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Altweinhübel ist sauer

Unbekannte beschmieren die Malereien am Dorfanger im Görlitzer Süden. Das nehmen die Anwohner nicht hin.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Jenny Thümmler

Die Mitglieder der Interessengemeinschaft Dorfanger Altweinhübel sind sauer. Unbekannte haben die Görlitz-Bilder am Dorfanger an der Seidenberger Straße beschmiert. Neben der gemalten Landeskrone prangt ein Schriftzeichen und im Nachbarbild mit den Görlitzer Türmen noch eins. Die schönen Bilder, entstellt, ärgert sich Karin Lehnik. „Uns allen gefallen die so gut. Warum muss denn sowas sein?“

... am Dorfanger sind deutlich zu sehen.
... am Dorfanger sind deutlich zu sehen. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Besonders bitter: Die Schmierereien scheinen am helllichten Tag entstanden zu sein. Ein Jugendlicher, der wegen eines derzeit sehr aktuellen Handyspiels am Vormittag am Anger entlang kam, war am Nachmittag angesichts des Gekritzels sicher, es zuvor noch nicht gesehen zu haben. Manfred Lehnik von der Interessengemeinschaft Dorfanger hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Die war auch da und hat fotografiert, tappt jedoch noch im Dunkeln.

Die Untersuchungen des Kriminaldienstes dauern an, teilt Sprecher Thomas Knaup mit. „Inhalt oder Bedeutung der Schmierereien sind noch ungeklärt.“ Familie Lehnik hat sich schon vorgenommen, Fikret Ciftci vom Dönergeschäft in Weinhübel zu fragen. Er hilft als Dolmetscher für Syrer, er könnte das wissen. Die Schmiererei erinnert nämlich an arabische Schriftzeichen. Ob es einen Zusammenhang gibt mit einem ähnlich aussehenden Graffito im Jakobstunnel, ist unklar. Im dortigen Schriftzug feiert jemand jemanden als seinen Helden, sagt ein Syrer, der das lesen kann. „Den Namen dieses Helden kann ich nicht entziffern. Es ist aber nichts Religiöses.“

Aber alles Wissen lässt die Schmierereien in Weinhübel auch nicht verschwinden. Ein drittes Gekritzel auf der Rückseite eines Straßenschilds an der Posottendorfer Straße hat ein Anwohner schon weggewischt. Bei den gemalten Bildern hilft hingegen nur neue Farbe. Die Mitstreiter der Interessengemeinschaft, die den Dorfanger seit vielen Jahren in Ordnung halten, wollen diese auch kaufen. Denn die beiden gemalten Bilder an den alten Toren gefallen allen.

Sie entstanden vor etwa vier und etwa anderthalb Jahren. Geschaffen hat sie der pensionierte Weinhübler Maler Rudi Holzinger. Demnächst soll ein drittes dazukommen – falls der Künstler noch will. „Wenn solche Schmierereien passieren, verliert er natürlich die Lust“, sagt Karin Lehnik. Es liege nun an den Altweinhüblern, ihn vom Weitermachen zu überzeugen. Manfred Lehnik ist privat mit ihm befreundet und hat wohl schon ein gutes Wort eingelegt. Nun hoffen alle, dass das Ärgernis spätestens bis zum nächsten Fest am Dorfanger verschwunden ist.