Merken

Amtsleiter wirft hin

Ganze fünf Monate war Wirtschaftsförderer Thomas Maruschke im Amt. Zum Abschied gab es einen Fünfzeiler.

Teilen
Folgen
NEU!
© C. Hübschmann

Meißen. Die Pressemitteilung aus dem Rathaus ist knapp wie selten: „Wirtschaftsförderer beendet seine Tätigkeit in Meißen“, lautet die Überschrift. Dann folgen auf dem A-4-Blatt knappe fünf Zeilen: „Aus familiären Gründen beendet Herr Thomas Maruschke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, mit dem heutigen Tage in gegenseitigem Einvernehmen sein Arbeitsverhältnis mit der Stadt Meißen. Oberbürgermeister Olaf Raschke wünscht ihm und seiner Familie für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg.“

Die Nachricht überraschte gestern Stadträte und Gewerbetreibende. Denn der 42-Jährige hatte erst im April sein Amt angetreten. Seitdem war er von Wolfsburg nach Meißen gependelt. „Für die Familie war das eine hohe Belastung“, sagt OB Olaf Raschke (parteilos). „Ich habe deshalb Verständnis für seinen Entschluss und habe ihm für seine Arbeit gedankt.“

Wirklich familiäre Gründe?

In der Stadt gibt es allerdings Zweifel, ob ausschließlich „familiäre Gründe“ für den abrupten Abgang ausschlaggebend waren. So hatten einzelne Stadträte mehrfach ihre Unzufriedenheit an der Arbeitsweise des Amtsleiters artikuliert. Für manche habe er sich zu stark im Bereich Liegenschaften engagiert – dabei sei wenig Zeit für die Stadtentwicklung geblieben. Womöglich habe er sich auch seinen Arbeitsbereich in Meißen anders vorgestellt. Für Nachfragen war Thomas Maruschke gestern schon nicht mehr zu erreichen. – Die Nachfolge ist heute Thema im Ältestenausschuss, danach könnte es eine Neuausschreibung geben. Maruschke war im Frühjahr als Favorit aus 37 Bewerbern hervorgegangen, von denen zwölf zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden waren.

„Wir müssen nun jemanden finden, der zur Stadt passt“, sagt FDP-Stadtrat Martin Bahrmann. Stadtrat Jörg Schlechte (CDU) regt an, das nächste Mal einen Einheimischen zu nehmen. „Die Leute brauchen einen Einblick vor Ort.“ Außerdem müsse man die Stellenbeschreibung viel genauer definieren – damit Bewerber wüssten, was sie erwarte. „Es muss klar sein, welche Rolle Liegenschaften und welche Rolle Wirtschaftsförderung spielen“, sagt Andreas Krause vom Gewerbeverein. „Stabilität ist wichtig.“ (SZ/csf)