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Anders und doch altbekannt

Die Krippenspiele in Rietschen und Daubitz sind Tradition. Es gibt aber Überraschungen zur Weihnacht.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Bauarbeiter, eine Geschäftsfrau und ihre kleine Tochter - das Personal des diesjährigen Krippenspiels in Rietschen und Daubitz ist eher ungewöhnlich für den Anlass. „Wir haben schon häufiger moderne Texte gespielt“, erklärt Karla Weitlandt. Gemeinsam mit Kathi Häder hat sie schon zum dritten Mal in der evangelischen Kirchengemeinde in Rietschen für das Krippenspiel den Hut auf. Kathi Häder hat das Theaterstück mit dem Titel „Das Fest der Liebe“ ausgesucht. „Sie wollte etwas anderes, etwas Frischeres“, so Karla Weitlandt.

Auch wenn die Geschichte nicht die gewohnte zu Weihnachten ist, sind dennoch die altbekannten Figuren anzutreffen. Das Besondere ist: Maria, Josef, die Hirten und der Engel sind lebendige Krippenfiguren. Die Heldin des Stücks ist ein kleines Mädchen, das mit der Krippe für kurze Zeit in der Kirche eingeschlossen ist. Die lebensgroßen Holzfiguren erwachen und erzählen ihr die Weihnachtsgeschichte aus ihren eigenen Erlebnissen. Das Krippenspiel ist nicht nur wegen seines modernen Texts anders als in anderen Jahren. Besonders stolz ist Karla Weitlandt darauf, dass in diesem Jahr 15 Kinder und Jugendliche Teil der Inszenierung sind und sie sehr viel mehr Text haben als sonst. „Einige können ihre Rollen sehr schnell“, sagt sie bewundernd. Am Donnerstag ist die Generalprobe gewesen. Spätestens bis zum Gottesdienst am Heiligen Abend um halb drei muss der Text bei allen sitzen. Neu ist auch, dass die Kinder ein Weihnachtslied ohne die Gemeinde vortragen werden.

Hier beteiligt sich der neue Kantor Daniel Volkmer am Spiel. „Ich will die Kinder von der Musik begeistern“, hat er bereits verraten, „das macht Freude und dabei lernen sie, deutlich zu sprechen.“ Natürlich müssen die Darsteller beim Sprechen wie beim Singen gut zu verstehen sein. An einigen Proben hat er teilgenommen. Weil einige Darsteller gefehlt haben, ist er auch gleich als einer der Heiligen Drei Könige eingesprungen. Dann hat er in kürzester Zeit mit den Kindern das Lied „Macht die Türen auf“ einstudiert. Die anwesenden Erwachsenden hat das sehr beeindruckt. „Ich habe gestaunt, dass die Kinder freiwillig singen“, sagt Karla Weitlandt „und dann ist es so gut gegangen. Da merkt man, wie schnell sie lernen.“

Generell seien die Kinder besonders motiviert. „Es läuft in diesem Jahr wirklich super“, betont sie. „Die Rollen haben sich wie von allein vergeben.“ Etwa die Hälfte der Darsteller hat bereits Erfahrungen aus vorherigen Krippenspielen. Traditionell wirken die Konfirmanden mit und Kinder, die an der Christenlehre teilnehmen. Auch Karla Weitlandts Kinder spielen immer mit. Ihr ältester Sohn ist sogar schon seit neun Jahren dabei - zum ersten Mal als Baby in der Rolle des Jesuskinds. In diesem Jahr stellt er einen der Bauarbeiter in der Geschichte dar.

In der Aufführung bekommen einige Figuren wie der Engel oder Maria die traditionellen Kostüme, die in jedem Jahr wieder zum Einsatz kommen. Andere, wie die Hirten, bringen sich ihre Verkleidungen selbst mit. Das Stück kommt ohne große Requisiten aus. Das heißt aber nicht, dass die vorhandenen Räume in der Kirche nicht genutzt werden: Die Kanzel kommt zum Beispiel als Verkündigungsort zu einer ganz besonderen Funktion.

Die Kinder werden die Szenen eingebettet in den Gottesdienst vorführen. Die Gemeinde wird immer dazwischen eine passende Auswahl von Weihnachtsliedern gemeinsam singen. So tragen alle zur festlichen Stimmung bei. „Die Gemeinde möchte singen“, sagt Karla Weitlandt, „das gehört ja auch zu Weihnachten dazu.“ Ein weiterer positiver Punkt sei, dass es für die zuschauenden Kinder Abwechslung vom Zuhören gibt.

„Das Fest der Liebe“ ist nicht nur für die Rietschener im Advent zu sehen. Die evangelische Sankt Georgskirchengemeinde in Daubitz hat am vierten Advent dasselbe Stück gezeigt. „Es soll sehr gut gewesen sein“, hat Karla Weitlandt gehört. Auch hier ist Daniel Volkmer dabei gewesen. Nun kennt er viele Kinder aus den beiden Gemeinden, für die er zuständig ist. Vielleicht kann er einige unter ihnen für seinen geplanten Kinderchor gewinnen. Zunächst bleibt aber, den jungen Schauspielern Hals- und Beinbruch zu wünschen. „Hoffentlich sind wir zur Aufführung vollständig“, sagt Karla Weitlandt.