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Am Ende eines erfüllten Lebens

Dieter Käbisch verstarb am Montag nach langer Krankheit. Er hinterlässt Spuren – nicht nur in Kamenz.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Kamenz. Mein Dasein hat sich verändert, und jetzt bin ich unendlich dankbar, dass ich am Leben bin“, sagte Dieter Käbisch vor fast genau einem Jahr beim Benefizkonzert des Rotary Clubs in St. Marien. Hoffnung lautete das Gebot der Stunde, der letzten Monate, Wochen und Tage. Den Kampf gegen seine schwere Krebserkrankung und deren Folgen verlor der Kamenzer am Montagabend. Er wurde 74 Jahre alt. Viele trauern nun um den bekannten Geschäftsmann und Lokalpolitiker. Nicht zuletzt seine Familie.

Dieter Käbisch hatte bis zum Schluss Visionen und Ideen, wollte am aktuellen Leben teilhaben. Noch etwas für seine Heimatstadt anschieben. Auch wenn es immer schwieriger wurde. Als Gründungsmitglied des Rotary Clubs Kamenz setzte er sich im letzten Jahr vor allem für den Kampf gegen die Geißel Krebs ein. Mit dem Erlös der großen Spendenaktion im vergangenen November wurde die Krebsforschung am Kompetenzzentrum für die Pankreaskarzinom-Behandlung am Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt unterstützt. Fast 20 000 Euro kamen bei der gemeinsamen Aktion der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde und des Rotary Clubs zusammen.

Viele Funktionen

Ein Vierteljahrhundert bestimmte Dieter Käbisch das wirtschaftliche und kommunalpolitische Geschehen in der Lessingstadt und in den Landkreisen Kamenz und Bautzen maßgeblich mit. Er war Inhaber mehrerer Firmen, die dem Baugewerbe verpflichtet sind, fungierte als CDU-Fraktionschef im Kreistag, war über die Mittelstandsvereinigung MIT unmittelbar am Aufbau der Kamenzer Gewerbemesse beteiligt und hat darüber hinaus in zahlreichen Gremien gewirkt. Das gelang, weil er eine mitziehende Familie hinter sich wusste und zahlreiche Mitstreiter. Und, weil er nie ernsthaft erkrankt war. Bis 2015. Bereits vor vier Jahren, noch vor seinem 70. Geburtstag, der in Kamenz mit einem sozialen Projekt verbunden wurde, hatte er sich dennoch aus wichtigen Funktionen zurückgezogen. Die Söhne übernahmen die Geschäfte, und in den CDU-Verbänden in Stadt und Kreis hatten mittlerweile andere das Sagen, auch wenn sein Rat weiter gefragt war. Dieter Käbisch wollte seinen Ruhestand genießen. Etwas mehr für sich und die Familie tun. Dinge erledigen, für die bis dahin so wenig Zeit war. Leider konnte er davon nur noch wenig umsetzen. Er wird fehlen in der Stadt. Auch Oberbürgermeister Roland Dantz zeigte sich am Dienstag bewegt: „Wir hatten gehofft, dass er wieder genesen wird und schon deshalb traf uns die Nachricht unerwartet. Mit Dieter Käbisch verlieren wir einen Kamenzer, der seine Heimatstadt im wahrsten Sinne des Wortes liebte und völlig unabhängig, wo er auftrat, seine Heimatstadt, sein Kamenz vertreten hat“, so Roland Dantz. „Wenn wir heute über Patriotismus, über die Fähigkeit zur Heimatliebe nachdenken, dann kann man mit Fug und Recht sagen, Dieter Käbisch war im wahrsten Sinne ein Patriot. Und wenn wir in diesem Augenblick auch darüber nachdenken, unter welch harten Bedingungen der Nachkriegszeit er aufwuchs und welchen Weg er – auch dank der Familie – gegangen ist, dann wird deutlich, welche Lebensleistung er hinterlässt. Dieter Käbisch gehörte auch zu jenen, die mit Herz und Verstand, aber auch mit einem tiefen Gedanken an das Gute für die Rückkehr des Gymnasiums an seinen Ursprungsort eingetreten sind. Wir sind traurig über den Verlust. Wir können im gleichen Atemzug aber stolz sein, einen weiten Weg mit ihm gegangen zu sein.“