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Am Flugplatz dreht sich was

Das größte Karussell für Flieger in Deutschland steht in Kamenz. Es schafft Platz für mehr Flugzeuge in einem Hangar.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Am Flugplatz in Kamenz hat sich ein neues Netzwerk angesiedelt. Es heißt „Saxony Light Aviation Systems“, was auf besondere Kompetenzen bei leichten und ultraleichten Fliegern hinweist. Vorsitzender des Vereins ist Danilo Jahn und sein erster Stellvertreter Dr. Peter Kuhn, immerhin Chef des Flugsportzentrums Bautzen mit Sitz in Kamenz. Was will das Netzwerk? Dr. Kuhn: „Wir wollen die vorhandenen Potenziale im Bereich der kleinen, zivilen Luftfahrt bündeln.“ Der Standort Kamenz habe einen ausgesprochen guten Ruf in der Branche, bestätigt auch Peter Pfeifer, der die Öffentlichkeitsarbeit des Netzwerkes mitorganisiert. „Firmen wie das Flugsportzentrum, die Firma Grilz, die Sächsische Luftfahrt und Service GmbH, Scheiling Aero Service oder Flugbedarf Pirzkall GmbH sind nur einige Firmen, welche den Standort Kamenz so bedeutsam machen.“ Mittlerweile seien hier 17 Firmen, Vereine und Institutionen ansässig. Und die Arbeitskräftezahl wachse kontinuierlich weiter.

Eine weitere Innovation präsentierte Falk Weixlgartner von der Veaxo GmbH. Der Energiecontainer kann mittels Windrad oder Photovoltaik sowie Großspeicher Energie überall hin bringen – auch auf abgelegene Flugplätze.
Eine weitere Innovation präsentierte Falk Weixlgartner von der Veaxo GmbH. Der Energiecontainer kann mittels Windrad oder Photovoltaik sowie Großspeicher Energie überall hin bringen – auch auf abgelegene Flugplätze. © René Plaul

Das Netzwerk wiederum hat bisher 16 Mitglieder – also Firmen, Hochschulen, Institutionen und Privatpersonen. Zwei neue stellten sich am Dienstagnachmittag näher vor. Es ist zum einen die Firma Wingman GmbH. Ihre Investition hat in Deutschland neue Maßstäbe gesetzt. Ein neuer Hangar wurde in kürzester Zeit geplant und errichtet. Im Inneren des Hangars aber befindet sich ein Karussell zum Abstellen der Flugzeuge. Pfeifer: „Es ist der bisher größte Drehteller, welcher jemals in der BRD zum Einsatz gekommen ist.“ Im Schnitt seien auf dem Kamenzer Flugplatz täglich zwischen 80 und 100 Flugzeuge zugange. Dabei ist der Mangel an geschützter Abstellfläche für die Flugzeuge immer wieder ein großes Problem. Auf dem Drehteller können in der neuen Halle bis zu 12 Maschinen Platz nehmen, mehr als in Zweier-Reihen. Der eigentliche Vorteil ist aber, dass über die Drehscheibe genau der Flieger in Torposition gebracht werden kann, der gerade gebraucht wird. Hobby-Flieger Mario Ertel: „Das spart nicht nur Rangierzeit und Flugbenzin, sondern verringert auch das Risiko von Kollisionen.“ Jeder Flugzeugbesitzer habe einen Schlüssel und könne damit das Karussell selbst in Gang setzen. Das Netzwerk jedenfalls wolle die Investition durchaus auch anderswo bekannt machen, weil der Nutzen so offensichtlich ist, so Pfeifer.

Energie wird gespeichert

Auch das zweite Innovationsprojekt hat es in sich. Es ist ein Energiecontainer, der als Prototyp am Ostrand des Flugplatzes aufgestellt wurde. Er speichert die vor Ort entweder über eine mobile Windkraft- bzw. Photovoltaikanlage erzeugte Energie und kann zum Beispiel eine autarke Tätigkeit von Flugzeughangars ermöglichen. Die Freitaler Firmen Metall und Anlagenbau sowie Veaxo-Energie präsentieren den Container jetzt erstmalig der Öffentlichkeit. Projektingenieur Falk Weixlgartner: „Schon jetzt liegen Anfragen aus Südamerika, Fernost und auch aus Deutschland vor. Nicht nur aus der Luftfahrt sondern auch aus dem Tourismus und dem Naturschutz.“ Der Container werde aufbaubereit angeliefert und sei bei entsprechendem Baugrund in kurzer Zeit arbeitsfähig. Er ist zum Beispiel auch mit Blockheizkraftwerk oder einer Wasseraufbereitungsanlage auszurüsten. „Und die Solarzellen könnten auch als Überdachung genutzt werden.“

Beeindruckt von der Innovation zeigte sich auch OB Roland Dantz. Er bekräftigte das Engagement von Stadt Kamenz und Landkreis Bautzen in der Flugplatz Kamenz GmbH. „Wir freuen uns über jeden Investor, der Vertrauen in den Verkehrslandeplatz hat.“ Dies sei angesichts vieler Existenzprobleme von Flugplätzen im Umfeld gar nicht hoch genug zu schätzen. Vor allem im vorderen Flugplatz-Bereich gebe es weitere Entwicklungsmöglichkeiten – zum Beispiel für den weiteren Hallenbau. „Fünf bis sechs Entwicklungen sind ohne Probleme machbar.“ Das Stadtoberhaupt lobte ausdrücklich den Fliegerclub Kamenz als Betreiber – vor allem auch das ehrenamtliche Engagement. Für die Tankstelle, die 2015 einen vierstelligen Jahresfehlbetrag der GmbH mitverursacht hat, wurde übrigens eine Lösung unabhängig von den BP-Preisvorgaben gefunden. Damit könnte der Flugplatz nun auch wieder für das Auftanken interessanter als zuletzt werden ...