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Angeln verboten

Nachdem Altöl in den Merzdorfer Teich gelaufen ist, ermittelt nun die Polizei.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Ruhig liegt der Merzdorfer Teich in der Herbstsonne. Ein leichter Geruch von Kraftstoff liegt in der Luft. Hier und da schimmert ein Ölfilm auf der Oberfläche. Aber längst sieht das Wasser nicht mehr so verschmutzt aus wie am Freitag, nachdem Altöl aus einem Tanklaster in den kleinen See gelaufen war. Rings um die Ruderbooten der Freizeitinsel herum ist noch das weiße Bindemittel erkennbar – ein Pulver an der Wasseroberfläche, das das Öl aufsaugt. „Wir fischen das vollgesogene Mittel heraus und geben neues Ölbindemittel hinein, bis das Wasser wieder sauber ist“, erklärt Egbert Rohloff.

Wie lang das dauern wird, weiß Riesas Feuerwehrchef allerdings nicht. Wie Polizei, Stadt und Kreisumweltamt wartet auch er jetzt erst einmal die Ergebnisse der Proben ab, die am Freitag entnommen wurden. „Je nachdem, wie die ausfallen, muss später noch verseuchter Boden abgetragen und entfernt werden.“ Davon gehe er allerdings aus. Mit den Ergebnissen rechnet Rohloff am Dienstag. Entwarnung kann er dagegen für den Mühlgraben und die Döllnitz geben.

Beide Gewässer sind mit dem Merzdorfer Teich verbunden. „Der Ablauf vom Teich in den Mühlgraben liegt zum Glück nicht an der Wasseroberfläche, sondern weiter unten. Da das Öl oben schwimmt, fließt kein verschmutztes Wasser ab“, erklärt der Feuerwehrchef. In seinem gesamten Berufsleben habe er noch keinen größeren Vorfall von Gewässerverschmutzung in Riesa erlebt.

Zander, Karpfen und Welse

Nach dem Unfall am Freitag sollen Angler noch vom Ufer aus gefischt haben. Nun warnen Schilder vor der „chemischen Verunreinigung“. Das Gewässer ist gesperrt. Für Angler der Region ist das ein herber Einschnitt. „Der Merzdorfer Teich ist ein wichtiges Gewässer für unsere Mitglieder vor Ort. Abgesehen von der Elbe gibt es in der Gegend kaum Seen dieser Größenordnung, die wir nutzen können“, erklärt Peter Kluß vom Anglerverband Elbflorenz Dresden, der den See pachtet.

Um die Betreuung des Gewässers vor Ort kümmert sich der Angelverein Riesa-West. Die Mitglieder ziehen Zander, Karpfen und Welse aus dem Teich. Einmal im Jahr setzt der sogenannte Fischbesatzobmann neue Tiere aus einer Teichwirtschaft dazu. Diese Prozedur stand eigentlich für diese Woche auf dem Plan, bestätigt Steffen Otto vom Angelverein Riesa-West. „Wahrscheinlich verschieben wir das jetzt auf das Frühjahr. Denn wir setzen ja keine gesunden Fische in einen potenziellen Krankheitsherd“, sagt er. Angesichts der Tatsache, dass bislang kein Fisch mit dem Bauch nach oben geschwommen ist, glaubt er aber, dass sie noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen sind.

Das sieht auch die Stadt Riesa so: „Größere Schäden für die Umwelt, insbesondere auch für den Fischbesatz, konnten durch die Feuerwehr wohl verhindert werden“, so Stadtsprecher Uwe Päsler.

Ausgetreten war das Öl offenbar aus einem Tanklaster des Unternehmens Karo AS Umweltschutz GmbH. Die Firma aus dem niedersächsischen Uetze sammelt Altöl ein und bereitet es laut eigener Informationen wieder auf. Und zwar: „Sicher, weil wir mit Spezialtankwagen und Kesselwagen ausgerüstet sind, welche durch modernste Technik eine saubere und umweltschonende Be- und Entladung garantieren“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens.

Daher kann sich Gebietsleiter Thorsten Hocke auch nicht erklären, wie das Öl auslaufen konnte. „Die Technik war einwandfrei und der Fahrer geschult“, sagte er gegenüber der Sächsischen Zeitung. Der Fehler müsse beim Kunden passiert sein, so Hocke.

Der Kunde sieht das allerdings anders: Am vergangenen Freitag war das Unternehmen auf dem Betriebsgelände der städtischen Tochterfirma AGV, um Altöl abzutransportieren. Der Schaden an dem Fahrzeug sei noch vor der Übergabe der Altöl-Lieferung an die Karo AS Umweltschutz GmbH eingetreten, so AGV-Chef Roland Ledwa. „Der Schadensverursacher auf unserem Betriebsgelände ist die Karo AS Umweltschutz GmbH“, so Ledwa.

Wer den öligen Unfall zu verantworten hat, muss nun die Polizei klären.