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Angler sauer über abgepumpten Teich

Das Gewässer soll für den Kammmolch neu gestaltet werden. Möglicherweise bleiben dabei die Fische auf der Strecke.

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© privat

Von Stephan Hönigschmid

Niederau. Roman Lewetzky traute seinen Ohren nicht, als er kürzlich einen Angelfreund im Meißner Kaufland traf. „Er hat mir erzählt, dass das Wasser in der Tongrube Ockrilla abgepumpt wird und der Teich schon fast leer ist“, sagt der Gewässerwart des Anglervereins Meißen-West. Bis 2015 hat der Verein den Tongrubenteich über Jahrzehnte zum Angeln genutzt.

Danach endete der Pachtvertrag, weil die Ton- und Kaolinwerke die Grube als Ausgleichsfläche an den Landesverband des Naturschutzbundes Sachsen (Nabu) übertragen haben, damit sie an anderer Stelle erweitern dürfen. Trotz dieser Situation haben die Angelfreunde noch immer einen Blick auf ihr früheres Revier. „Wir haben zwar keinen Zugriff auf den Teich. Wenn wir allerdings erfahren, dass der Teich einfach so ausgepumpt wird, ohne dass Schadensvorsorge für die Fische getroffen wird, dann erstatten wir Anzeige“, sagt der Mitarbeiter Gewässerwirtschaft beim zuständigen Dach-Anglerverband „Elbflorenz“ Dresden Peter Kluß.

Die Untere Naturschutzbehörde bestätigt, dass die Arbeiten rechtmäßig sind. „Das Gewässer wird von Abfällen beräumt, neu gestaltet und fischfrei gemacht. Dazu wird es abgepumpt“, sagt ein Sprecher und fügt an: „Es handelt sich um eine Artenschutzmaßnahme zur Stabilisierung des lokalen Kammmolchvorkommens.“ Der Kammmolch liegt vor allem dem Nabu sehr am Herzen, der sich nach Abschluss der Maßnahme um den Teich kümmern soll. „Der Kammmolch ist besonders geschützt und bei uns stark gefährdet. Tongruben sind typische Heimstätten für ihn, in denen er sich spontan ansiedelt“, sagt Karl-Hartmut Müller vom Nabu-Regionalverband Meißen-Dresden. Mit Blick auf mögliche Fische im Teich hat er eine klare Meinung: „Hechte können, falls sie dort sind, nur vom Menschen eingesetzt worden sein. Sie können tatsächlich für den Kammmolch, der hier – aus Sicht des Naturschutzes – eindeutig Vorrang hat, eine Gefahr darstellen.“ Eine ganz andere Frage sei jedoch, wie man jetzt im Sinne des Tierschutzes mit den Hechten umgehe. Allerdings frage er sich auch oft, inwieweit typische Anglerpraktiken mit dem Tierschutz im Einklang stünden, so Müller.

Lutz Runge vom Nabu-Regionalverband „Großenhainer Pflege“, der den Teich demnächst gemeinsam mit seinen Mitstreitern im Sinne des Naturschutzes intensiv betreuen wird, teilt diese Auffassung: „Um den Kammmolch wirkungsvoll vorm Aussterben zu retten, muss der Teich raubfischfrei sein. Somit sind auch vorkommende Hechte zu entfernen“, so Runge. Was konkret mit den Fischen geschehe, könne er aber nicht beantworten, weil bei der Maßnahme das Landratsamt den Hut aufhabe. Grundsätzlich sei es jedoch üblich, dass diese entnommen werden, um sie anschließend fachgerecht anderweitig zu verteilen, sagt der Naturschützer. Fotos der Angelfreunde sprechen jedoch eine andere Sprache. Darauf finden sich in der Tat tote Fische, die aufgrund des abgepumpten Teiches auf der Strecke geblieben sind.