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Am Anfang vom Abschied

Stadtwerkechef Reinhard Zerge hat den 65. Geburtstag gefeiert. Zuvor musste er gut gemeinte Bösartigkeiten überstehen.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. In seinem Büro hat er eine große Flasche Sekt stehen, die er nach und nach mit den Schnipseln eines Maßbandes bekleben wird. Reinhard Zerge zählt die letzten Tage als Chef der Döbelner Stadtwerke. Am Sonnabend ist er 65 geworden. „Der Gesetzgeber hat mir noch ein paar Monate drangehangen bis zur Rente“, sagt er. Der 31. März kommenden Jahres ist sein letzter Arbeitstag.

Und so war der Empfang zu seinem 65. Geburtstag im neu gestalteten Foyer der Stadtwerke auch ein bisschen ein Abschiednehmen von langjährigen Mitstreitern. Zumindest auf der beruflichen Ebene. Denn das kündigte der umtriebige Döbelner gleich an: „Wenn ich in Rente bin, habe ich endlich mehr Zeit für meine Vereine. Für den Handball, den Traditionsverein des Gymnasiums, für die Pferdebahn.“ Und für den Lions Club: Der stimmte ein „Hoch soll er leben“ mit Klaus Jakob am Akkordeon an.

Zerge, bekannt für seine liebenswerten Bösartigkeiten, hatte zu seinem Geburtstag selbst eine Menge auszustehen. Am Freitagnachmittag holten ihn die Kollegen ab, um zu testen, wie fit der Chef noch ist. Er wurde gebadet und ausstaffiert – als Bettelmönch musste er Lebensmittel schnorren: Eier, Möhren, Petersilie, Brot – eine Aufgabe, die Zerge dank seiner vielfältigen Netzwerke auf dem Weg durch Döbeln mit Bravour meisterte. „Mein Handwagen war voll“, meinte er grinsend.

Doppelspitze bis April

Damit nicht genug der Herausforderungen. Gevatter Tod erwartete ihn schon in den Klostergärten, wo Zerge aus einem Floß über den Panzerteich übersetzen musste. Unterwegs auf dem Lutherweg zu unbekanntem Ziel begegnete ihm eine Hexe – eine Anspielung auf einen Streich an einer Kollegin. Die wurde bei ihrer Polterhochzeit entführt und im Döbelner Theater von der Braut zur Hexe verwandelt. Endstation war die Burg Mildenstein, wo nach einer nächtlichen Führung in den Geburtstag hineingefeiert wurde. „Wir dachten eigentlich, dass er um diese Zeit noch nicht da ist“, meinte Aufsichtsratschef Heiner Hellfritzsch am Sonnabendmorgen mit Anspielung auf die kurze Nacht.

Mit Beginn des neuen Jahres bekommen die Stadtwerke eine Doppelspitze. Der neue Geschäftsführer Gunnar Fehnle tritt sein Amt an. Ab April ist er allein verantwortlich: „Ich freue mich darauf.“