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Angler willkommen

Im Tharandter Schlossteich tummeln sich jetzt Forellen. Bevor die auf dem Teller landen, können sie sich satt fressen.

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Von Verena Weiß

Ein kurzer Hieb, der Riegel schwingt um und die Luke öffnet sich. Erst eins, zwei, dann geht es ganz schnell. Ein Fisch nach dem anderen rutscht unter dem lärmenden Rauschen des Wassers aus dem Bottich hinab in die Freiheit. Platsch, das war der Letzte. „Manchmal bleiben sie noch am Rand stehen“, sagt Rico Voss und beobachtet gespannt die Wasseroberfläche, „aber nein, sie sind weg.“

Herr der Forellen: Rico Voss kümmert sich um die Fische im Schlossteich. Der Sonntag wird dort ein besonderer Tag sein.
Herr der Forellen: Rico Voss kümmert sich um die Fische im Schlossteich. Der Sonntag wird dort ein besonderer Tag sein.

Hier, in idyllischer Lage des Tharandter Schlossteiches, ist nun ihr neues Zuhause. Eigentlich nur eine Zwischenstation auf dem Weg in die heimische Küche. Davor werden sie aber noch die Hobby-Angler erfreuen. Die etwa 70 jungen Regenbogenforellen, die Rico Voss von der Teich-Wirtschaft Tharandt eingesetzt hat, stammen aus der örtlichen Forellenzucht, die sein Vater Peter Voss betreibt. Nicht nur für die anderthalb Jahre alten Fische ist die gewonnene Freiheit im Schlossteich ein Novum. Auch Rico Voss ist gespannt, wie sich die Tiere im Wasser des Schlossteiches entwickeln. Ein erster Versuch ist geglückt. Den Forellen, die Voss erstmals diesen Mai hier einsetzte, scheint es prima zu ergehen. „Das Wasser ist etwas trüb“, sagt der 32-Jährige, „aber es hat einen guten Nähstoffgehalt.“ Beste Voraussetzungen für die jungen Forellen, die mit den Goldfischen im Teich eine wahrlich appetitliche Gesellschaft genießen dürften. „Die Fressen alles, was keinen Motor hat“, scherzt Rico Voss – eben auch farbenprächtige Goldfische. Und von genau denen gibt es im Schlossteich mehr als genug. „Einfach zu viele“, sagt der Tharandter und winkt ab, „auch wenn sie schön anzusehen sind.“

Dass mit den hungrigen Räubern nun wieder Abwechslung ins Teichidyll kommt, verlangte den Voss’s allerdings einiges ab. Das Wasser musste nicht nur auf PH-Wert, Sauerstoffgehalt und Temperatur untersucht werden. Bis überhaupt eine Forelle im rund 6 000 Quadratmeter großen Schlossteich schwimmen durfte, waren allerhand Gutachten und Behördengänge nötig, unter anderem beim Landesamt für Umwelt, beim Veterinärdienst des Landkreises und im Tharandter Rathaus. Von Letzterem haben die Voss’s den Schlossteich seit Anfang dieses Jahres gepachtet.

Davor schien der Teich sich selbst überlassen. Dem Wehr in der Wilden Weißeritz, das den Schlossteich mit Wasser versorgte, schlug beim Hochwasser 2002 die letzte Stunde. Interimsweise habe die Freiwillige Feuerwehr Tharandt mit Hilfe von Schläuchen und einem Pumpaggregat den Wasserzufluss sichergestellt. 2005 endlich konnte Ersatz geschaffen werden. Seitdem pumpt eine neu gebaute Leitung aller einer Stunde für 15 Minuten frisches Wasser aus der Weißeritz durch den Schlossteich. Abgesehen von Wildenten und Fröschen, die hier schon länger heimisch sind, und dem Fischreiher, der jeden Morgen nach Schwärmen von goldgelben Leckerbissen Ausschau hält, blieb es lange still rund um den Schlossteich.

„Das soll sich ändern“, sagt Rico Voss. Ab diesem Sonntag will der Tharandter den Schlossteich für Angler freigeben. Alle mit Fischereischein können hier ab sofort jeden Sonntag die Rute ins Wasser halten und darauf hoffen, dass die Forellen anbeißen. Damit dürften die Räuber kein Problem haben. „Forellen haben dazu immer Lust“, sagt Rico Voss. Obendrein würden sie an der Angel durchaus Kampfgeist zeigen. „Das ist doch das, was das Anglerherz begehrt“, sagt der Tharandter und lacht. Bei Friedfischen, wie beispielsweise dem Karpfen, sei das anders. Der ließe manchmal lange auf sich warten und werde an der Angel auch recht schnell müde. Einschlafen dürften die Hobby-Angler am Schlossteich also nicht. Aussichten, die optimistisch stimmen, den frischen Fisch auch auf den Tisch zu bekommen. Denn kulinarisch sei die Forelle zunehmend beliebt, vor allem wegen der vergleichsweise einfachen Grätenstruktur, weiß Rico Voss. Das zeige auch der Absatz im Verkauf.

Allzu lange dürfte die neu gewonnene Freiheit für die Forellen im Tharandter Schlossteich also nicht währen – ganz im Sinn der Familie Voss, die mit der neuen Idee nicht nur den eigenen Betrieb über Wasser halten will, sondern damit auch wieder etwas mehr Leben in die Tharandter Stadtmitte holen möchte. Die Atmosphäre des Teiches ummittelbar unterhalb der Burgruine sei hierfür ein guter Ausgangspunkt, findet Rico Voss. Dass die Nachfrage nach Angelteichen in der Region groß ist, erlebt er immer öfter. Neben der Fischzucht und dem -verkauf können Hobby-Angler deshalb seit zwei Jahren bei Voss den Fischereischein erwerben. Neben dem Schlossteich Grillenburg und dem Seerenteich mitten im Tharandter Wald können Angler nun also auch die Rute in den Tharandter Schlossteich werfen – bis zum Herbst. „Am 3. Oktober wird abgefischt“, sagt Rico Voss, „dann werden wir sehen, was sich hier noch tummelt.“

Jeden Sonntag, ab 8 Uhr, Angeln am Schlossteich Tharandt; mit Fischereischein kostet eine Tageskarte fünf Euro, ohne Schein acht Euro.