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An der Flutmulde wird wieder gebohrt

Derzeit laufen die Vorbereitungen am nächsten Bauabschnitt. Dabei wird nach Kampfmitteln gesucht.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Im Garten hinter dem Pferdebahnmuseum sieht es aus, als habe ein penibler Maulwurf Buddelübungen veranstaltet. Wie in einer Linie gezogen, liegt ein Häuflein Erde neben dem anderen. Gerade zieht Jens Schöne wieder das sechs Meter lange Bohrgestänge mit dem Bagger aus dem Boden. Sein Mitarbeiter steht schon daneben und schiebt ein Plastikrohr in die Bohrung. Später wird er eine Sonde am Kabel in der Öffnung hinablassen. Mit ihr werden Unterschiede im Erdmagnetfeld gemessen, die auf größere Metallobjekte schließen lassen, erklärte Schöne. Dann muss nachgegraben werden. „In 90 Prozent der Fälle ist es nur Schrott.“ In den restlichen zehn Prozent kann es sich um Granaten und Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg handeln, die zu entsorgen sind.

Zwischen Niederbrücke und Bahnhofstraße sind die Bauarbeiter im Endspurt. Die Arbeiten an der Hochwasserwand und der Sohle der Flutmulde werden im Herbst abgeschlossen.
Zwischen Niederbrücke und Bahnhofstraße sind die Bauarbeiter im Endspurt. Die Arbeiten an der Hochwasserwand und der Sohle der Flutmulde werden im Herbst abgeschlossen. © Jens Hoyer

In Döbeln hat es zwar fast keine Kampfhandlungen gegeben. Die Suche nach Kampfmitteln gehört aber zu den Standardverfahren, die jeder größeren Baumaßnahme vorausgehen. Wo sich heute die Maulwurfshügel aneinanderreihen, wird sich in zwei Jahren die Hochwasserschutzmauer zwischen Niederbrücke und Straße des Friedens hinziehen. Die Arbeiten in diesem Abschnitt der Flutmulde haben jetzt begonnen. Erst einmal wird Platz gemacht – einige Garagen am Niederwerder hat die Baufirma Hundhausen schon abgetragen. Etliche Meter des „Festlandes“ werden dort weggebaggert, um die Flutmulde zu verbreitern.

Die Döbelner kennen das Verfahren: In den nächsten Monaten wird ein mächtiger Bohrer die Löcher für die Bohrpfahlwand in den Untergrund treiben. Die Wand schrammt knapp an einer Ecke des Pferdebahnmuseums vorbei. Bevor die Arbeiten beginnen, sind umfangreiche Sicherungen am Gebäude nötig. Die Fundamente werden durch Beton abgefangen, der mit Hochdruck in den Untergrund gepresst wird. „Dafür müssen auch die Gleise vor dem Museum raus, der Gehweg wird aufgerissen“, sagte Alfred Klepzig vom Vorstand des Pferdebahnvereins. „Dann bekommen wir ein Problem mit den Fahrten.“ Für den 25. September sei der Beginn der Bauarbeiten angekündigt. Am ersten Oktoberwochenende gibt es aber noch einen regulären Fahrtag, dazu kommen noch mehrere bestellte Fahrten an anderen Tagen.

„Wir werden uns am Montag mit der Bauleitung und der Landestalsperrenverwaltung treffen. Dann wollen wir eine einvernehmliche Lösung finden“, sagte Klepzig. Vielleicht sei es möglich, eine Zeit lang den historischen Pferdebahnwagen vor dem Museum abzustellen. „Allerdings haben wir Angst wegen Vandalismus“, sagte Klepzig. Er rechnet mit bis zu vier Wochen, in denen der Wagen nicht aus der und in die „Garage“ kann.

Auch an den Häusern am Körnerplatz, die mit ihrer Rückseite direkt an die Flutmulde angrenzen, sind die aufwendigen Hochdruckinjektionen unter die Fundamente nötig, sagte Projektleiter John-Philipp Müller von der Landestalsperrenverwaltung. Weil während der Bauarbeiten die Flutmulde wegen der Hochwassergefahr nicht zu weit eingeengt werden darf, beginnen die Arbeiten mit schwerem Bohrgerät auf der Seite Niederwerder. Dort kann gebohrt werden, ohne Aufschüttungen im Flussbett vornehmen zu müssen. Rund 24 Monate Bauzeit sind für den Ausbau des rund 400 Meter langen Bauabschnitts vorgesehen.

Die Arbeiten am vorigen Bauabschnitt sind jetzt in der Endphase. Einige Meter Sohle der Flutmulde zwischen Niederbrücke und Bahnhofstraße sind noch zu pflastern. Später geht es an der Brücke Bahnhofstraße weiter, wo noch zwei Böschungen abzutragen und die Brückenfundamente zu unterfangen sind. Im November soll auch das beendet sein.