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Amaliengarten nimmt Form an

In dem Gemeinschaftsgarten an der Zittauer Amalienstraße werden die ersten Beete aufgebaut. Aber es gibt auch kleinere Rückschläge.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Zittau. Die erste Reihe Holzpaletten steht. Daraus soll ein Hochbeet werden. Es ist eines der ersten sichtbaren Zeichen des Amaliengartens, des ersten Gemeinschaftsgartens in der Stadt Zittau. Drei weitere Reihen, unterschiedlich hoch, sollen noch hinzukommen. Nino Gehler, Ökologiestudent an der Zittauer Hochschule, bereitet dafür weitere Paletten vor. Wann die Hochbeete fertig werden, ist auch davon abhängig, welche Spenden das Projektteam bekommt. Sobald eines der Beete aus Holzpaletten fertig ist, wird es entsprechend mit Erde aufgefüllt und bepflanzt.

Fürs Pflanzen sei es noch nicht zu spät, erklärt Nino Gehler. „Es gibt Kulturen wie Radieschen, Bohnen oder Salat, die kann man bis zum Frosteinbruch anpflanzen“, sagt der 26-Jährige. Und der Student kennt sich aus: Er gärtnert seit seiner Kindheit, schwang mit vier Jahren bereits die Mistgabel im Garten seines Großvaters. Seit drei Jahren studiert er in Zittau und engagiert sich nun für das erste „Urban Gardening“-Projekt in Zittau.

Beim sogenannten „Urban Gardening“ pflanzen auf brachliegenden Flächen, in der Regel in der Innenstadt, Bürger Obst und Gemüse an und sorgen so für eine Zwischennutzung. In Zittau fand vor zwei Wochen der erste Arbeitseinsatz statt, um die grüne Wiese an der Amalienstraße für die gärtnerische Nutzung herzurichten. Es ist ein bisschen später losgegangen als anfangs gedacht. Im Herbst hatten die Initiatoren gehofft, dass bereits im Frühjahr die ersten Pflanzen in die Erde kommen. Doch die Vorbereitungen für das Gemeinschaftsprojekt von Hochschule und Zittau haben mehr Zeit in Anspruch genommen.

Dafür wird nun umso intensiver an der Umsetzung gearbeitet. Vor einer Woche fand ein Projekttag von Schülern des Christian-Weise-Gymnasiums statt. Sie haben dabei unter anderem ein Insektenhaus aufgebaut und Holzstämme bearbeitet. Aus den Stämmen entstehen mal Sitzmöbel, die um die geplante Feuerstelle im hinteren Teil des Amaliengartens aufgestellt werden. „Es gibt drei bis vier Gymnasiasten, die bei uns regelmäßig mitmachen, und die auch den Workshop angekurbelt haben“, erzählt Nino Gehler.

In den nächsten Tagen soll es wieder einen Arbeitseinsatz im Amaliengarten geben. Bisher wurden die Termine immer an dem großen Holzschild am Garteneingang bekanntgegeben. Doch das Schild wurde jetzt von Unbekannten umgefahren. Nino Gehler überlegt nun intensiv, wie er die Tafel mit dem vorhandenen Material wieder standfest machen kann. Denn gerade für die Anwohner sei es ganz praktisch gewesen, so die nächsten Aktionen anzukündigen. Der 26-jährige Student hofft, dass beim nächsten Einsatz ein paar mehr Anwohner dabei sind. In den vergangenen Tagen hat das Projektteam in den benachbarten HäusernInfozettel verteilt. Mit einem ersten Erfolg: Am Freitag waren Mitarbeiter des Albatros-Vereins, der im Eckhaus Amalienstraße/Böhmische Straße sein Domizil hat, da, um ihre Hilfe anzubieten.

Die anderen Anwohner müssen erst einmal ihre Scheu überwinden und sehen, dass etwas passiert, bevor sie sich selbst tatkräftig mit einbringen, glaubt Nino Gehler. Es muss ja nicht immer umgegraben oder angepflanzt werden, man könne auch einfach mal zu einem Plausch oder einer Tasse Kaffee vorbeikommen, schlägt der Ökologiestudent vor.

Dass es sich beim Amaliengarten um ein Projekt „von oben“ handelt – ganz im Gegensatz zur Philosophie des „Urban Gardenings“ –, sei keineswegs der Fall, findet Gehler. Denn den Anstoß haben vor zwei Jahren Studenten gegeben, die gerne gärtnern wollten. Da sich dafür keine geeignete Fläche auf dem Campus fand, wurde ein städtisches Grundstück ausgewählt. Und so können die Studenten zusammen mit den Zittauern nun an der Amalienstraße ihre Lust am Gärtnern ausleben.