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An Windeln vorbei zum Bordrestaurant

Mit zwei Jahren Verspätung stellt die Bahn den neuen ICE3 vor.

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Es ist nur ein Dienstagvormittag – doch im Gang des neuesten ICE drängen sich die Leute wie in einem überfüllten Zug ins Wochenende. Kurz nach der Abfahrt in Frankfurt am Main ruckelt der Wagon heftig, und Bahn-Manager Andreas Busemann kann auf eine zentrale Errungenschaft im modernsten Zug der Deutschen Bahn verweisen: Haltegriffe an den Sitzen. Die wolle man jetzt vielleicht benutzen, ruft er den Journalisten zu, die vor ihm durch den Gang stolpern.

Tunnelblick im Führerstand? Freilich – im Tunnel. Sonst aber gibt es viel zu sehen durch die runde Frontscheibe. Foto: DB
Tunnelblick im Führerstand? Freilich – im Tunnel. Sonst aber gibt es viel zu sehen durch die runde Frontscheibe. Foto: DB © db systel gmbh
Mehr Platz versprach die Bahn ihren Kunden in der Neuauflage des ICE. Der ist da und viel Übersicht dazu.
Mehr Platz versprach die Bahn ihren Kunden in der Neuauflage des ICE. Der ist da und viel Übersicht dazu. © dpa

Zwei Jahre lang musste die Bahn auf die neuen ICE-Modelle warten, seit Ende Dezember rollen die ersten Exemplare vom Typ Velaro D nun endlich durchs Land. Vier Züge hat die Bahn im Dezember in Empfang genommen, vier weitere will Siemens bis Ende März liefern. Weitere neun Züge sind in der Produktion. Kostenpunkt: 25 bis 35 Millionen Euro pro Zug. Den 17. Zug bekommt die Bahn als Entschädigung für die verspätete Lieferung.

Die alten ICE 1 bleiben trotz neuer Züge im Einsatz. Die Bahn brauche jeden Zug. Doch im Vergleich zu den anderen ICEs ist der 3er nicht nur neu, sondern verbraucht auch weniger Energie und biete mehr Komfort. Heißt es von der Bahn. Das bedeutet, dass es zum Beispiel einen eigenen Hublift für Rollstuhlfahrer gibt, die allerdings damit aus der ersten Klasse verbannt sind. Insgesamt 444 Sitzplätze bietet der neue ICE auf acht Wagen. Als Doppelzug erhöht sich die Kapazität sogar auf 888 – plus Bordrestaurant. Neue Deckenmonitore und Monitore an den Außenseiten der Zugtüren sollen den Fahrgästen bei der Orientierung helfen.

Neues gibt es auch für Eltern mit Kleinkindern. Es gibt ein Abteil mit acht Plätzen (bisher sechs). Zuschauer beim Wickeln und Stillen inbegriffen. Denn fast jeder Passagier, der aus der zweiten Klasse ins Bord-Bistro möchte, muss sich seinen Weg zukünftig durchs Kleinkindabteil bahnen. Im Bord-Bistro erwartet die Reisenden dann wieder mehr Gemütlichkeit, keine Stehtische mehr.

Vor einem ist aber auch die neueste Baureihe des ICE nicht gefeit: Verspätungen. Auf der Präsentationsfahrt nach Köln kommt der ICE in Frankfurt sechs Minuten später an. (SZ/dpa)