SZ +
Merken

Am Atomreaktor

Tatiana Salnikova hat in Zittau studiert und betreut jetzt brasilianische Kernkraftwerke. Sie und rund 300 Absolventen treffen sich am Wochenende an ihrer alten Alma Mater.

Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Von Elke Schmidt

Als Tatiana Salnikova am Zittauer Forschungsreaktor saß, war der noch voll funktionstüchtig. Das war im Jahr 2001, und sie studierte Kernenergie- und Strahlentechnik an der Hochschule Zittau/Görlitz. An diese Zeit erinnert sie sich heute noch sehr gern. Daher ist sie der Einladung der Fakultät Maschinenwesen zum zweiten großen Absolvententreffen gefolgt und an ihrem alten Studienort zu Gast. Wie sie reisen rund 300 Ehemalige, die an der Hochschule und deren Vorgängereinrichtungen, der Ingenieurhochschule und Technischen Hochschule Zittau, studiert haben, ins Dreiländereck. Nicht alle sind wie Frau Salnikova „Kerni“, also Kernkraftwerker. Viele arbeiten auch im Bereich der konventionellen Technik. Sie tauschen sich am Wochenende in Zittau aus und können sehen, was sich hier verändert hat.

Viele von ihnen arbeiten heute in ganz Deutschland in der Energiewirtschaft. Tatiana Salnikova zum Beispiel arbeitet in Erlangen bei Areva, die Produkte und Dienstleistungen für den Betrieb von Kernkraftwerken in aller Welt anbietet. Dort ist sie sehr erfolgreich. Gerade hat die promovierte Expertin die Projektleitung für bestehende Kernkraftwerksanlagen in Brasilien übernommen. Bei der International Atomic Energy Agency (IAEA) erarbeitete sie vor drei Jahren mit anderen eine international gültige Richtlinie über die Lastwechselfähigkeiten von Kernkraftwerken.

Doch zunächst stand das Studium an. 1998 kam sie aus ihrer Heimatstadt Moskau nach Zittau. Dort hatte sie ein Grundstudium am Moskauer Institut für Energie (MEI) absolviert und ein Stipendium des Freistaates Sachsen erhalten. Nach Zittau kam sie mehr zufällig. Eigentlich sei ihr die Stadt zu klein gewesen, erzählt sie, und wenn sie gewusst hätte, dass man hier nicht promovieren kann, hätte sie sich ganz sicher woanders eingeschrieben.

„Aber im Nachhinein fand ich das Studium selbst sehr gut und praxisorientiert“, sagt die 35-Jährige. Vor allem die private Art – im Hauptstudium waren sie zu siebt – habe ihr gefallen. Sie erinnert sich an sehr interessante technische Exkursionen und Praktika. Die Professoren waren kompetent, präzise und genau und die Ausstattung an der Hochschule technisch sehr gut, sagt sie. Fachlich hat die Einrichtung ein hohes Niveau. Sie würde die Hochschule auf jeden Fall für ein technisches Studium empfehlen. Und auch in der Freizeit war und ist in Zittau vieles möglich. Tatiana Salnikova war neben ihrem Studium Übungsleiterin für Jazz/Modern-Dance beim Hochschulsport, sang im Chor genauso wie als Sängerin in einer Jazz-Rock-Band, war aktiv im Faschingsclub. Das Flair an der Hochschule war super, sagt sie. Wunderbar sei auch die Natur so nah vor der Tür gewesen.

Das Wichtigste war jedoch das Studium, das sie 2003 als Diplomingenieurin mit „sehr gut“ abschloss. „Ich bin stolz, zu einer großen Familie ,Zittauer‘ zu gehören, die viel Respekt genießt“, fasst sie zusammen. Die Zittauer gehen in allen deutschen Kernkraftwerken ein und aus, entwickeln Brennstäbe, Castoren und anderes Zubehör, bauen in aller Welt neue Kraftwerke und alte in Deutschland zurück, forschen an den Unis oder überwachen die Betreiber von Atomanlagen. Ihre spezielle Ausbildung gab es zu DDR-Zeiten nur in Zittau. Auch heute sind die Ausbildungsstätten in Deutschland an einer Hand abzuzählen.

Da sie aber auf jeden Fall promovieren wollte und das in Zittau schon damals nicht mehr möglich war, suchte sie dafür eine andere Hochschule. Die Promotion machte sie an der TU Dresden und verteidigte auch diese mit einem „sehr gut“. Heute wird sie viele aus dieser „Familie“ treffen und morgen mit einem gemeinsamen Ausflug mit der Kleinbahn und einer Wanderung zum Töpfer das Wochenende beschließen.

Anmeldungen sind noch während der Veranstaltung möglich. Informationen: www.absolventen-maschinenwesen-zittau.de