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An Seilen über die Neiße

14 Jahre nach der ersten Idee gibt es einen neuen Entwurf für die Dreiländereck-Brücke. Beim dritten Anlauf soll es unter polnischer Federführung klappen.

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© PBW/Stadtverwaltung Zittau

Von Thomas Mielke

Zittau. Nun soll es also eine dreiarmige Schrägseilbrücke mit Pylonen werden, die den Dreiländerpunkt Polen, Tschechien und Deutschland und damit die Neiße bei Hartau überspannt. Knapp 20 Meter hoch ragen die Stützen für die Seile in den Himmel, heißt es in einer Studie des polnischen Ingenieurbüros PBW aus Wroclaw (Breslau). Die sechseckige Mittelplattform, an der sich die drei ab den Widerlagern 36,5 Meter langen Arme treffen, soll mindestens sieben Meter im Durchmesser betragen. Der Fußgänger- und der Radweg auf der Brücke sind jeweils zwei Meter breit und von einem 1,20 Meter hohen Geländer gesäumt. Die Aufhängung und alle Stahlseile sollen weiß lackiert, die Geländer aus Edelstahl gefertigt werden und alle Betonelemente behalten ihre natürliche Farbe. Die Pylonen und die Mittelplattform könnten mit LED-Lampen beleuchtet werden. Nach derzeitigen Berechnungen würde die Brücke laut dem Wroclawer Ingenieurbüro 2,9 bis 3,3 Millionen Euro kosten. Das ist deutlich teurer als bisher vorgesehen. Ursprünglich war mal von rund eine Million Euro die Rede.

Der tschechische Entwurf von einem Liberecer Büro von vor drei Jahren ist inzwischen gemeinsam von Polen, Tschechen und Deutschen verworfen worden.
Der tschechische Entwurf von einem Liberecer Büro von vor drei Jahren ist inzwischen gemeinsam von Polen, Tschechen und Deutschen verworfen worden. © SZ
Ursprünglich sollte die Brücke ein Kreisel werden. So sah es der Entwurf vor, den Studenten im Auftrag Zittaus entworfen hatten.
Ursprünglich sollte die Brücke ein Kreisel werden. So sah es der Entwurf vor, den Studenten im Auftrag Zittaus entworfen hatten. © SZ

Als die Idee für die Brücke 2004 – als bei den Feierlichkeiten zum Beitritt weiterer zehn Staaten zur Europäischen Union am Dreiländerpunkt drei provisorische Brücken errichtet wurden – aufkam, war noch von einem Kreisel über dem Dreiländerpunkt die Rede. Damals hatte Zittau den Hut auf. Elf Jahre später übernahm Hradek (Grottau) und ließ eine neue Brücke von einem Liberecer (Reichenberger) Büro entwerfen. Nun hat Polen übernommen, weil die Brücke aus einem EU-Topf für Polen und Sachsen – dreiseitige Förderprogramme gibt es nicht – bezuschusst werden soll. „Die Woiwodschaft Niederschlesien ist nun der Führungspartner in dem Vorhaben, die Städte Zittau und Hrádek nad Nisou sind die Partner“, sagt der Hrádecer Vizebürgermeister Pavel Farský auf SZ-Anfrage.

Ursprünglich war die Brücke ein Projekt des Kleinen Dreiecks, also der Städte Hradek, Bogatynia (Reichenau) und Zittau. Erst seit reichlich einem Jahr sind der Bezirk Liberec, die Woiwodschaft Niederschlesien und der Bezirk Liberec – teils politisch, teils finanziell – im Boot.

Wie zuvor Zittau und Hradek hat nun die Woiwodschaft einen Vorentwurf und die ersten Untersuchungen für die Brücke ausgeschrieben. PBW hat gewonnen und Untersuchungen zu Boden, Natur und Bau vorgelegt. Dabei wurden drei Brückenvarianten inklusive des bisherigen tschechischen Entwurfs untersucht. Alle hatten Vor- und Nachteile. Ende vergangenen Jahres haben sich Polen, Tschechen und Deutsche laut Stadtverwaltung Zittau getroffen und sich für die Schrägseilbrücke ausgesprochen. Einer der Gründe dafür ist der Hochwasserschutz. Die Konstruktion behindert die Neiße kaum, auch wenn sie deutlich mehr Wasser als normal führt. Den Anstieg der Baukosten begründen die Polen laut der Studie und nach Auskunft aus dem Hradeker Rathaus mit den Baugrunduntersuchungen. Demnach müssen unter anderem die Fundamente mit Stützen im Boden verankert werden.

Dieser Vorentwurf und die Untersuchungen sind nötig, um Fördermittel für die Brücke beantragen zu können. Noch stehen weitere Untersuchungen an. Wann der Antrag eingereicht wird und es sich entscheidet, ob und wann die Brücke gebaut wird, ist derzeit noch unklar. Ursprünglich sollte der Antrag bereits im Oktober eingereicht sein. Eine Finanzierungsvereinbarung hatten die Woiwodschaft, Hradek und Zittau bereits im April 2017 in Wroclaw unterzeichnet. Das polnische Niederschlesien hatte sich auf Vermittlung des Liberecer Bezirkschefs Martin Puta eingebracht und somit ein Stück weit Verantwortung für sein Mitglied des Kleinen Dreiecks, Bogatynia, übernommen. (mit lau)