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Am Neumarkt gibt’s viel Platz für neue Händler

Zwei Läden sind dicht, ein dritter folgt bald: Das Ladensterben rund um den Platz geht in eine neue Runde. Doch woran liegt’s?

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Von C. Brestrich und M. Scholz

Die neonfarbenen Prozente im Schaufenster vom Schmuckgeschäft „Elsternest“ am Neumarkt sind verlockend. „Das sind sie tatsächlich, denn jetzt kommen die Kunden auf einmal“, sagt Jana Schwedler. Die Inhaberin des Ladens reagiert mit Galgenhumor. Denn die Prozente kleben nicht einfach so. Jana Schwedler hat gerade ihren Ausverkauf gestartet: Nach gerade mal einem Jahr muss sie ihren Laden schließen. Nicht als einzige: Auch die Bäckerei Lehmann nebenan hat seit ein paar Wochen zu. Und im Elektrogeschäft nur wenige Schritte weiter bleibt es wegen Geschäftsaufgabe seit Kurzem ebenfalls dunkel.

Jana Schwedler und die anderen Mitstreiter ereilt das Schicksal, das am Neumarkt schon viele Geschäfte getroffen hat. Denn dass Läden wechseln oder gar ganz leerbleiben, ist seit der Schließung des Lebensmittelmarktes vor vier Jahren nicht ungewöhnlich. So haben in den vergangenen Jahren auch das Café am Neumarkt und das Obst- und Gemüsegeschäft aufgegeben. Der Augenoptiker Bulin zog in die Innenstadt und seit mittlerweile zwei Jahren stehen die Räume des ehemaligen Fahrradladens leer.

„Ich hab schon vorher gewusst, dass es nicht einfach wird“, sagt Jana Schwedler, die mit ihrem Schmuck bis zum Umbau im Kaufland in Ebersbach zu finden war. Der große Parkplatz und die Bushaltestelle vor der Tür und der Bäcker hatten sie am Neumarkt auf Laufkundschaft hoffen lassen. Doch die blieb leider aus. Stattdessen setzten die Löbauer in Sachen Schmuck auf ihre Stammgeschäfte. Neue hätten es dagegen schwer, musste sie feststellen: „Die Leute parken zwar hier am Neumarkt, laufen dann aber schnurstracks Richtung Altmarkt“, sagt sie. Hinzu komme der Online-Handel, der die Lage noch weiter erschwere: „Einige kommen nur, um sich beraten zu lassen oder sich die Waren in echt anzusehen, um sie dann im Internet zu kaufen“, sagt Jana Schwedler.

Vermieter Uwe W. Schütze hat Verständnis. Er kennt die Lage am Neumarkt, ist selbst betroffen. Immerhin stehen mit der Schließung von Bäcker, Schmuckladen und Elektrohandel gleich drei Geschäfte in seinem Haus leer. Zu den Gründen will er nichts sagen – an seinen Mietpreisen habe es aber nicht gelegen. Die sind nach Schützes Aussagen sehr moderat, da er selbst nicht auf die zusätzlichen Mieteinnahmen angewiesen ist. Als Versicherungsmakler wisse er jedoch, dass gerade Neuanfängern im Einzelhandel in vielen Fällen das kaufmännische Geschick fehlt. Uwe W. Schütze hofft trotzdem, so schnell wie möglich neue Mieter zu finden. Für die freiwerdenden Räume hat er schon allerhand Bewerbungen auf dem Tisch liegen. „Die Kandidaten stammen aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen“, sagt er. Ihn würde es freuen, mit den zukünftigen Mietern ein längerfristiges Mietverhältnis aufbauen zu können. Doch darüber hegt er inzwischen selbst Zweifel: „Hier in der Region ist die Kaufkraft eher gering. Dadurch haben es die Händler schwer“, sagt Schütze.

Ursula Mutmann hat das Kommen und Gehen am Neumarkt mitverfolgt. Sie ist Inhaberin des Raumausstatters „A. Jähne & Sohn“, der seit Jahrzehnten eine feste Größe am Neumarkt ist. Dass immer wieder Geschäfte schließen müssen, bedauert sie: „Wir haben Glück: Wie haben viele Stammkunden. Und durch die Fußgängerampel vor unserer Tür, werden immer wieder Leute auf uns aufmerksam“, sagt sie.

Wie es in Sachen Fußgänger-Verkehr am Neumarkt weitergeht, das ist momentan allerdings ungewiss. Denn seit Jahren ist bekannt, dass am Neumarkt ein Kreisverkehr entstehen wird. Wann er kommt und wie er die Händler beeinflusst, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. Helfen würde für die Zukunft am Neumarkt sicher aber ein Nahversorger, ist zumindest Uwe W. Schütze überzeugt: „Vielleicht könnte in Zusammenarbeit mit der Stadt so etwas neu entstehen.“Auf ein Wort