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Am Batteriestandort tut sich was

Die Litec-Zellenproduktion in Kamenz läuft jetzt aus. Die Accumotive aber sieht gute Perspektiven. Auch fürs Privatkundengeschäft.

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© René Plaul

Frank Oehl

Kamenz. Noch läuft die stark abgespeckte Batteriezellenproduktion bei der Litec in Kamenz. Aber nicht mehr lange. Ende Oktober ist Schluss. Darauf hat jetzt auch eine Anzeigenkampagne des Eigentümers aufmerksam gemacht. Der Mutterkonzern Daimler will die Produktionsmittel möglichst meistbietend verkaufen. „Drei vollautomatische Montagelinien in kompaktem Design“ wurden im Internet angeworben, die noch bis Ende des Monats während laufenden Betriebes zu besichtigen sind, wie es heißt. Zeichnet sich ein Erfolg der Ausschlachtbemühungen ab? Die Konzernspitze hält sich auf Anfrage der SZ bedeckt. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns dazu nicht äußern wollen“, heißt es aus der Daimler-Pressezentrale. Die SZ ist der weitreichenderen Frage nachgegangen, wie es mit dem Batteriestandort Kamenz als Ganzes ausschaut.

Warum ist die Zellenproduktion in Kamenz gescheitert?

Bereits im vergangenen Jahr war das Aus für die Litec verkündet worden, die vor sieben Jahren aus der Insolvenzmasse der Ionity mit einer neuartigen Batteriezelle wie Phönix aus der Asche gestiegen war. Bis zuletzt war es aber nicht gelungen, die besonders sichere Zelle mit Keramikseparator zwischen Anode und Kathode weltmarktreif in Serie zu produzieren. Die Vermarktung des Evonik-Knowhows hat inzwischen das kanadische Unternehmen Electrovaya aus Toronto übernommen – wie auch den kompletten Zellkomponentenzulieferer Litarion im Gewerbegebiet am Ochsenberg. Dass jetzt das kanadisch-stämmige Auktionshaus Maynards mit dem Verkauf der Zellenproduktionslinien der Litec beauftragt wurde, kann Zufall sein.

Was passiert mit den Beschäftigten des Zellenherstellers Litec?

Wie angekündigt, werden 140 Mitarbeiter der Litec zur benachbarten Deutsche Accumotive GmbH & Co. KG wechseln, die komplette Batterieblöcke – inzwischen vor allem mit Zellen aus Übersee – herstellt. Der Übernahme-Prozess läuft seit Monaten und wird Ende des Jahres planmäßig abgeschlossen sein, bestätigt die Daimler-Pressezentrale in Stuttgart. Damit wächst die Belegschaft der Accumotive auf deutlich mehr als 300 Beschäftigte.

Wie ist der aktuelle Ausbaustand bei der Accumotive in Kamenz?

Nach dem Richtfest im Dezember wurde die Halle 3 in diesem Jahr planmäßig fertiggestellt. Daimler-Pressesprecher Matthias Krust: „Mit der dritten Produktionshalle verfügt das Unternehmen in Kamenz über fast 20 000 Quadratmeter überdachter Produktions- und Logistikflächen – das entspricht einer Vervierfachung der Flächen seit dem Produktionsstart im Jahr 2011.“ Der weitere Ausbau des Standort Kamenz gehe „sukzessive“ weiter. Insgesamt haben die Stuttgarter mittelfristig einen Investumfang von 100 Mio Euro angekündigt. 2015 hat es strategische Entscheidungen des Konzerns gegeben, die das unterstreichen – zum Beispiel auch zur Kooperation mit Renault-Nissan bei der E-Mobilität.

Welche Rolle in Sachen E-Mobilität spielt Kamenz im Konzernverbund?

Eine überaus wichtige, wie Stuttgart bestätigt. So wird die Accumotive die Batterie für die nächste Generation des E-Smart sowie für künftige Hybrid-Modelle von Mercedes-Benz fertigen. Krust: „Zusätzliche Wachstumschancen jenseits der Automobilbranche bieten sich durch den Einstieg in das Geschäft mit stationären Batteriespeichern.“ Dafür bildeten die Autobatterien die technologische Basis. Gerade Lithium-Ionen-Batterien eigneten sich zur Netzstabilisierung, insbesondere zur Glättung von Lastspitzen etwa bei Energieerzeugern. Aber auch in Haushalten, die Photovoltaik-Anlagen haben, könnten sie nützlich sein.

Gibt es bereits ein nennenswertes Geschäft mit Privatkunden?

Den Verkaufsstart gab es auf der Intersolar im Juni. „Die Produktvorstellung auf dieser Messe war ein Erfolg, die Resonanz auf die, von der Accumotive produzierten, Energiespeicher durchweg positiv“, so Krust. Auch die Beteiligung unter dem Dach Mercedes-Benz auf der Automobilmesse IAA im September sei gewinnbringend gewesen. „Es liegen nationale wie internationale Anfragen vor.“ Derzeit baue man die Vertriebsstrukturen für das Privatkundengeschäft aus. Bestellungen sind bereits möglich. Die ersten Systeme seien ab Januar lieferbar.