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An die Leine oder nicht?

Rund 13 000 Hunde leben in Dresden. Für sie müssen ihre Halter nicht nur 108 Euro Steuer im Jahr bezahlen, sondern auch zahlreiche Regeln beachten. Neben der Alt- und Neustadt soll nun auch in Pieschen Leinenzwang gelten. Das sorgt für Diskussionen.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Dresden. Rund 13 000 Hunde leben in Dresden. Für sie müssen ihre Halter nicht nur 108 Euro Steuer im Jahr bezahlen, sondern auch zahlreiche Regeln beachten. So gehören die Tiere in den Ortsamtsbereichen Altstadt und Neustadt sowie bei Menschenansammlungen zwingend an die Leine. Das möchte der Pieschener Ortsbeirat nun auch in seinen Vierteln einführen. Aber nicht etwa, weil Hunde aggressiv geworden sind, sondern um des Haufenproblems Herr zu werden, wie Wolfgang Daniels von den Grünen sagt. Er hat den Leinenzwang vorgeschlagen, der in Pieschen eine Mehrheit fand. Nun folgt der Stadtrat.

„Ich erlebe sehr oft, dass sich Hunde auf dem Fußweg erleichtern und weit und breit kein Herrchen zu sehen ist. Wäre der Hund an der Leine, kann der Halter sofort aufgefordert werden, den Kot zu entsorgen“, sagt Daniels. Er glaubt, dass die meisten Hundebesitzer dann einsichtig sind.

Doch erwischt werden die wenigsten. 2015 gab es insgesamt 156 Anzeigen zu Verstößen „rund um den Hund“, 119 Verwarn- und Bußgelder wurden erhoben. Meist handelt es sich gleich um mehrere Vergehen, wie das Presseamt schreibt. Laut Polizeiverordnung der Stadt muss ein Hundeführer einen Beutel dabeihaben. Außerdem muss er den Kot sofort beseitigen. Neben der Leinenpflicht in den aufgeführten Gebieten muss der Besitzer das Tier auch von Kinderspielplätzen, Sportstätten und öffentlichen Brunnen fernhalten. Und natürlich soll die gültige Steuermarke gut sichtbar befestigt sein. Wer sich nicht daran hält, für den kann es teuer werden. Die Strafen bewegen sich zwischen 20 und 150 Euro. Bußgeld kann sogar bis zu 1000 Euro betragen. Der Stadtordnungsdienst und die Besondere Einsatzgruppe des Gemeindlichen Vollzugsdienstes kontrollieren die Hundebesitzer im Rahmen des täglichen Außendienstes, sagt das Presseamt.

Statt weiterer Zwänge wünschen sich viele Hundehalter von der Stadt mehr Unterstützung. Vor allem weitere Beutelspender könnten das Problem mit den Tretminen eindämmen, glauben sie. Doch das sieht das Rathaus anders. Mehrere Pilotprojekte hätten gezeigt, dass diese „keine signifikanten Verbesserungen“ gebracht haben. Kinder würden die Beutel gern herausziehen, die dann in der Gegend herumliegen. Also werde es keine weiteren Spender geben. Stefan Engel, Chef der Dresdner Jusos und gleichzeitig Pieschener Ortsbeirat, hält den Leinenzwang-Vorschlag für wenig durchdacht. „Es ist vollkommen unklar, welche Bereiche davon betroffen sein sollen. Sicherlich gibt es auch in Pieschen an der einen oder anderen Stelle Probleme mit Hunden. Aber sollten dann nicht mehr Kontrollen das Mittel der Wahl sein?“ Für Engel müssen großflächige Verbote gut begründet sein. Denn zu einer artgerechten Hundehaltung gehörten aus seiner Sicht auch genügend Freilaufflächen.

Dass es Probleme mit Hundekot gibt, sehen neben Wolfgang Daniels auch viele andere Dresdner. Ein Pieschener hatte vor einiger Zeit sogar eine Hundekot-Datenbank gefordert. Mit deren Hilfe werden bereits Vierbeiner und ihre Halter in einigen Städten in Israel und Spanien aufgespürt. In Dresden kam die Idee nicht gut an.