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Altmarktgalerie: Wer folgt auf Zara?

Ein großes Modelabel verlässt das Einkaufszentrum in der Dresdner Innenstadt, eine weitere Marke macht negative Schlagzeilen. Angst vor leeren Schaufenstern hat die Betreiberfirma deshalb aber nicht.

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© Sven Ellger

Gleich mehrere schlechte Nachrichten musste die Altmarktgalerie in den letzten Wochen verkraften. Die Modekette Zara hat bekannt gegeben, dass sie 2017 in die Centrum Galerie umzieht, der Textilhändler Sinn-Leffers hat Insolvenz angemeldet. Beide Firmen haben große Flächen im Einkaufszentrum gemietet. Die SZ sprach mit Regionaldirektor Harald Boll vom Centerbetreiber ECE, wie es jetzt weitergeht.

Herr Boll, träumen Sie nachts von leeren Schaufenstern in der Altmarktgalerie?

Ich schlafe weiterhin gut. Zara hinterlässt eine Fläche in sehr gefragter Lage im Center. Dazu führen wir ständig Gespräche mit nationalen und internationalen Filialisten, deren Interesse am Standort Dresden groß ist. Die Altmarktgalerie gehört zu unseren namhaftesten Centern. Wenn der Vertrag unterschrieben ist, gebe ich Bescheid. Und Sinn-Leffers hat einen langfristigen Mietvertrag. Wir beobachten genau, wie der Sanierungskurs verläuft.

So ist Dresdens Einzelhandelsfläche gewachsen

Laut IHK-Handelsatlas von 2015 verfügte die Stadt über eine Verkaufsfläche von 911180 Quadratmetern, das waren 1,71 Quadratmeter pro Einwohner.

Seit der letzten Erhebung sind allerdings mehrere große Standorte wie das Einkaufszentrum SP 1 am Straßburger Platz mit 8500, der Simmel-Markt am Albertplatz mit 3000 sowie das soeben fertiggestellte Prager Carrée mit 5800 Quadratmetern Fläche dazugekommen. Damit liegt Dresden bei rund 930000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche.

Im Vergleich: 1997 verfügte die Stadt noch über 613552 Quadratmeter, 2001 waren es bereits 817216, 2006 sank sie auf 806615, 2010 waren es 865336.

Parallel ist auch die Einwohnerzahl gewachsen, damit die Kaufkraft. Und Dresden hat Sogwirkung als Einkaufsstadt.

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Haben Sie den Weggang von Zara aus der Zeitung erfahren?

Nein, es gab schon eher Gespräche. Zara verfolgt seit einiger Zeit die Strategie, dass seine Läden eine bestimmte Mindestgröße haben müssen, die wir nicht bieten konnten. Und selbst wenn Sinn-Leffers ausziehen sollte, wären die drei Stockwerke zu groß für Zara gewesen. Was nicht heißt, dass wir die Fläche nicht teilen könnten.

Sollten die künftigen Mieter wieder Textilanbieter sein?

Der Bekleidungsbereich ist die wichtigste Säule des Branchenmixes in der Altmarktgalerie, deshalb wäre das wünschenswert. Wir brauchen sogenannte Vollsortimenter, die sowohl Damen- als auch Herrenbekleidung im Angebot haben.

Dresdens Einzelhandelsfläche wächst. Wie locken Sie weiterhin Kunden in Ihr Haus?

Über zwei Schienen. Zum einen haben wir Läden, die einmalig in der Region sind wie der Apple Shop oder Hollister. Dafür reisen Kunden ziemlich weit. Zum anderen bauen wir unseren Service aus. Wir haben in Kooperation mit Hotels einen Lieferservice für Touristen, die ihre Ware dorthin bekommen. Gleiches können natürlich auch Dresdner in Anspruch nehmen. Bei denen wird das Personal Shopping immer beliebter, die persönliche Einkaufsberatung. Diesen Herbst bauen wir einen Mall-Kiosk auf, an dem sich Touristen in Tschechisch, Polnisch, Russisch und auch in Mandarin über unsere Angebote informieren können. Der Anteil der Chinesen an unseren Kunden steigt rasant. Und es wird ein Carfindersystem geben, das den Kunden schnell den Weg vom Einkauf zum Auto in der Tiefgarage zeigt.

Kommen heute mehr Besucher in die Altmarktgalerie als vor zehn Jahren?

Definitiv, denn wir haben ja 2011 deutlich erweitert. Deshalb sind die Zahlen auch nicht vergleichbar. Aber zu Kundenzahlen pro Jahr nehmen wir generell keine Stellung. Allerdings liegen die höchsten Tagesbesucherwerte in der Altmarktgalerie bei über 100 000. Wie Sie sicher vermutet haben war dies ein Adventssonnabend.

Die umsatzstarken Russen blieben 2015 aus. Wie versuchen Sie diese Lücke zu füllen?

Derzeit verzeichnen wir keinen weiteren Rückgang dieser Kundengruppe und hoffen, mit unserer russischen Weihnacht wieder Interessenten zu bekommen. Grundsätzlich versuchen wir über unsere Homepage, die es auch in Russisch, Tschechisch und Polnisch gibt, internationale Gäste anzusprechen. Vor tschechischen und polnischen Feiertagen schalten wir dort gezielt Radiospots, um auf uns aufmerksam zu machen.

Ihr Haus hat inzwischen 14 Jahre auf dem Buckel, zumindest in Teilen. Sind Umbauten geplant?

Wir haben ja bei der Erweiterung schon bestimmte Läden wie Douglas oder H&M umstrukturiert. Und ich glaube, die Galerie ist noch sehr ansprechend. Aber wir wollen demnächst die Verweilqualität verbessern. Neudeutsch heißt das, eine chilligere Atmosphäre zu schaffen mit Loungesesseln. Auch die Orientierung soll verbessert werden, und im Parkhaus kommt eine neue LED-Beleuchtung zum Einsatz. Dort denken wir auch über größere Parkplätze vor allem für Familien mit Kindern oder Menschen mit Handicap nach. Für all diese Ideen kann ich aber noch keine Termine sagen, wann sie umgesetzt werden.

Welche Anbieter hätten Sie gern noch in der Altmarktgalerie?

Da gibt es einige. Das spanische Textilunternehmen Inditex, zu dem neben Zara auch Bershka oder Pull and Bear gehört, hat die Marke Massimo Dutti im Portfolio. Die gibt es im Osten Deutschlands außer in Berlin noch nicht. Auch H&M hat Premiummarken wie Cos oder And the other stories, die wir gern ansiedeln würden. Die Gespräche dazu laufen. Aber ich würde auch gern einen Biomarkt neben Rewe und Aldi sehen oder im Streetwearbereich die Marken Tigers oder Snipes.

Vor den Läden auf der Prager Straße fällt mehr Sicherheitspersonal auf. Zieht die Altmarktgalerie nach?

Wir haben die Anzahl der Wachleute erhöht und ihre Präsenz auf den Ladenstraßen, in der Tiefgarage und in den Treppenhäusern verstärkt. Zusätzlich gibt es Mieter, die eigene Sicherheitsleute haben wie Douglas. Uns ist es wichtig, dass die Kunden ein sicheres Gefühl beim Einkauf haben. Das zählt zu unseren Kernaufgaben.

Laut einer Kundenbefragung soll die Centrum Galerie inzwischen beliebter sein als Ihr Haus. Beunruhigt Sie das?

Unsere Linie ist gut, da bin ich ganz ruhig. Und im November starten wir eine erneute Kundenbefragung inner- und außerhalb unseres Hauses. Da wollen wir hören, was die Leute stört, was sie gut finden, was sie vermissen. Diese Daten sind immer sehr interessant für uns und geben Orientierungshilfe. Danach prüfen wir, was sinnvoll ist und umgesetzt werden kann.

Das Gespräch führte Kay Haufe.