mieterin, die bereits seit dem Ausbau in dem Backsteinblock lebt. Sie besuchte regelmäßig die Kaffeekränzchen der Elblandschwestern im Haus. Naja, so lang der Hausmeister bleibt. Denn von Denis Lenhardt scheint die Seniorin ein absoluter Fan zu sein: „Den wollen wir nicht mehr hergeben“, sagt sie.