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Am Haken

Die Elbe ist bei Anglern beliebt. Die Gewässeraufsicht prüft, ob sie auch die Regeln einhalten.

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© Sebastian Schultz

Von Ulrike Keller und Josefin Möbius

Radeburg/Meißen. Einen gemütlichen Platz hat Karl-Heinz Harig gefunden: Vor ihm fließt die Elbe vorbei, hinter ihm spenden Bäume Schatten. Die Stelle an der Riesaer Hafeneinfahrt ist bei Anglern beliebt. „Hier ist man mal in der Natur und kann die Ruhe genießen“, sagt der Mann mit der Rute in der Hand. Der 76-Jährige angelt schon seit DDR-Zeiten. Normalerweise angelt der Riesaer an Teichen in der Umgebung, hin und wieder aber auch an der Elbe. „Hier stört mich niemand.“ Sieht man mal von den ziemlich regelmäßigen Kontrollen ab: „An der Elbe werde ich wenigstens jedes zweite Mal überprüft“, sagt Karl-Heinz Harig.

Zur gleichen Zeit kontrollieren René Häse und Mirko Naumann (Mitte) vom Anglerverband Elbflorenz Hobbyfischer am Speicher Radeburg. Bei Andreas Zebahl (rechts) ist alles in Ordnung.
Zur gleichen Zeit kontrollieren René Häse und Mirko Naumann (Mitte) vom Anglerverband Elbflorenz Hobbyfischer am Speicher Radeburg. Bei Andreas Zebahl (rechts) ist alles in Ordnung. © Ulrike Keller

Zum selben Zeitpunkt ist eine Kontrolle des Anglerverbands Elbflorenz Dresden allerdings ganz anders unterwegs: Am Radeburger Stausee spricht Mirko Naumann zwei Angler an, die ihre Angeln im Wasser hängen haben. „Verbandsgewässeraufsicht, Naumann“, sagt er zu dem älteren Mann im Campingstuhl. „Ich würde jetzt eine Kontrolle durchführen. Könnte ich Ihre Papiere sehen?“ René Häse tritt mit einem lockeren „Petri“ hinzu. Er ist als Zeuge mit. Falls es später zu Streitigkeiten vor Gericht kommt. Die beiden arbeiten hauptamtlich beim Anglerverband – zu dessen Pflicht gehören ganzjährig Kontrollen an Pacht- und Eigentumsgewässern. Dafür sind auch 367 ehrenamtliche Kontrolleure im Verbandsbereich unterwegs. Dieser umfasst den Regierungsbezirk Dresden und damit fünf Landkreise. Allein im Landkreis Meißen werden 49 Gewässer betreut.

Der bärtige Angler springt auf, greift nach unten und hat sofort eine Plastiktüte zur Hand, aus der er seine Papiere zieht. Erst den Fischereischein, eine Art Fahrerlaubnis fürs Angeln, dann den Erlaubnisschein, die Genehmigung, auch an diesem Gewässer angeln zu dürfen.

„Ohne gültige Scheine wäre das Fischwilderei“, erklärt René Häse, Chef des Anglerverbands. „Wer sich erwischen lässt, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen.“ Erst vor Kurzem habe es einen solchen Fall gegeben, verrät er. Ein Rentner, der noch dazu die Kontrolleure beleidigte. Letztlich kamen ihn seine Vergehen mit mehr als 3 000 Euro teuer zu stehen.

Hier lässt sich alles gut an. Mirko Naumann sieht auf Anhieb die Verbands-Mitgliedermarke 2017. Selbst das Fangbuch ist mit Angeldatum und Gewässer vorschriftsgemäß vorgetragen. Andreas Zebahl aus Dresden angelt seit seiner Kindheit. Der 56-jährige Kurierfahrer genießt seinen letzten Tag Urlaub nach jenem Motto, das er groß auf der Brust trägt: Der perfekte Angeltag. Gefangen hat er noch nichts. Obwohl er vor zwei Tagen so ziemlich alles Denkbare am Haken hatte: Schleie, Karpfen, Plötze und Brasse. Allerdings zu klein, um sie mitnehmen zu dürfen, erzählt er.

„Petri!“ Die Kontrolleure ziehen weiter. „Man merkt immer schon nach einem kurzen Gespräch, ob etwas nicht stimmt“, sagt René Häse. Meistens seien die Angler dann von vornherein auf Kontra. Pro Jahr, so Verbandschef René Häse, werden im gesamten Regierungsbezirk Dresden 50 bis 60 grobe Verstöße protokolliert und geahndet. „Da wird zum Beispiel mehr Fisch mitgenommen, als erlaubt ist, oder zu kleine Tiere verschwinden mit im Beutel.“ –

Noch ein Abstecher an die Elbe in Radebeul. Beliebt bei Anglern wegen Zander, Barbe und Karpfen. Von der Panzerstraße aus marschieren die Kontrolleure Richtung Serkowitz. Und machen auf halber Strecke unterhalb der Böschung auf einer Landzunge ein tarngrünes Zelt aus. „Wetterschutzzelte sind erlaubt“, erklärt René Häse. „Wichtig ist: Es darf keinen Boden haben, um der Vegetation nicht zu schaden.“

Mirko Naumann läuft voraus. Kurzes Gespräch, verständiges Nicken, dann eine Handbewegung. Ein Abwinken zur Verabschiedung. „Das Paar packt gerade zusammen“, sagt er zu René Häse. „Es hatte keine Ruten mehr im Wasser.“ Damit darf auch nichts überprüft werden, so die Vorschrift. Die Masse der Angler halte sich an die Gesetze und nehme auch den Müll mit, sagt Mirko Naumann. „Aber der eine, der es nicht macht, wird zum Maßstab genommen für alle anderen. Und das vermittelt ein falsches Bild.“

In Riesa an der Hafeneinfahrt hat Karl-Heinz Harig unterdessen noch nichts gefangen. Das macht ihm aber auch nichts aus, sagt der gelernte Elektriker. „Mein ungewöhnlichster Fang war die Handtasche einer alten Dame, die wurde ihr geklaut und dann in den Fluss geworfen“, so Harig. So ein Fang landet natürlich nicht im Fangbuch, das der Riesaer sonst penibel führt: Ordnung muss sein.