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Millionen für Dresdner Bosch-Fabrik

Zur Grundsteinlegung für die Fabrik kommt ausgesuchte politische Prominenz. In den kommenden Jahren sollen dort schließlich Hunderte Arbeitsplätze entstehen.

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© Sebastian Kahnert/dpa

Nora Miethke

Dresden. Bundeswirtschafts-minister Peter Altmaier (CDU) ist gut aufgelegt. „Ich übermittle ihnen die Glückwünsche der Bundeskanzlerin und das ohne vorherige Ressortabstimmung. Man weiß ja nie, wie diese heutzutage ausgehen würde“, sagt er mit Augenzwinkern zum Beginn seines Grußworts. Anlass ist die Grundsteinlegung für das Chipwerk der Robert Bosch GmbH in Dresden. Gemeinsam mit Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer setzte er am Montag die Basis für die teuerste Einzelinvestition in der 130 jährigen Geschichte des Automobilzulieferers. Eine Milliarde Euro fließt in den Aufbau einer Halbleiterproduktion mit bis zu 700 Arbeitsplätzen. In Dresden sollen ab Ende 2021 Autochips für Sensoren gefertigt werden, die Fahrzeuge immer intelligenter machen sollen, bis sie eines Tages autonom fahren können.

Nach dem launigen Auftakt wurde Altmaier wieder ernst und erklärte, warum diese Investition so wichtig ist, nicht nur für Sachsen, sondern für Deutschland und Europa. „Es geht um ein Ringen um die industriepolitische Zukunft des Kontinents“, so Altmaier. Mit einem Anteil von 20 Prozent an der Gesamtbeschäftigung habe Deutschland den höchsten Wert bei Industriearbeitsplätzen in Europa – noch. „Aber uns gehen auch Dinge durch die Lappen, weil wir die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt haben“, sagt der Politiker und erinnerte an die Abwanderung der Unterhaltungselektronik nach Asien. Diesen Fehler werde man im internationalen Wettbewerb um Technologieansiedlungen für das Internet der Dinge und das autonome Fahren nicht wiederholen. „Wir werden kämpfen“, betonte der Bundeswirtschaftsminister und legte einen Ziegelstein als Symbol für die lange industrielle Tradition in die Zeitkapsel, die mit eingemauert wurde. Hoheisel legte ein Lenkrad als Zeichen für den technischen Wandel dazu und Kretschmer steuerte einen Goldriesling als sächsisches Kulturgut bei, um zu zeigen, woher man kommt.

Hauptwaffe in Altmaiers Kampf sind Subventionen. Die Chipfabrik von Bosch wird der erste komplette Neubau nach fast 20 Jahren in Europa sein. In den vergangenen Jahren sind sogenannte Fabs fast nur in den USA und Asien entstanden, weil die Investoren dort höhere staatliche Förderung bekamen. Nun will sich der Bund gemeinsam mit dem Freistaat in dreistelliger Millionenhöhe an der Dresdner Fertigung beteiligen. Die genaue Summe wollte Altmaier nicht nennen, weil die Förderanträge in Brüssel noch genehmigt werden müssen. Die Bundesregierung nimmt eine Milliarde Euro in die Hand, um Großinvestitionen in der Mikroelektronik zu unterstützen. Damit nicht nur Forschung und Entwicklung gefördert werden kann, sondern auch der Aufbau von Produktion, hat die EU-Kommission für wichtige Vorhaben im gemeinsamen europäischen Interesse (IPCEI) ihre strengen Beihilferegeln gelockert. „Es geht darum, nicht nur Lehrstühle zu eröffnen, sondern die PS auf die Straße zu bringen“, machte Altmaier klar. Das Bosch-Werk wäre das erste Großprojekt, das in diesem IPCEI-Rahmen unterstützt werden würde.

Was man für eine Bewerbung bei Bosch wissen muss

Läuft der Bewerbungsprozess schon?

Ja. Die ersten Stellen sind schon besetzt. Bis zum Jahresende sollen laut Werkleiter Otto Graf 125 Mitarbeiter eingestellt werden.

Wo kann man sich bewerben?

Bosch setzt auf elektronische Bewerbungen. Die Stellen werden auf dem Portal www.bosch-carreer.de/jobs ausgeschrieben. Am Montag sollte auch ein eigenes Standortportal für Dresden starten, zu finden unter: www.bosch.de/unser-unternehmen/bosch-in-deutschland/dresden

Welche Berufsbilder werden gesucht?

Experten aus der Halbleiterindustrie, Prozess-, Produktions- und Instandhaltungsingenieure, Mathematiker, Softwareentwickler, Berufserfahrene aus den Studienrichtungen Physik, Chemie und Mikrosystemtechnik.

Haben auch ältere Bewerber eine Chance?

Auch Bewerber, die älter als 50 Jahre sind, hätten eine Chance, denn „Alter ist bei uns kein Entscheidungskriterium“, sagte Werkleiter Otto Graf beim Spatenstich. Wichtig sei, dass die Qualifikation stimmt. Bosch hat sich auch zum Ziel gesetzt, jede fünfte Führungsposition mit einer Frau zu besetzen.

Gibt es einen Bewerbungsschluss?

Nein, denn der Bewerbungsprozess ist dynamisch. Ausgeschrieben werden jetzt die Funktionen, die man in den kommenden Monaten besetzen muss. Bestimmte Qualifikationen brauche man dagegen erst in einigen Jahren. Das mache die Auswahl der Bewerber jetzt so schwierig, betont Graf. (SZ/nm)

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Es werde zuerst ein Produktionsstandort sein, auch wenn man in der Halbleiterfertigung Forschung & Entwicklung und Produktion nicht so genau trennen könne, betonte Hoheisel. Bosch ist der einzige große Zulieferer mit eigener Chipfertigung, bislang ausschließlich in Reutlingen, wo sich auch die Entwicklung konzentriert. In Dresden steigt der Konzern nun erstmals in eine 300-Millimeter-Halbleiterertigung ein.

Die Produktion wird hochautomatisiert sein und soll zeigen, wie über eine komplette Vernetzung der Produktionsdaten effizient geplant, gefertigt und geliefert werden kann. Der Bewerbungsprozess für die bis zu 700 Jobs läuft bereits. Bei der Suche nach den künftigen Mitarbeitern „setzen wir stark auf die Region und internationale Spezialisten“, so Hoheisel. Auf die Frage, warum die Fachkräfte zu Bosch kommen sollten, blieb er allerdings recht vage und versprach nur „hochinteressante Arbeitsinhalte“, die heutzutage genauso wichtig seien wie eine gute Bezahlung und der Arbeitsvertrag.