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Angeklagter lügt Gutachter an

Ein 26 Jahre alter Mann aus Chemnitz beschädigt in Hartha Autos. Er beleidigt Polizisten und wehrt sich gegen die Festnahme.

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© André Braun

Von Helene Krause

Döbeln. Wie ein Irrer soll der Mann aus Chemnitz am späten Abend des 13. April 2016 auf den Fiat-Transporter zugerannt sein. Das Fahrzeug fuhr in Hartha die Pestalozzistraße stadtauswärts. Als der Fahrer anhalten musste, um den Chemnitzer nicht zu überfahren, brach der den Scheibenwischer auf der Fahrerseite ab und verbog den Scheibenwischer auf der Beifahrerseite. Es entstand ein Sachschaden von 170 Euro. Außerdem soll der Chemnitzer den Fiatfahrer mit „Stasispitzel“ und „Stasischwein“ beleidigt haben. Wegen dieser und weiterer Taten stand der 26-Jährige jetzt vorm Amtsgericht Döbeln. Vorgeworfen wurden ihm Nötigung, Bedrohung, Sachbeschädigung, Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Kurz nach dem Vorfall mit dem Transporter kam es zu einem weiteren. Der Beschuldigte soll auf das Auto einer Frau zugerannt sein und mit voller Wucht gegen die Fahrertür getreten haben. Sachschaden diesmal: rund 1 500 Euro. Die Geschädigte musste, um den Angeklagten nicht zu überfahren, ebenfalls anhalten. Polizisten kamen zum Tatort und brachten den Rowdy zum Polizeirevier Döbeln.

Auf der Fahrt beleidigte der Angeklagte die Polizeibeamten. Wenige Tage später wurden die Polizisten erneut nach Hartha gerufen. Der 26-Jährige hatte einen Dönerimbiss an der Dresdener Straße betreten. Dort hatte er Hausverbot. Trotz mehrfacher Aufforderung des Wirtes, den Imbiss zu verlassen, blieb der Angeklagte. Der Wirt alarmierte die Polizei. Die Beamten mussten sich erneut Beleidigungen anhören. Als sie den Mann aus dem Dönergeschäft tragen wollten, setzte er sich zur Wehr. Den Beamten gelang es, dem Angeklagten Handfesseln anzulegen. Sie brachten ihn in eine Zelle auf dem Revier Döbeln, später in die Klinik Hochweitzschen.

An die Vorfälle kann sich der Angeklagte nach eigenen Angaben nicht erinnern. Seine Verteidigerin Rechtsanwältin Peggy Wetzig aus Döbeln erklärt, dass ihr Mandant unter einer besonderen Form von Schizophrenie leidet. Zur Tatzeit hatte er seine Tabletten nicht eingenommen. „Dann reagiert er aggressiv“, sagt sie.

Wie ein Irrer auf Autos zugerannt

Zeugen bestätigen das. „Er ging wie eine Furie auf mich los“, sagen die Geschädigten. Alle sind der Ansicht, dass er unter dem Einfluss von Alkohol oder gar Drogen stand. Bei den Vorfällen an der Pestalozzistraße soll er eine Bierflasche in der Hand gehalten haben. Der Fahrer des Fiat und der Beschuldigte kennen sich. Beide haben 2014 zusammen im Bauhof Hartha gearbeitet. Warum der Angeklagte so ausgerastet ist, kann sich das Opfer nicht erklären.

„Ich hatte Bier getrunken und Jägermeister“, entschuldigte der Angeklagte sein Verhalten. Wie viel genau, wusste er nicht mehr. Die Vorfälle bestritt er nicht. „Dass etwas war, weiß ich.“, sagte er. „Ich kann mich aber an die Einzelheiten nicht mehr erinnern.“

Wegen der Straftaten wurde ein Gutachten angefertigt. Dabei gab der Angeklagte an, dass er seine Tabletten regelmäßig eingenommen habe. Das stimmt nicht. Der Gutachter ging aufgrund der Lüge von der vollen Schuldfähigkeit des Beschuldigten aus. Verteidigerin Wetzig verlangt ein neues Gutachten.

Dem kam Richterin Magdalena Richter nach. Sie setzte das Verfahren aus. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, dass sie wegen der vielen Vorstrafen des Angeklagten das Verfahren nicht wegen Schuldunfähigkeit einstellen oder auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren kann.