Merken

Altes Motorrad-Eisen auf großer Fahrt

Das Ehepaar Geißler aus Oppach ist mit betagten Maschinen durch Island getourt. Von der Reise gibt es viel zu erzählen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Rafael Sampedro

Von Andreas Braun

Es war ein besonderes Jahr, als Stefanie und Bernd Geißler sich von Oppach aus auf den Weg nach Norden machten, um mit ihren betagten Motorrädern über vier Monate lang unter anderem durch Island, unterwegs zu sein. Aber die Erinnerung verblasst für die beiden Motorrad-Begeisterten Abenteuer-Urlauber nicht so schnell. Auf gepflegten und fachmännisch von Schlosser Bernd Geißler wieder instandgesetzten Maschinen, einer AWO T425, Baujahr 1954 und einer BMW R75, Baujahr 1942 ging es im Jahr 2011 über insgesamt 15 000 km unter anderem durch Island.

Durch spektakuläre Landschaften sind die beiden Motorradfreaks aus Oppach gefahren.
Durch spektakuläre Landschaften sind die beiden Motorradfreaks aus Oppach gefahren. © privat
An etlichen Orten haben sie dabei natürlich angehalten und Fotos gemacht – die es nun bei ihrem Vortrag zu sehen gibt.
An etlichen Orten haben sie dabei natürlich angehalten und Fotos gemacht – die es nun bei ihrem Vortrag zu sehen gibt. © privat

Überwältigende Natur, Begegnungen mit Einheimischen, Erlebnisse an einsamen, völlig entlegenen Plätzen, monatelange Camping-Übernachtungen und eine Reisetour in einem auch für Island sehr kalten Sommer – dies alles, und die Besonderheit, diese Reise auf ihren betagten Reisemaschinen gemacht zu haben, wird Thema einer Multivisions-Schau sein, die am Sonnabend in Waltersdorf zu erleben ist.

Das Ehepaar Geißler zählt nicht zu den Pauschal-Touristen. „Normal können Andere – wir eher nicht“, sagt Bernd Geißler schmunzelnd bei seinen Erzählungen. Auf die Frage nach Island erwidert seine Frau Stefanie: „Na, der faszinierenden Landschaften wegen. Und nordisch sollte es sein.“ Kanada, auch als mögliches Reiseziel erwogen, bot ein paar Hürden, und so fiel die Wahl auf Island. Mit Atemanhalten vor Reisebeginn – denn gerade mal sechs Wochen vor Reisebeginn musste Bernd Geißler noch einen größeren Schaden an seiner BMW beheben.

Es klappte, und schließlich ging es planmäßig los. Die Reise, die außer nach Island auch über Schottland, Irland, die Isle on Man und Frankreich führte, schloss sich an Stefanie Geißlers Studium der Werkstoffwissenschaften in Dresden an. Artikel über diese und andere Unternehmungen sind bereits in renommierten Motorrad-Zeitschriften erschienen.

Beide Geißlers sind ihrer lang gehegten Begeisterung für Motorräder auf allen ihren Reisen treu geblieben. Stefanie Geißlers Großvater war Friedhelm Kohlar, Motorrad-Rennfahrer und 2-facher DDR-Meister. Großvater Friedhelm und Bernd Geißler kannten sich über die Motorräder schon, bevor Bernd Geißler seine spätere Frau Stefanie kennenlernte.

Die BMW R75, im Krieg in Russland geblieben, gelangte über Dortmund in die Oberlausitz in Geißlers Werkstatt, wo er sie wieder instand setzte. Zahlreiche Reisen folgten, immer gemeinsam, immer zu zweit, sie bleiben in kleiner, vertrauter Besetzung. „Solche Reisen sind anspruchsvoll“, erzählen beide, „da braucht es ein passendes, perfekt zusammenwirkendes Team, Verlässlichkeit und den gemeinsamen Erfahrungs-Hintergrund“. Jedes Jahr aufs Neue gehen sie auf mehr oder weniger große Tour. „Gut 100 000 Kilometer ist die R 75 alleine schon unter mir gefahren“, weiß Bernd Geißler. Wie viele Kilometer das betagte, aber technisch wieder absolut zuverlässig laufende Motorrad zuvor schon auf dem Buckel hatte, kann er nicht genau sagen. „Langzeit-Leistung ist gefragt, keine Spitzengeschwindigkeiten. 80 Stundenkilometer Reisegeschwindigkeit: Mehr muss es auf den Reisen nicht sein. Die Landschaft, die Straße und das Reiseerlebnis vom Motorrad-Oldtimer aus stehen im Vordergrund“, sagt der Motorradfan.

Drei Jahre haben die beiden ihre Island-Reise geplant. „Anfangs wurde ich in meinem Betrieb eher belächelt für meine Reisepläne“, erzählt Bernd Geißler. Als es dann wirklich konkret wurde, und er sich die Arbeits-Auszeit für das mehrmonatige Vorhaben tatsächlich nahm, wich die Skepsis von Freunden und Kollegen eher der Bewunderung.

Wer sich die Eindrücke und die Erfahrungen aus erster Hand erzählen lassen und sich von Reisebildern, Filmsequenzen und Musik nach Island entführen lassen möchte, dem bietet der Multivisions-Vortrag an diesem Sonnabend im Saal des Naturparkhauses Waltersdorf eine gute Gelegenheit. Beginn des Abends ist 19.30 Uhr, der Einlass startet schon eine halbe Stunde früher.